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Flüstern in der Nacht

Flüstern in der Nacht

Titel: Flüstern in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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ihr zu, aber das half wohl auch nicht, sie zu beruhigen.
    »Würde sich in dem Weingut jemand erinnern, daß Sie Ihre Schlüssel verloren haben?« fragte Lieutenant Howard. »Ich glaube schon. Ganz sicher sogar. Ich habe mindestens eine halbe Stunde lang gesucht und mich überall erkundigt, in der Hoffnung, jemand hätte sie vielleicht gesehen.« »Aber das hatte niemand.« »Stimmt.«
    »Wo konnten Sie sie Ihrer Meinung nach gelassen haben?« »Ich dachte, sie wären in meiner Handtasche.« »Dort lagen sie Ihrer Erinnerung nach zuletzt?« »Ja. Ich war mit dem Mietwagen zum Weingut gefahren und sicher, die Schlüssel nach dem Parken in die Handtasche gelegt zu haben.«
    »Und doch kam Ihnen nie in den Sinn, daß man sie Ihnen vielleicht gestohlen haben könnte?«
    »Nein. Warum sollte jemand wohl meine Schlüssel, aber nicht mein Geld stehlen? In meiner Geldbörse befanden sich ein paar hundert Dollar.«
    »Noch etwas stört mich. Nachdem Sie Frye mit Ihrer Waffe verjagt hatten – warum brauchten Sie so lange, um uns anzurufen?«
    »Ich habe nicht lange gebraucht.« »Zwanzig Minuten.« »Höchstens.«
    »Wenn ein Wahnsinniger einen überfällt und beinahe ersticht, so sind zwanzig Minuten eine verdammt lange Zeit. Die meisten Leute holen in einer solchen Situation sofort die Polizei. Die wollen, daß wir in zehn Sekunden aufkreuzen und werden wild, wenn wir ein paar Minuten brauchen.« Ihr Blick wanderte zu Clemenza, dann zurück zu Howard und schließlich auf ihre ineinander verkrampften Finger, an denen die Knöchel weiß hervortraten. Sie richtete sich auf und drückte die Schultern zurück. »Ich ... denke, ich ... ich bin einfach zusammengeklappt.« Das zuzugeben, fiel ihr schwer, sie schämte sich fast. Auf ihre Stärke war sie immer stolz gewesen. »Ich ging an den Schreibtisch, setzte mich, fing an, die Nummer der Polizei zu wählen, und ... dann ... habe ich einfach ... losgeweint. Ich fing zu weinen an ... und konnte eine Zeitlang nicht mehr aufhören.« »Sie haben zwanzig Minuten lang geweint?« »Nein. Natürlich nicht. In Wirklichkeit bin ich eigentlich nicht der Typ, der weint. Ich meine, ich gerate nicht so leicht aus dem Gleichgewicht.«
    »Wie lange haben Sie gebraucht, um sich wieder zu fangen?« »Weiß ich nicht genau.« »Eine Viertelstunde?« »Nein, nicht so lang.« »Zehn Minuten?« »Vielleicht fünf.«
    »Nachdem es Ihnen wieder besser ging, warum haben Sie uns da nicht angerufen? Haben Sie einfach vor dem Telefon gesessen?«
    »Ich bin nach oben gegangen, um mir das Gesicht abzuwaschen und mich umzuziehen«, erklärte sie. »Das habe ich Ihnen schon mal gesagt.«
    »Ich weiß«, erwiderte er. »Ich erinnere mich. Sie haben sich für die Presse herausgeputzt.«
    »Nein«, sagte sie scharf und wurde nun ihrerseits ärgerlich. »Ich habe mich nicht ›herausgeputzt‹. Ich dachte nur, ich sollte –«
    »Das ist der vierte Punkt, der mich an Ihrer Geschichte stört«, unterbrach sie Howard. »Das verblüfft mich völlig. Ich meine, nachdem man Sie fast vergewaltigt und umgebracht hat, Sie obendrein die Kontrolle über sich verloren und geweint haben, und trotz Ihrer Angst, Frye könnte zurückkommen und versuchen, sein Vorhaben zu Ende zu führen, nahmen Sie sich Zeit, sich herzurichten. Verblüffend.« »Entschuldigung«, meinte Lieutenant Clemenza und beugte sich in dem braunen Sessel nach vorn. »Frank, ich weiß, du hast etwas und willst auf irgend etwas hinaus. Ich möchte deinen Rhythmus nicht stören, ganz bestimmt nicht. Aber ich glaube nicht, daß wir hier Vermutungen in bezug auf Miss Thomas' Ehrlichkeit und Integrität anstellen dürfen, die lediglich darauf beruhen, wie lange sie brauchte, um die Polizei zu verständigen. Wir wissen, daß Menschen sich nach einem solchen Erlebnis manchmal in einer Art Schockzustand befinden. Sie handeln nicht immer ganz rational. So seltsam finde ich Miss Thomas' Verhalten gar nicht.« Fast wollte sie Lieutenant Clemenza für seine Worte danken, aber sie fühlte andeutungsweise eine Feindseligkeit zwischen den beiden Beamten und durfte das schwelende Feuer nicht zusätzlich schüren.
    »Soll das heißen, daß ich mich beeilen soll?« fragte Howard Clemenza.
    »Ich meine nur, daß es langsam spät wird und wir alle sehr müde sind«, erwiderte Clemenza.
    »Du gibst also zu, daß ihre Geschichte eine Menge Lücken aufweist?«
    »So würde ich das nicht ausdrücken«, erklärte Clemenza. »Wie würdest du es dann ausdrücken?« fragte Howard.

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