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Fluesterndes Gold

Fluesterndes Gold

Titel: Fluesterndes Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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messen und mich mit französischer Zwiebelsuppe füttern. Aber nicht mein Körper ist krank, sondern mein Innenleben. Ich bin innerlich hohl. Ich bin leer, weil ich zu viel Angst davor gehabt habe zu leben und weiterzumachen, was total disziplinlos und schrecklich ist, vor allem, wenn man an die vielen Menschen denkt, die wegen nichts im Gefängnis sitzen, weil sie in einem Blog geschrieben haben, weil sie ihre Meinung gesagt haben oder weil sie anders denken. Sie würden wahrscheinlich alles dafür geben, wenn sie sich weiter bewegen, wenn sie weitermachen könnten.
    Gibt es einen Namen für diese Angst? Ich weiß nicht genau. Ich sollte mal nachschlagen. Es gibt die Tachophobie, das ist die Angst vor Geschwindigkeit, die Angst, sich zu schnell zu bewegen.
    Ich schüttle mich, um mich aus meinem Gedankennebel zu wecken, und binde meine Turnschuhe zu. Das ist der erste Schritt auf meinem Weg nach vorn, der erste Schritt auf dem Weg zur Elfenjagd, der erste Schritt auf dem Weg dahin, wieder die Kontrolle über mein Leben zu übernehmen, weil ich es kann.
    Ich schicke eine SMS an Issie, in der ich ihr sage, dass ich eine kurze Runde drehe und dass wir am nächsten Tag in der Mittagspause noch einmal im Internet recherchieren sollten. Dann simse ich Nick:
    Bin beim Laufen. Sehe dich auf der Straße.
    Meine Stützpunkte sind informiert, und ich gehe auf Elfenjagd.
    Skotophobie
    Die Angst vor der Dunkelheit
    Meine Mutter hat Angst vor der Dunkelheit.
    Als ich klein war, haben überall im Haus Nachtlichter gebrannt, nicht nur in meinem Zimmer und im Bad. Es gab zwei im oberen Flur, eines in jedem Gästezimmer und je eines in der Küche, im Esszimmer, in den unteren Bädern und im Wohnzimmer, überall.
    Einmal hab ich sie auf die Nachtlichter angesprochen. Wir waren in der Küche. Ich saß in meinem Ernie-und-Bert-Pyjama mit baumelnden Füßen auf der Küchentheke und sah ihr beim Kochen zu. »Warum hast du Angst vor der Dunkelheit, Mommy?«
    Sie machte gerade Pfannkuchenteig, schüttete Blaubeeren in die Schüssel und rührte und rührte.
    »Hab ich nicht.«
    »Warum haben wir dann eine Million Nachtlichter?«
    Sie schlug den Löffel gegen die große Keramikschüssel mit den zwei weinroten Streifen oben am Rand. »Damit du dich nicht fürchtest.«
    »Ich fürchte mich nicht«, sagte ich. »Ich mag die Dunkelheit.«
    »Nein, das tust du nicht.«
    Sie sah mich an, und ihr Gesicht wurde starr wie eine Maske, in der ich ihr Gesicht nicht mehr erkennen konnte. Sie rührte den Teig so heftig, dass sie alle Blaubeeren zerdrückte.
    »Die Pfannkuchen werden ganz blau«, sagte ich zu ihr.
    Sie sah mit gerunzelter Stirn in die Schüssel und ließ den Löffel los. »Ups!«
    »Kein Problem. Blau ist schön.«
    Sie küsste mich auf die Nase: »Ich will dir was sagen, Zara. Manchmal gibt es Dinge, vor denen man Angst haben sollte.«
    »Wie die Dunkelheit?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, eher die Abwesenheit von Licht. Verstehst du?«
    Ich nickte, aber ich verstand sie nicht, überhaupt nicht.
    Ich werfe die Tür hinter mir zu und renne die Treppen hinunter. Ich wärme mich nicht auf. Ich dehne mich nicht. Ich laufe einfach im Licht des Mondes los. An den Fenstern des Hauses bilden sich Frostkristalle, und die Bäume scheinen am Gewicht der Luft schwer zu tragen.
    Die Abwesenheit von Licht ist unbestreitbar, aber ich habe mir so eine Stirnlampe aufgesetzt, und wenn ich vorsichtig bin, werde ich nicht stolpern.
    Etwas in der kalten Luft schneidet mir beim Laufen durch die Lunge. Jeder Atemzug ist wie der Schlag mit einer Axt auf meine Brust. Jeder Atemzug ist eine Entscheidung, die ich treffen muss, eine Entscheidung zu leben und weiterzugehen.
    Es tut weh, aber ich kämpfe mich durch, und dann lässt der Schmerz nach. Er ist nicht weg, aber er ist nicht mehr so bohrend. Ich glaube nicht, dass es ein anderes Wort dafür gibt als bohrend.
    Atmen sollte immer leicht sein, aber in Maine ist nichts leicht. Nichts ist leicht in der Kälte. Aber ich laufe trotzdem weiter und biege aus der Einfahrt in die Hauptstraße ab. Auf dem Asphalt läuft es sich leichter als auf Erde. Das liegt an der Fußstellung. Aber es ist anstrengender für meine Gelenke und auch unheimlicher, als ob man von etwas beobachtet wird.
    Meine Beine greifen aus, und ich werde schneller, aber das Gefühl kommt wieder. Im dunklen Wald neben mir ertönt ein dumpfer Schlag, doch ich laufe weiter. Maine macht mich schreckhaft. Früher war ich nicht so ein Feigling. In

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