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Fluesterndes Gold

Fluesterndes Gold

Titel: Fluesterndes Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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Sportlehrer-und Coach-Gehabe. Statt aufrecht dazustehen, sackt er in sich zusammen.
    Kopfschüttelnd sagt er zu mir: »Übertreib’s nicht, Zara.«
    »Tu ich ja nicht.«
    Er schaut mich streng an. Ich schaue zurück. In seinem Augenwinkel ist Schmutz, nur ein kleines bisschen. Ich weiß nicht, ob ich es ihm sagen soll oder ob sich so tun soll, als würde ich es nicht bemerken.
    »Doch. Und morgen trainierst du auch nicht«, ordnet er an. »Mein Fehler, dass ich geglaubt habe, dass du heute laufen kannst. Betty bringt mich um.«
    »Aber …«
    »Kein aber.« Er zeigt auf Nick. »Bring sie nach Hause.«
    Nick tut so, als würde er salutieren: »Sir, ja, Sir.«
    »Sarkasmus steht dir nicht, Colt«, sagt Coach Walsh, aber er lächelt dabei, also ist er offenbar nur wütend auf mich, nicht auf Superboy Nick Colt, den Liebling aller Sportlehrer. Wenn ich ein Junge wäre, würde er mich morgen laufen lassen.
    »Ich möchte zum Training kommen«, sage ich. »Morgen geht’s mir wieder gut.«
    »Wir trainieren morgen nicht«, sagt er.
    Das ergibt keinen Sinn. »Aber es steht auf dem Plan.«
    Mr. Walsh atmet hörbar aus und reibt sich den Kopf. »Ich kann es euch beiden auch gleich sagen. Wir haben gerade Nachricht bekommen. Jay Dahlberg wird vermisst.«
    »Vermisst?« Die Welt fängt an sich zu drehen. Nick greift nach meiner Hand.
    »Er kam gestern nach dem Training nicht nach Hause. Seine Eltern haben nichts von ihm gehört.« Der Trainer reibt sich den Nacken. »Er ist nicht der Typ Junge, der wegläuft.«
    »Vielleicht taucht er ja wieder auf.« Ich strecke die freie Hand aus und berühre ihn an der Schulter.
    »Die anderen sind auch nicht wiederaufgetaucht«, sagt er und fällt noch mehr in sich zusammen. Jetzt reibt er sich sogar die Augen. »Mein Gott, ich hätte nicht gedacht, dass das noch einmal passieren würde.«
    Ich schlucke und sehe ihn an, dann sehe ich Nick an. Unter meinen Füßen liegt eine alte Chipstüte, und das Lächeln der kleinen orangefarbenen Katze ist von trampelnden Füßen und Schmutz und Eis ganz zerknautscht. Weggeworfen und vergessen. Ich bücke mich, nehme die Tüte und richte mich wieder auf. Mir ist ein bisschen schwindelig. Die Tüte verstaue ich in meiner Tasche.
    Nick öffnet die Tür seines Mini und lässt mich einsteigen, während Coach Walsh sein Klemmbrett studiert. Dann ruft er hinter mir her: »Mach keine Dummheiten, Zara.«
    Ich lasse mich in Nicks Auto fallen. Was soll das heißen? Mach keine Dummheiten? Nick würde er nicht sagen, dass er keine Dummheiten machen soll, da könnte ich wetten. Aber weil ich Pazifistin bin, sage ich nichts.
    Ich schnalle mich an, während Nick noch mit unserem Trainer spricht. Mein Gott, noch jemand wird vermisst.
    Jay Dahlberg, ein großer blonder Junge mit einem albernen Lachen. Scheint ein netter Kerl zu sein. Manchmal hängt er mit Ian rum.
    Ich schlucke und schaue mich in dem Mini um. Am Abend zuvor hatte ich nicht darauf geachtet. Die Farbe der dunklen weinroten Sitzbezüge erinnert an Blut. Es riecht nach Nick, männlich, und nach Wald. Ich schiebe meine Füße an ein paar Schulbüchern vorbei, die auf dem Boden liegen. Meine Fußspitze berührt ein kleines, braunes Fellbüschel.
    Nick muss einen Hund haben. Es riecht vage nach Hund, hauptsächlich aber nach dem Wunderbaum-Lufterfrischer. Ich hebe ein Buch auf, Good News von Edward Abbey. Postapokalypse, interessant.
    Was, wenn Nick ein Elf ist? Er hatte Staub auf seiner Jacke. Er hat – angeblich – noch nie ein Mädchen geküsst. Auch wenn er nicht der Typ ist, der mit der Hand auf mich zeigt, könnte er zu seinen Gefolgsleuten gehören. Ist das das richtige Wort? Gefolgsleute?
    Ich lege das Buch wieder auf den Boden.
    Nick und Coach Walsh haben offenbar eine kleine Meinungsverschiedenheit. Ich drehe den Schlüssel herum, der im Zündschloss steckt, und lasse das Fenster herab, damit ich sie hören kann, aber ich verstehe kein einziges Wort.
    Kalte Luft strömt herein, deshalb lasse ich das Fenster wieder hoch und stelle die Heizung an. Das Gebläse pustet warme Luft in den Innenraum, sodass sich das Fellbüschel unter meinem Sitz dreht.
    Nick springt herein. Er sieht aus wie ein Mensch und er verhält auch wie ein Mensch, sehr sogar.
    »Auch schon da«, necke ich ihn und verbanne alle Zweifel aus meinem Kopf.
    Er macht ein finsteres Gesicht und legt den Rückwärtsgang ein, um aus dem Parkplatz hinauszufahren. »Der Coach und ich mussten noch was besprechen.«
    »Sah eher so aus, als

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