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Fluesterndes Gold

Fluesterndes Gold

Titel: Fluesterndes Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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rennen, so weich und abgetragen, wie es ist. Mein Dad hat es Anfang der achtziger Jahre bei einem Konzert auf der U2-War-Tournee gekauft. »Du willst nicht, dass ich hierher passe?«
    »Es ist schön, jemanden zu kennen, der anders ist«, sagt sie und zeigt auf Megans kichernde Truppe, die gerade in ihre SpaghettiträgerTops schlüpfen. »Nicht so wie die, verstehst du?«
    Megan bindet sich die Haare für den Sportunterricht zu einem Pferdeschwanz zusammen. Sie rückt ihre perfekten Brüste unter ihrem perfekten Top zurecht und funkelt mich auf perfekte Weise böse an.
    »Ich bin nicht wie sie, Issie«, sage ich und stecke den Finger durch ein Loch am unteren Saum meines TShirts.
    »Cool.«
    »Ich laufe einfach gern.«
    Sie zieht ein babyblaues, süßes Snoopy-Shirt heraus. »Warum? Warum sollte man gern laufen?«
    »Beim Laufen fühle ich mich sicher«, antworte ich ihr, während wir unsere Schuhe binden. Ich sage ihr nicht, dass ich dann das Gefühl habe, meinem Dad näher zu sein.
    Während ich mich dehne, nickt Coach Walsh mir zu und notiert meinen Namen. Dann bläst er in eine Pfeife, und wir alle starten zu einer Aufwärmrunde.
    »Bedford ist die einzige Highschool mit einer Innenbahn im nördlichen Maine«, prahlt er vor mir, nachdem ich meine Runde absolviert habe. »Die ganze Gemeinde hat sich dahintergeklemmt. Mit Fundraising und allem Pipapo.«
    »Gut. Das ist cool.« Ich dehne mich. Noch einmal. Von den anderen macht das niemand, nur Issie, und sie fällt, jedes Mal, wenn sie sich zu ihren Zehen hinunterbeugt, fast vornüber. Lustig, dass jemand, der so süß ist, so unkoordiniert sein kann. Sie hat dieselbe Haarfarbe wie mein Dad.
    Megan schaut mich böse an, und ich habe wieder dieses komische Gefühl. Ich drücke mir die Finger auf die Augen.
    Der Sportlehrer packt mich am Ellbogen und bellt mich an: »Alles in Ordnung mit dir? Hast du einen niedrigen Blutdruck oder so?«
    Ich fahre mir mit einer Hand durch die Haare. Issie unterbricht ihre Dehnübung und starrt mich an. Alle scheinen mich anzustarren.
    Ich spüre eine gewisse Ophtalmophobie, das ist eine ganz normale Angst, bei der man sich davor fürchtet, angestarrt zu werden.
    »Ja, mir geht’s gut«, lüge ich.
    Coach Walsh richtet eiskalte Augen auf mich und lässt meinen Ellbogen los: »Gut, dann stell dich auf.«
    Alle stellen sich auf, nur Devyn nicht, der Junge im Rollstuhl. Er lächelt mir zu, während wir uns aufstellen, und stellt sich vor. Er hat ein Lächeln wie ein Filmstar – weiße Zähne und Charisma, große Augen und dunkle Haut. Er würde perfekt aussehen, wenn er nicht eine so große Nase hätte, aber eigentlich sieht sie bei ihm sogar gut aus, natürlich und kraftvoll. Er zwinkert Issie zu, die rot wird.
    »Du schaffst es, Is«, sagt er.
    Sie reißt die Augen auf, verzieht die Lippen und sagt: »Wenn ich nicht ohnmächtig werde.«
    »Wenn du ohnmächtig wirst, nehm ich dich auf den Schoß und fahre dich über die Ziellinie«, sagt er und irgendwie klingt das nicht schmierig, denn man sieht an seinen Augen, wie viel Issie ihm bedeutet. Ich mag ihn auf Anhieb.
    Issie wird noch röter. Ihr Gesicht sieht aus, als wäre sie bereits eine Meile gerannt.
    Ich hüpfe auf und ab, denn ich bin wahnsinnig glücklich, dass ich laufen darf, auch wenn es drinnen ist und auch wenn die perfekte Plastik-Megan dabei ist und mir böse Blicke zuwirft. Ian steht neben ihr und lächelt verhalten.
    »Denkst wohl, du bist eine Läuferin, was?« Sie löst ihre Haare und nimmt sie dann wieder zu einem Pferdeschwanz zusammen, was ihre perfekten Wangenknochen noch einmal perfekt zur Geltung bringt. »Nettes Shirt.«
    Ich zucke die Achseln.
    Ian zieht ein paar Mal die Augenbrauen hoch. »Für mich sieht sie schon aus wie eine Läuferin.«
    Seine Worte kommen mir unwirklich vor. Sie klingen flach, als ob er vorgebe, mit mir zu flirten. Wahrscheinlich ist das ein anhaltender Nebeneffekt vom Tod meines Dads: Das Gefühl, dass alles unwirklich ist. Ich berühre den Faden an meinem Finger.
    Megan hebt eine perfekte Augenbraue: »Vielleicht ist sie in dem kleinen Südstaatenloch gerannt, aus dem sie hervorgekrabbelt ist, aber hier oben noch nicht. Wir hier oben gehören einer anderen Sorte von Läufern an. Außerdem: Wie soll jemand mit so kurzen Beinen laufen können?«
    »Sei nicht gemein, Megan«, sagt Issie. »Nett zu sein ist viel cooler.«
    Megan schlägt zurück. »Als ob du wüsstest, was cool ist.«
    Meine Hände ballen sich zu Fäusten, und ich

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