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Fluesterndes Gold

Fluesterndes Gold

Titel: Fluesterndes Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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würdet ihr euch streiten.«
    »Wir haben uns nur unterhalten«, sagt er langsam und schaltet wieder, damit er aus dem Parkplatz rasen kann, als wäre ein Tornado oder so was hinter uns her.
    »Egal.«
    »Ich meinte, dass wir nicht mehr trainieren sollten. Er war natürlich anderer Ansicht, weil er die Meisterschaft gewinnen will.« Sein Mund bewegt sich nicht mehr und wird zum Strich. Dann spricht er wieder. »Diese Dahlberg-Geschichte macht mich total fertig, Zara. Ich habe nicht geschlafen, seit Devyn letzten Monat angegriffen wurde. Ich wollte rausfinden, was hier abgeht, aber ich hab es nicht geschafft, die Puzzleteile zusammenzufügen. Elfen! Ich meine, wer hätte gedacht, dass es tatsächlich Elfen gibt?«
    »Schon gut, Nick.« Ich nehme seine Hand und drücke sie. »Du musst nicht die ganze Welt retten.«
    »Doch, ich muss.« Er stößt dieses männliche Knurren aus, das klingt, als wäre ein Profiringer ausgerastet. Die Adern an seinem Hals treten dick hervor. »Ich bemühe mich, ja. Ich bemühe mich wirklich.«
    »Warum? Warum bemühst du dich so sehr?«
    Er hält immer noch meine Hand. Unsere Blicke treffen sich. »Warum tust du es?«, fragt er zurück.
    Von irgendwoher aus meinem Innern bricht Wut aus mir heraus. Und ich bin überrascht, denn ich hatte keine Ahnung, dass sie da war. »Weil ich meinen Dad nicht retten konnte. Da. Ich habe es gesagt. Okay? Zufrieden?«
    Ich versuche, meine Hand wegzuziehen, aber er lässt nicht los. Er biegt in unsere Einfahrt und hält an.
    »Nein. Nicht zufrieden. Aber ich fühle mich geehrt, dass du es mir gesagt hast.« Sein Kinn ist so markant und seine Augen sind so tiefgründig, dass ich an einen uralten Baum mit ganz zerfurchtem Stamm denken muss.
    »Tut mir leid. Ich weiß nicht, warum ich so zornig geworden bin.«
    »Schon gut.« Sein Daumen streichelt über die Haut auf meiner Hand, auf der Hand, die nicht aufgeschürft ist.
    Er löst seinen Sicherheitsgurt und dreht sich zu mir. Dadurch verdeckt er das ganze Fenster auf der Fahrerseite. Meine Güte ist er groß. Ein Arm ruht auf dem Lenkrad, der andere liegt auf der Rücklehne der Sitze. Seine kräftigen Finger trommeln auf das Polster. Ich wende mich ihm zu und sehe ihn an.
    »Wie geht’s deiner Hand?«, fragt er, als ob alles normal wäre.
    »Gut.«
    »Und deinem Kopf?«
    »Gut«, sage ich. Ich will Antworten. »Du weichst aus.«
    Er lächelt. »Ich weiß. Die meisten Mädchen hier würden die Gelegenheit nutzen und mir alles über ihre Verletzung erzählen. Dann würden sie von ihren Klamotten und vom Einkaufen berichten und dass ihre Eltern sie völlig falsch behandeln.«
    »Ich bin nicht die meisten Mädchen.«
    »Stimmt.«
    »Ich steh nicht auf Selbstmitleid.«
    Er zieht die Augenbrauen hoch, und ich drehe meine Hand, sodass ich die Schürfwunden des vergangenen Abends sehen kann. Eigentlich gar nicht so schlimm, nur ein paar Linien.
    Nick ergreift mein Handgelenk. Ich zittere. Nick lockert seinen Griff.
    »Weißt du, woran mich diese Linien erinnern?«, fragt er.
    Ich schüttle den Kopf.
    »Die Rune für ›Schutz‹«, sagt er. Er berührt die Linien nicht, sondern fährt sie in der Luft nach.
    »Du kennst dich mit Runen aus?« Ich bin richtig geschockt. Er sieht aus, als hätte er nur Sport im Kopf. Aber in seinem Auto liegt ein Buch von Edward Abbey. Wer ist dieser Kerl?
    »Und du?«
    Der Schmerz trifft mich hart. Ich muss daran denken, wie meine Mutter versucht hat, mir die Zukunft vorauszusagen, indem sie die elfenbeinfarbenen Runensteine auf unseren Couchtisch geworfen und mich mit all den Verehrern aufgezogen hat, die ich eines Tages haben würde. Und wie dann mein Dad die Zukunft der Welt rausfinden wollte.
    Ich schlucke.
    »Meine Mom hatte ein Faible für Runen. Und mein Dad, mein Dad, der stand echt auf sie. Mein Stiefvater, meine ich.«
    »Bettys Sohn?«
    »Ja.«
    Ich ziehe meine Hand zurück und lege sie in meinen Schoß. Dann merke ich, dass er es wieder tut. »Du versuchst immer noch, mich abzulenken.«
    Er zuckt die Achseln und macht keineswegs einen zerknirschten Eindruck.
    »Das ist nicht fair«, sage ich.
    »Du erwartest, dass ich fair spiele?«
    »Helden müssen fair spielen.«
    »Helden?«
    »Versuchst du nicht, einer zu sein? Mister Retterin-der-Not?«
    Ich strecke die Hand aus und fummle an dem Drehschalter herum, mit dem man die Frischluftzufuhr in den Fahrgastraum des Mini regelt. Ich öffne und schließe die Lüftungsöffnungen. Ich fahre mit einem Finger durch die Staubschicht

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