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Flüstern in der Nacht

Flüstern in der Nacht

Titel: Flüstern in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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eine große Entschädigung dafür kassieren, daß sie die Anklage schließlich fallenläßt.«
    »Aber ich habe Geld.«
    »Allem Anschein nach sogar eine ganze Menge«, meinte Tony und blickte sich bewundernd in dem schön möblierten Zimmer um.
    »Und der andere Grund?«
    »Ein Mann und eine Frau hatten eine Affäre miteinander, und er verläßt sie wegen einer anderen. Sie ist verletzt, fühlt sich zurückgesetzt, verschmäht. Sie will sich an ihm rächen, ihn bestrafen und wirft ihm deshalb Notzucht vor.« »Wie können Sie sicher sein, daß das bei mir nicht der Fall ist?« fragte sie.
    »Ich habe Ihre beiden Filme gesehen und glaube deshalb, mir ein gewisses Bild von Ihnen machen zu können. Sie sind eine sehr intelligente Frau, Miss Thomas. Ich glaube nicht, daß Sie so unvernünftig, so kleinlich oder rachsüchtig sein könnten, um einen Mann ins Gefängnis zu schicken, nur weil er Ihre Gefühle verletzt hat.« Sie musterte ihn eindringlich.
    Er hatte das Gefühl, abgewogen und beurteilt zu werden. Offensichtlich überzeugt, daß er nicht ihr Feind war, kehrte sie zu dem Sofa zurück und setzte sich in einen Wirbel dunkelblauer Seide. Der Morgenrock schmiegte sich um ihre Figur. Er versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihn ihre attraktive Weiblichkeit in Bann zog.
    »Tut mir leid, wenn ich etwas unfreundlich reagierte«, sagte sie.
    »War nicht der Fall«, beruhigte er sie. »Mich ärgert die Polizeimeinung auch manchmal.«
    »Ich nehme an, Fryes Anwalt wird, wenn diese Geschichte vor Gericht kommt, den Geschworenen einzureden versuchen, daß ich den Hundesohn gereizt habe.« »Darauf können Sie sich verlassen.« »Wird man ihm glauben?« »Häufig ist das der Fall.«
    »Aber er hat nicht nur versucht, mich zu vergewaltigen. Er wollte mich umbringen.« »Dafür werden Sie Beweise brauchen.« »Das zerbrochene Messer oben –«
    »Das läßt sich nicht unbedingt mit ihm in Verbindung bringen«, meinte Tony. »Es trägt keine Fingerabdrücke; es handelt sich um ein ganz gewöhnliches Küchenmesser. Unmöglich wird man feststellen können, wo es gekauft wurde, und darum nicht mit Bruno Frye in Verbindung bringen.«
    »Aber er machte auf mich den Eindruck eines Wahn-sinnigen Er ... er befindet sich nicht im Gleichgewicht. Das würden die Geschworenen doch sehen. Verdammt, Sie werden es sogar erkennen, wenn Sie ihn verhaften. Wahrscheinlich wird es gar nicht zur Verhandlung kommen. Man wird ihn einfach in eine Anstalt einweisen.«
    »Wenn er wirklich geisteskrank ist, dann wird er wissen, was er tun muß, um normal zu wirken«, sagte Tony. »Schließlich war er bis zum heutigen Tag ein besonders verantwortungsbewußter aufrechter Bürger. Als Sie auf seinem Weingut in der Nähe von St. Helena waren, ist Ihnen doch auch nicht aufgefallen, daß Sie sich in der Gesellschaft eines Wahnsinnigen befanden, oder?« »Nein.«
    »Dann werden die Geschworenen das auch nicht bemerken.«
    Sie schloß die Augen und kniff sich in den Nasenrücken. »Also kommt er höchstwahrscheinlich ungeschoren davon.« »Es tut mir leid, das sagen zu müssen, aber die Wahrscheinlichkeit ist recht hoch.« »Er wird wiederkommen.« »Vielleicht.« »Mein Gott!«
    »Sie wollten die ungeschminkte Wahrheit hören.« Sie musterte ihn mit ihren schönen, großen Augen. »Ja, wollte ich. Und ich bin Ihnen dankbar, daß Sie so offen sprechen.« Sie fand sogar ein kleines Lächeln für ihn. Er lächelte zurück. Am liebsten hätte er sie in den Arm genommen, an sich gedrückt, sie getröstet, geküßt, geliebt. Aber als guter Gesetzesvertreter mußte er auf seiner Seite des Sofas sitzen, ausdrucksleer lächeln und sagen: »Manchmal haben wir ein ziemlich lausiges System.« »Und was gibt es sonst noch für Gründe?«
    »Wie bitte?«
    »Sie sagten, einer der Gründe, weshalb Lieutenant Howard mir nicht glaubt, sei, daß ich den Täter kenne. Was gibt es noch für Gründe? Weshalb glaubt er sonst noch, daß ich lüge?«
    Tony wollte gerade antworten, als Frank Howard das Zimmer betrat.
    »Okay«, meinte Frank knapp. »Der Sheriff kümmert sich jetzt in Napa County darum, er versucht, herauszufinden, wann und wie dieser Frye die Stadt verlassen hat. Außerdem wurde nach Ihrer Beschreibung, Miss Thomas, die Fahndung eingeleitet. Ich hab' mir auch aus meinem Wagen dieses Berichtsformular geholt.« Er zeigte ihr sein Schreibbrett, das darauf festgeklippte Blatt Papier und zog einen Kugelschreiber aus der Innentasche seines Jacketts. »Ich

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