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Fluesterndes Gold

Fluesterndes Gold

Titel: Fluesterndes Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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auf dem Armaturenbrett.
    »Okay. Frag los«, sagt Mister Retterin-der-Not schließlich.
    »Wirklich?«
    Es gibt eine Million Fragen, die ich ihm stellen könnte. Was ist Devyn passiert? Warum ist es in Maine so verdammt kalt? Wie finden wir Jay Dahlberg und Brian Beardsley? Warum hat er so einen Heldenkomplex?
    Aber ich stelle keine dieser Fragen. Ich stelle die albernste Frage überhaupt, eine einfältige Frage. Sie entschlüpft mir einfach.
    Ich bin nicht stolz auf sie.
    Mein Finger zieht eine Linie auf dem Armaturenbrett. Sie beginnt sich zu einem Herz zu runden. Ich höre auf und stelle ihm einfach meine Frage.
    »Magst du mich? Ich meine, magst du mich so, wie ich bin?«
    In dem Augenblick, in dem ich frage, zucke ich zusammen und bedecke mein Gesicht mit den Händen.
    Der Geruch von Blut und Dreck steigt mir in die Nase. Etwas in mir sackt ab. Was ist das? Ach, ich weiß, jeder Rest von Würde, den ich womöglich noch besitze.
    »Kann ich die zurücknehmen?«, frage ich leise hinter meinen Händen hervor.
    Nicks warme Stimme ist leise. »Nein.«
    Ich spähe zwischen meinen Fingern hindurch. »Nein, ich kann sie nicht zurücknehmen, oder nein, du magst mich nicht?«
    Seine Finger schlingen sich um meine, und er zieht meine Hände von meinem Gesicht weg, damit er mich anschauen kann, vermute ich mal oder, damit ich ihn anschauen kann.
    »Nein, du kannst sie nicht zurücknehmen. Das ist deine Frage«, sagte er mit einer Stimme, die so tief und so warm ist, dass ich nicht mehr zornig werden kann. Das muss gemeint sein, wenn man sagt, jemand sei »dahingeschmolzen«. Ich fühle mich total wackelig.
    »Oh«, sage ich. »Okay.«
    Ich schlucke. Seine braunen Augen sind unergründlich und … Wie können die Augen eines Mannes so verdammt schön und hinreißend sein, so voll von Dingen, die ich wissen möchte?
    »Also, wie ist deine Antwort?«, flüstere ich voller Furcht, dass ich immer noch alles verderben könnte.
    Seine Augen weiten sich ein bisschen.
    Ich halte die Luft an.
    »Ich mag dich, Zara«, sagt er.
    Ich atme aus. Etwas wie Freude steigt in mir auf. Ich erinnere mich daran, wie ich mich auf der Couch an ihn gelehnt habe. Ich erinnere mich daran, wie sich seine Brust unter meinem Kopf angefühlt hat. Ich habe mich so wohl und so sicher gefühlt. Waren das auch wirklich keine Halluzinationen gewesen? Vielleicht hatte meine Gehirnerschütterung mich vollkommen aus dem Gleichgewicht gebracht? Vielleicht war das, was ich mir erhoffte, tatsächlich möglich?
    Der Wind treibt abgefallene Blätter über die Straße.
    »Du magst mich?« Ich wiederhole, was er gesagt hat, denn ich möchte wirklich sicher sein, dass ich ihn richtig verstanden habe. Das ist kein Thema, bei dem man etwas falsch verstehen möchte.
    Er nickt und sagt: »Sehr sogar.«
    »Du magst mich sehr?«
    Er lässt meine Hand los und berührt meine Wange: »Zu sehr.«
    »Zu sehr?« Ich versuche meine Stimme ruhig zu halten: »So was gibt’s nicht.«
    »Wenn du wüsstest …«
    »Dann erzähl es mir.«
    Er lehnt sich näher zu mir her. Einen Zentimeter, noch einen, oh Gott, oh. Okay. Ja. Ich glaube, er will mich küssen. Okay. Okay. Noch einen Zentimeter. Offenbar ist er kein Elf, oder?
    Aber dann schnellt er hoch, wird ganz starr, als ob ihn etwas erschreckt hätte. Seine Augen werden ganz glasig. Er bläht die Nüstern – wirklich! –, als hätte ihn der Geruch meiner Haare oder so abgestoßen. Und dann sprudeln die Worte aus ihm heraus: »Geh sofort ins Haus. Ich muss weg.«
    »Weg? Wohin weg?«
    Was ist hier gerade passiert? Wollte er mich nicht küssen? Hatte ich mir das nur eingebildet? Mein Herz klopft und verstummt. Ich bin mir nicht sicher, ob es überhaupt noch schlägt. An seiner Stelle tut sich ein riesengroßes Loch auf. Er mag mich überhaupt nicht … oder?
    Ich möchte mich an seinen Arm hängen, ich möchte dafür sorgen, dass er bleibt, aber ich mache es nicht. Ich will es nicht. So erbärmlich führe ich mich nicht auf. »Wohin gehst du?«
    »In den Wald. Ich bin gleich wieder da.«
    Er springt aus dem Mini und stürzt davon in den Wald, ohne auch nur die Tür zuzuschlagen. Ich hechte hinter ihm her, knalle meine Tür zu und renne zu seiner Seite des Autos.
    »Nick? Was ist los?«
    Er wirft mir die Worte über die Schulter hinweg zu, ohne sein Tempo zu drosseln. Meine Güte ist er schnell, schneller als beim Geländelauf oder im Sportunterricht, fast übermenschlich schnell. Ich glaube, er ist sogar schneller als Ian. »Geh ins

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