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Fluesterndes Gold

Fluesterndes Gold

Titel: Fluesterndes Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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einfach raus und rede mit mir. Ich hab mich über dich informiert. Ich hab ein Buch gefunden.«
    Meine Stimme zittert. Auch die Hand mit dem Stock ist nicht ruhig.
    »Zara«, sagt die Stimme. »Komm zu mir.«
    »Selber«
    »Bitte.«
    »Nein«, sage ich. »Wenn du reden willst, dann komm raus.«
    Der Adler stößt einen Warnschrei aus.
    Im Wald hinter mir, genau in der entgegengesetzten Richtung, aus der die Stimme und das erste Geräusch kamen, knackt etwas. Auf alles gefasst, verrückte Männer, Wölfe, Bären, Dinosaurier, wirble ich herum.
    »Ich weiß, dass du ein verdammter Elf bist, und wenn du denkst, dass mich das erschreckt, dann bist du blöd!«, schreie ich. »Ich weiß, dass du mich verfolgst!«
    Der Wald schweigt. Das krabbelige Gefühl verschwindet.
    »Was? Du haust einfach ab? Du spielst mit mir? Das ist ja schwach.«
    Nichts.
    »Wenn du willst, dass ich deine blöde Königin werde, dann solltest du dich nicht verstecken. Aber lass dir eines gesagt sein, Mister Elfen-Typ: Solange ich hier bin, werden keine Jungen mehr gequält! Kapiert?« Die Wut packt mich, und ich brülle, wirklich, ich brülle wie ein durchgeknallter Schauspieler in einem Ringkampf. Ich schreie meine Wut hinaus, kehlig und mit tiefer männlicher Stimme. Ich bin hier rausgekommen, weil ich ihn finden will, weil ich wissen will, was los ist, weil ich es beenden will.
    Blendende Scheinwerfer leuchten mir in die Augen, und der Motor eines Mini Cooper heult auf, während das Auto die Kurve durchfährt. Eine Hupe trötet, und ich springe von der Straße weg in den Graben hinein. Ein Stein schrammt an meiner Backe entlang. Ich brauche einen Augenblick, bis ich kapiere, was passiert ist. Ich stehe auf. Den Stock habe ich fallen gelassen. Die Welt vor mir bewegt sich wellenartig, alles wirkt wie in einem Nebel und ist verschwommen. Die Lampe fällt von meinem Kopf, und ich finde sie nicht mehr.
    »Zara!« Nick schlägt die Tür seines Autos zu, das er inzwischen am Straßenrand abgestellt hat. Er stürzt zu mir und bleibt vor mir stehen. Wegen der Scheinwerfer hinter ihm kann ich sein Gesicht nicht erkennen. Er ist einfach nur eine große Silhouette, aber ich würde diese Silhouette überall erkennen.
    »Was machst du hier draußen?« Seine Stimme klingt zornig.
    Meine Stimme ist nur ein schwaches Flüstern: »Ich wollte ihn finden.«
    »Was?« Seine Hände ballen sich zu Fäusten, und sein ganzer Körper bebt. »Was zum Teufel ist los mit dir?«
    Ich zucke zurück. Noch nie hat jemand mich so angeschrien. Niemals.
    Er ist so zornig, dass ich fast erwarte, dass er mich schlägt. Ich hab wohl geschwankt, denn er packt mich, legt mir den Arm um die Taille und führt mich zu seinem Mini.
    »Ich wollte doch nur, dass es aufhört. Ich wollte jemanden retten, weil ich meinen …«
    »Ich bring dich heim.«. Er klingt schon viel ruhiger.
    In seinem Auto riecht es nach ihm, nach Kiefernholz und nach Meer. Ich berühre mein Gesicht. Meine Finger sind blutverschmiert.
    Nick schnappt sich ein paar Papiertaschentücher, knüllt sie zusammen und drückt sie an meine Backe.
    »Alles in Ordnung.«
    Seine Augen sagen etwas anderes.
    »Sei mir nicht böse.« Ich bewege meine Finger zu dem Papiertaschentuch auf meiner Backe. Meine Finger streifen seine Finger. Etwas wie ein angenehmer elektrischer Schlag durchfährt mich. Vielleicht spürt er es auch, denn er zieht die Hand zurück. Er schaut auf das Blut an seinen Fingern und spannt den Kiefer an.
    »Verschließ deine Tür«, befiehlt er.
    Ich gehorche.
    Er schaltet auf Drive und bringt mich zu Bettys Haus. Es dauert nicht lang, aber er sagt den ganzen Weg kein einziges Wort, und die Stille lastet schwer auf mir.
    Alles in mir prickelt und wartet und fürchtet sich.
    Nick neben mir trommelt mit den Fingern auf das Lenkrad.
    »Willst du mir erzählen, was da draußen passiert ist?«, fragt Nick.
    Ich schaue hinaus auf die Straße. Der Mond hängt über uns. Vielleicht wartet er? Die Bäume sind dunkel. Ich berühre meinen Kopf dort, wo die Stirnlampe sein sollte.
    Schließlich sage ich. »Ich weiß nicht. Ich glaube, der Elfentyp war da draußen und hat meinen Namen gerufen. Es war wie in einem Horrorfilm. Dann habe ich zurückgeschrien, und dann war da ein Adler, und dann habe ich noch mehr geschrien, und dann war er weg.«
    »Du hast den Elf verscheucht? Willst du das damit sagen?«
    »Ich weiß auch nicht.«
    »Warum bist du rausgegangen?«
    »Ich wollte, dass er mich holt. Ich möchte nicht, dass du

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