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Flüstern in der Nacht

Flüstern in der Nacht

Titel: Flüstern in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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»Wer?«
    »Lieutenant Howard.«
    »Er ruft in der Zentrale an und sorgt dafür, daß sich jemand mit dem Büro des Sheriffs dort droben in Napa County, wo Frye wohnt, in Verbindung setzt.« »Warum?«
    »Nun, der Sheriff kann zunächst vielleicht herausfinden, wie Frye nach L.A. gekommen ist.«
    »Ist es denn wichtig, wie er hergekommen ist?« fragte sie. »Kommt es nicht darauf an, daß er sich hier aufhält und man ihn deshalb finden und festhalten muß.« »Wenn er beispielsweise per Flugzeug kam«, meinte Tony, »dann hilft es uns nicht weiter. Aber wenn Frye mit dem Wagen nach L. A. fuhr, dann könnte der Sheriff von Napa County herausfinden, was er für einen Wagen besitzt. Erhalten wir dann eine Beschreibung des Fahrzeugs und die Zulassungsnummer, so haben wir vielleicht eher die Chance, ihn festzunageln, ehe er allzu weit kommt.«
    Sie dachte einen Augenblick lang darüber nach und fragte dann: »Warum ist Lieutenant Howard in die Küche gegangen? Warum hat er nicht einfach den Apparat hier benutzt?« »Ich nehme an, er wollte, daß Sie ein paar Minuten Ruhe haben«, meinte Tony etwas verlegen. »Und ich glaube, er wollte nicht, daß ich zuhöre.« »O nein. Er wollte nur –«
    »Wissen Sie, ich habe ein merkwürdiges Gefühl«, fuhr sie fort, ohne ihn ausreden zu lassen. »Ich habe das Gefühl, als sei ich die Verdächtige und nicht etwa das Opfer.« »Sie sind bloß erregt«, beruhigte er sie. »Das ist verständlich.«
     
    »Ist es nicht. Es liegt vielmehr daran, wie Sie sich mir gegenüber verhalten. Nun... Sie nicht so, aber er.« »Frank wirkt manchmal sehr kühl«, sagte Tony. »Aber er ist ein sehr guter Detektiv.« »Er denkt, ich lüge.«
     
    Ihr Scharfsinn überraschte ihn. Er rutschte verlegen auf dem Sofa hin und her. »Ich bin ganz sicher, daß er nicht so denkt.« »Doch«, beharrte sie. »Und ich verstehe nicht, warum.« Ihre Augen fixierten ihn. »Seien Sie wenigstens ehrlich, kommen Sie. Was ist? Was habe ich falsch gemacht?« Er seufzte. »Ihnen entgeht wohl nicht so leicht etwas.« »Ich bin Schriftstellerin. Es gehört zu meinem Beruf, die Dinge etwas genauer zu beobachten. Und außerdem kann ich hartnäckig sein. Also sollten Sie besser meine Fragen beantworten, sonst lasse ich bestimmt nicht locker.« »Nun, was Lieutenant Howard unter anderem stört, ist die Tatsache, daß Sie den Mann, der Sie angegriffen hat, kennen.« »Und?«
    »Das ist mir peinlich«, meinte er verlegen. »Lassen Sie schon hören.«
    »Nun...«Er räusperte sich. »Nach üblicher Polizeimeinung geht man davon aus, daß das Opfer, das den Täter kennt, im Fall von Notzucht oder versuchter Notzucht mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit zu der Tat beigetragen hat, da es vermutlich den Angeklagten zur Tat ermuntert hat.« »Unsinn!«
    Sie stand auf, ging zum Schreibtisch und blieb dort, den Rücken ihm zugewandt, stehen. Er erkannte, daß sie versuchte, nicht die Fassung zu verlieren. Er hatte sie mit seinen Worten sehr verärgert.
    Als sie sich schließlich wieder umdrehte, war ihr Gesicht gerötet. »Das ist schrecklich«, meinte sie. »Empörend. Jedesmal, wenn eine Frau von jemandem vergewaltigt wird, den sie kennt, dann glauben Sie tatsächlich, daß sie den Täter dazu ermutigt hat.«
    »Nein. Nicht jedesmal.«
    »Aber meistens, das denken Sie wenigstens«, fügte sie aufgebracht hinzu.
    »Nein.«
    Sie funkelte ihn an. »Wir wollen doch aufhören, hier semantische Spiele zu treiben. Bei mir glauben Sie es. Sie glauben, daß ich ihn herausgefordert habe.«
    »Nein«, beharrte Tony. »Ich habe Ihnen nur erklärt, wie die Polizei üblicherweise in solchen Fällen denkt. Ich habe nicht behauptet, viel davon zu halten. Das tue ich wirklich nicht. Wohl aber Lieutenant Howard. Und Sie hatten gefragt. Sie wollten wissen, was er denkt, und ich habe es Ihnen erzählt.« Sie runzelte die Stirn. »Dann glauben Sie mir?« »Gibt es einen Grund, das nicht zu tun?« »Es war genau so, wie ich es geschildert habe.« »In Ordnung.« Sie starrte ihn an. »Warum?« »Warum was?«
    »Warum glauben Sie mir, und er nicht?« »Für mich gibt es nur zwei Gründe, warum eine Frau einen Mann zu Unrecht der Notzucht anklagt. Und in Ihrem Fall trifft keiner dieser Gründe zu.«
    Sie lehnte sich an den Schreibtisch und verschränkte die Arme, legte den Kopf etwas zur Seite und musterte ihn interessiert. »Was sind das für Gründe?«
    »Nummer eins, er hat Geld und sie nicht. Sie möchte ihn in Verlegenheit bringen, hofft, sie könne

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