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Flüstern in der Nacht

Flüstern in der Nacht

Titel: Flüstern in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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bleibe nicht lang weg«, meinte Bruno. Sein anderes Ich schwieg.
    »Ich werde ein paar Kerzen holen, damit die Dunkelheit mich nicht überrascht«, fügte Bruno hinzu. »Halte ich es ein paar Minuten allein hier aus, während ich weg bin?« Sein anderes Ich blieb stumm.
    Bruno ging zu der Treppe in der Ecke. Sie führte nach unten in ein Schlafzimmer im Obergeschoß. Der Treppenschacht lag nicht völlig in der Dunkelheit, weil etwas Licht vom Fenster hereinfiel. Aber als Bruno unten die Tür aufstieß, mußte er erschreckt feststellen, daß im Schlafzimmer völlige Dunkelheit herrschte. Die Fensterläden.
    Er hatte die Fensterläden auf dem Dachboden geöffnet, als er am Morgen in der Dunkelheit aufwachte, aber überall sonst im Haus waren die Läden verschlossen. Er hatte nicht gewagt, sie zu öffnen. Es schien zwar unwahrscheinlich, daß Hilary-Katherines Spione nach oben blickten und zwei geöffnete Läden im Dachboden bemerkten; aber wenn er jetzt in das ganze Haus Licht ließ, würde ihnen die Veränderung sicherlich auffallen; sie würden gleich gelaufen kommen. Jetzt war das Haus wie ein Grabmal eingehüllt in ewige Nacht.
    Er stand im Treppenhaus und spähte in das finstere Schlafzimmer, hatte Angst, weiterzugehen, lauschte, ob er das Wispern hörte. Kein Laut war zu vernehmen.
    Auch keine Bewegung.
    Er überlegte, ob er wieder hinaufgehen sollte. Aber das war auch keine Lösung; in ein paar Stunden würde die Nacht hereinbrechen, und dann säße er ohne schützendes Licht da. Er mußte bis zur Speisekammer vordringen und die Kerzen finden. Zögernd, widerstrebend betrat er das Schlafzimmer, hielt die Tür zur Treppe offen, um das schwache rauchige Licht auszunutzen, das hinter und über ihm lag. Zwei Schritte. Dann blieb er stehen. Wartete. Lauschte. Kein Wispern.
    Er ließ die Tür los und hastete durch das Schlafzimmer, tastete sich seinen Weg zwischen den Möbelstücken hindurch. Kein Wispern.
    Er erreichte die nächste Tür und trat in den Flur. Kein Wispern.
    Einen Augenblick lang, eingehüllt in samtige, konturlose Schwärze, konnte er sich nicht erinnern, ob er nach links oder nach rechts abbiegen mußte, um an die Treppe nach unten zu kommen. Dann kam die Orientierung zurück, und er ging nach rechts, die Arme vor sich ausgestreckt, die Finger gespreizt wie ein Blinder. Kein Wispern.
    Fast wäre er die Treppe hinuntergefallen, als er sie erreichte. Der Boden tat sich plötzlich unter ihm auf, und er rettete sich, indem er nach links taumelte und sich an dem Geländer festklammerte, das er nicht sah. Wispern.
    An das Geländer geklammert und praktisch blind hielt er den Atem an und legte den Kopf zur Seite. Wispern.
    Es kam hinter ihm her.
    Er schrie auf und taumelte wie ein Betrunkener die Treppe hinunter, ruderte mit den Armen, verlor das Gleichgewicht, stolperte, stürzte auf den Treppensims, fand sich mit dem Gesicht im staubigen Teppich wieder, spürte einen Schmerz, der durch sein linkes Bein schoß, einfach ein blitzartiger Schmerz und dann das dumpfe Echo in seinem Fleisch, und er hob den Kopf und hörte das Wispern näher kommen, näher, rappelte sich auf, wimmerte vor Angst, hinkte hastig den nächsten Treppenabsatz hinunter, stolperte, als er plötzlich das Untergeschoß erreichte, sah sich um, starrte in die Dunkelheit hinein, hörte das Wispern, das auf ihn zukam, hörte, wie es sich zu einem brüllenden Zischen aufbaute, und schrie »Nein! Nein!« – und rannte durch den Gang auf den hinteren Teil des Hauses zu, auf die Küche zu, und dann baute sich das Wispern rings um ihn auf, schlug über ihm zusammen, kam von oben und unten und allen Seiten, und da waren sie wieder, diese schrecklichen, krabbelnden Dinger – oder nur eines ; eines oder viele; er wußte es nicht – und während er auf die Küche zu taumelte, in seiner Angst und seinem Schrecken von Wand zu Wand stolperte, schlug und wischte er an sich herum, versuchte verzweifelt die Krabbeldinger loszuwerden, und krachte gegen die Küchentür, eine Pendeltür, die aufschwang, um ihn einzulassen, tastete sich an der Wand entlang, tastete sich am Herd und am Kühlschrank vorbei, den Schränken und dem Ausguß, bis er schließlich die Tür zur Speisekammer erreichte, und die ganze Zeit krabbelten die Biester an ihm herum, und das Wispern dauerte an, und er schrie und schrie, so laut er konnte, und riß die Speisekammertür auf, und ein Übelkeit erregender Gestank schlug ihm entgegen, und er trat in die Kammer trotz des

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