Fluegelschlag
Meute Hyänen, die er aus dem Wartezimmer vertrieben hatte.
»Mach dir keine Sorgen um die Frauen. Sie können sich an nichts erinnern.«
»Du hast ihre Gedanken manipuliert? Und was gibt dir das Recht, so mit Menschen umzuspringen?«
»Jetzt mal langsam«, mischte sich Gabriel ein. »Du verkennst die Situation. Während du munter dabei bist, Arian noch tiefer reinzureißen, läuft da draußen ein Dämon herum, der stündlich stärker wird, indem er Sterblichen die Seelen raubt. Er setzt sich über alle Regeln hinweg und tut weiß Gott was mit den Schutzengeln. Und ich möchte wetten, auch diesmal hat einer von euch seine Finger im Spiel.« Er sah aus, als wollte er ausspucken, doch dann kam nur ein Wort über seine Lippen: »Engelseher!«
»Das ist es, was du wirklich übelnimmst, oder?«
»Juna!«, mahnte Arian. Doch sie ignorierte ihn und konzentrierte sich ganz auf Gabriel. »Die Seelen sind dir doch völlig gleichgültig, und das Schicksal deiner Kollegen schert dich einen Dreck. Aber es stinkt dir, dass es Menschen gibt, die eure feine Fassade durchschauen! Wahrscheinlich bist du auch einer von diesen … Selbst gerechten!«
Ohne sie zu beachten, fragte er Arian: »Woher weiß sie von den Gerechten?«
Juna hätte ihn am liebsten geschüttelt. Wenn er sie nicht gerade beleidigte, tat er so, als wäre sie Luft. »Vorhin hat einer versucht, mich umzubringen, falls du es wirklich wissen willst. Aber das hat er bereut.« Stolz sah sie Arian an, der gar nicht glücklich über den Verlauf des Streits zu sein schien. »Man sollte meinen, dass die himmlischen Kräfte zusammenhalten würden, wenn dieser Dämon wirklich eine solche Bedrohung darstellt. Stattdessen bringt ihr euch lieber gegenseitig um.«
Sie war nicht ganz sicher gewesen, ob Arian den Gerechten wirklich getötet hatte. Ein wenig Abschreckung hätte gereicht, wäre es nach ihr gegangen. Auch wenn der Gerechte den armen Jungen umgebracht hatte - er war immerhin ein Engel . Arians Schweigen bestätigte ihren Verdacht jedoch. Schnell verdrängte sie den Gedanken, dass ihr Liebhaber auch eine dunkle Seite besaß. Stattdessen wandte sie sich wieder Gabriel zu. »Warum kümmerst du dich eigentlich nicht um das Problem?«
Er verschränkte die Arme vor der Brust. » Ich habe keinen Auftrag!«, verkündete er mit finsterer Miene, und sie hatte den Eindruck, dass er diesen Umstand bedauerte. Gern hätte Juna ihn gefragt, warum er sich dann ständig einmischte, aber sie kam nicht mehr dazu.
»Ich bin sicher, Nephthys weiß dein Engagement zu schätzen«, unterbrach Arian kühl die Diskussion. »Die Gerechten sind in der Tat auf uns aufmerksam geworden. Es wäre in unser aller Sinne, wenn sie keine Gelegenheit erhielten, meine Suche nach dem Dämon zu stören. Er war in Johnstone, daran gibt es keinen Zweifel.«
Arian erwähnte nicht, dass es dem Dämon gelungen war, sich, anfangs von ihm unbemerkt, in seine Nähe zu schleichen. Auch wenn es ihm nicht gefiel, darin musste er Gabriel Recht geben: Die Jagd und eine Liebesaffäre schlossen sich gegenseitig aus. Wie sollte er dem Dämon auf die Schliche kommen, wenn er sich pausenlos um Junas Sicherheit sorgte? Er brauchte sie nicht einmal anzusehen. Die Zartheit ihrer Gesichtszüge, die fein geschwungene Nase, die ihrem Profil etwas rührend Verletzliches gab, all das hatte sich tief in sein Gedächtnis eingebrannt. Juna durfte nichts geschehen.
Als hätte sie seinen Wunsch nach einer Lösung erahnt, schlenderte Iris herein. »Ein Gipfeltreffen der verlorenen Seelen?« Sie stellte sich breitbeinig hin, die Hände in den Taschen ihrer verwaschenen Jeans, und sah von einem zum anderen. »Habe ich etwas verpasst?«
»Nein, gar nichts. Der Herr hier wollte gerade gehen!« Juna machte eine Kopfbewegung zu Gabriel, der ihre Worte mit einem Schnaufen quittierte.
Arian hatte keine Lust, sich weiter an diesem Geplänkel zu beteiligen. »Iris, egal was passiert - du bleibst bei Juna. Verstanden?« Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte er sich an seinen ehemaligen Kampfgefährten. »Wenn du dich schon in mein Leben einmischst, dann kannst du mir jetzt auch bei der Suche helfen. Komm!«
Er verließ den Raum, und zu seiner Überraschung folgte Gabriel ihm widerspruchslos. Sich nach Juna umzuschauen, wagte Arian nicht. Er hätte es nicht über sich gebracht, sie in Iris’ Obhut zurückzulassen, hätte er sie noch einmal angesehen. Er musste darauf vertrauen, dass sie seine Beweggründe verstehen würde.
Weit
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