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Fluesterndes Gold

Fluesterndes Gold

Titel: Fluesterndes Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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herab, damit ich ihn besser verstehe. »Das ist Nick Colt, auch bekannt als ›schlechte Nachrichten‹.«
    Ich lache. »Auch bekannt als ›schlechte Nachrichten‹?«
    »Was?« Die großen Augen in Ians schmalem Gesicht werden traurig.
    »Alle hier reden, als wären sie fünfzig Jahre alt: Auch bekannt als schlechte Nachrichten.«
    Er legt die Hände auf meine Schultern und schiebt mich durch den Gang. »Sagen die Leute das dort nicht, wo du herkommst?«
    »In Charleston?« Auf Reisen mit meinen Eltern außerhalb der USA habe ich interessante Arten zu sprechen kennengelernt, aber Maine liegt noch innerhalb der USA, zumindest das letzte Mal, als ich nachgeschaut habe.
    »Du kommst also aus Charleston.« Er nickt. »Kein Wunder.«
    »Warum kein Wunder?«
    Er bleibt vor einer Tür stehen. »Nichts.«
    »Nein, ich will’s wissen.« Ich hoffe, er denkt nicht, ich wäre hinterwäldlerisch oder bigott, denn das denken einige über all jene, die südlich von New York City leben.
    »Du bist anders.«
    »Leer?«
    »Was?«
    Einen Moment lang bleibe ich fast stehen vor Schreck, dass ich das laut gesagt habe. »Nichts. ’tschuldigung.«
    Er lässt sich nicht beirren. »Wenn du was wissen willst, frag mich einfach. Ich mache Geländelauf und spiele Basketball. Außerdem bin ich im Key Club und Jahrgangsprecher der Elfer und in verschiedenen anderen Clubs. Wenn du irgendwo eintreten willst, lass es mich wissen. Ich bringe dich überall rein. Einfach so.« Er schnippt mit den Fingern. »Tut mir leid. Das war abgeschmackt.«
    »Nein. Das ist … gut. Kleiner Überflieger, was?«
    »Es macht keinen Sinn, sich anzupassen, verstehst du? Du musst dir die Macht schnappen, wo du kannst.« Er schüttelt den Kopf über sich selbst. »Das klingt furchtbar. Was ich sagen will … du musst alles dafür tun, dass du vorwärtskommst, aufs College und so. Okay, wir sind da.«
    Er lächelt schief, während wir vor einer offenen Klassenzimmertür stehen bleiben.
    Im Klassenzimmer ordnen die Schüler ihre Sachen, zwängen sich auf ihre Plätze und quatschen über die verschiedensten Dinge, die ich nicht verstehe. Sie alle tragen Kleider von Gap in diesem legeren, »beinahe Designer«-Look, nur dass die Jungs diese Klamotten mit Arbeitsstiefeln kombinieren. Einige wenige Jungen haben auch Flanellhosen und schwarze Sweatshirts an. Und ich stehe hier in löchrigen Jeans mit Friedensabzeichen. Ich hole tief Luft. Ich habe keine Chance, mich hier einzufügen, mitten im elften Schuljahr. Es ist hoffnungslos.
    Der Schmerz in meinem Innern wächst und wächst.
    Auroraphobie – Nordlichter machen dir Angst.
    Autodysomophobie – du hast Angst vor jemandem, der unangenehm riecht.
    Automatonophobie – die Puppen eines Bauchredners erschrecken dich.
    Automysophobie – schmutzig sein ist das Ende der Welt.
    Autophobie – du hast Angst vor dir selbst.
    Die Zicke Megan ist nicht in meiner Klassenlehrerstunde, aber dafür habe ich mit ihr zusammen Spanisch. Ian setzt mich auch dort vor der Tür ab, und sie beäugt uns argwöhnisch. Ich wette, wenn sie eine Katze wäre, würde sie fauchen.
    »Es würde mir nichts ausmachen, nachher vorbeizukommen und dich zu deinem Chemiekurs zu begleiten«, sagt Ian zum vierten Mal. »Ich will ja nicht, dass du dich verirrst oder so.«
    »Gut. Ja. Danke. Wer ist die da?« Ich nicke in Richtung Megan.
    »Ach, das ist Megan Crowley.«
    Ich gehe auf die Zehenspitzen und flüstere: »Ich glaube, sie hat was gegen mich.«
    Er lacht und nickt, während ich mich wieder auf meine Fußsohlen herablasse. »Kann sein.«
    Ich warte auf mehr. Er knetet einfach seine Schulter und ruft einem Jungen in einem Fußballtrikot einen Gruß zu, den der Junge erwidert.
    Meine Händen finden ihren Weg zu meinen Hüften: »Sagst du mir, was sie gegen mich hat?«
    Er wendet seine Aufmerksamkeit wieder mir zu. Seine Augen leuchten auf: »Vielleicht mag sie deinen Geruch nicht.«
    »Was?« Ich trete einen Schritt zurück. Ich habe gedacht, er wäre nett, aber das klang eher, als würde er eine Ohrfeige verdienen. Nicht dass ich herumlaufe und andere Leute ohrfeige, aber wer weiß.
    Er hebt die Hände. »War nur ein Spaß. Ein Spaß. Du bist ihre Konkurrentin. Megan hasst Konkurrenz. Sie steht auf Nick Colt, und sie hat gesehen, wie du mit ihm zusammen in die Schule gekommen bist, Ende der Geschichte, Anfang der Konkurrenz.«
    »Gut, als ob ich Konkurrenz sein könnte. Ich mit meinem Mini-Ego.« Ich gehe in das Klassenzimmer, wo der Spanischkurs

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