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Fluesterndes Gold

Fluesterndes Gold

Titel: Fluesterndes Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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streicheln sie sanft. »Und wann kommt das Gefühl?«
    »Ich weiß nicht genau. Seit ich aus Charleston weg bin. Immer, wenn ich den Mann sehe, den ich auch auf dem Flughafen gesehen habe, oder wenn ich diese Stimme höre.«
    »Die Stimme im Wald?«
    Ich nicke.
    Nick lässt meine Arme los und stürzt zum Ofen. Er nimmt den Schürhaken, mit dem Betty immer die Scheite zurechtrückt, und drückt ihn mir in die Hand. »Da, nimm.«
    »Was? Warum?«
    Seine Stimme klingt fast wie ein Knurren. »Es bedeutet, dass er kommt. Er versucht bestimmt, dich auszutricksen, damit du ihm die Tür öffnest. Lass ihn nicht rein.«
    Ich will widersprechen, aber Nick hebt den Finger. Seine Augen sind so konzentriert, so aufmerksam und erinnern so sehr an einen Wolf. Warum hatte ich das nicht schon früher bemerkt?
    »Es ist mir ernst damit, Zara. Du darfst niemanden hereinlassen. Versprich es mir.«
    »Können sie nicht einfach einbrechen?«, will ich wissen. Ich stampfe mit dem Fuß auf wie ein zweijähriges Kind, aber das ist mir egal. Ich bin so verdammt enttäuscht. Ich möchte, dass er aufhört, mir Angst zu machen.
    Er antwortet nicht, sondern hastet herum und zieht die Vorhänge zu.
    »Nimm lieber noch das Messer, das du in der Küche gelassen hast«, sagt er und wirft einen Blick auf die Treppe. »Oben sind alle Fenster zu, oder?«
    »Ich weiß es nicht!«, schreie ich und schwenke den Schürhaken. Angst prickelt auf meiner Haut. Oder ist es das Spinnengefühl? Keine Ahnung. Nick stürmt schon die Treppe hinauf, immer drei Stufen auf einmal nehmend.
    »Und wenn sie die Tür einschlagen?«
    »Das können sie nicht!«
    »Woher weißt du, dass sie das nicht können? Der Typ sah ganz schön stark aus.«
    »Elfen müssen hereingebeten werden«, schreit er von oben zu mir herunter, »wie Vampire. Ich hab’s im Internet gelesen.«
    »Na dann«, murmle ich, »dann muss es stimmen.«
    Elfophobie
    Die Angst vor Elfen(Diese Angst habe ich erfunden, aber es sollte sie echt geben, denn sie ist eine sehr berechtigte Angst.)
    Ich poltere die Treppe hinauf hinter ihm her.
    Er ignoriert mich, eilt von einem Zimmer zum nächsten, kontrolliert die Fenster, zieht die Vorhänge vor und hastet dann weiter. Seine Bewegungen sind so schnell, dass die Konturen seines Körpers verschwimmen. Kein Wunder, dass er ein so guter Läufer ist. Er ist kein Mensch.
    Ich schaudere, aber was soll’s, er ist immer noch Nick.
    In mein Zimmer geht er zuletzt. Ich blockiere die Tür, damit er nicht wieder wegrennen kann, aber er wirkt jetzt ein bisschen ruhiger. Ihm stehen nicht die Haare zu Berge oder so.
    »Die Fenster sind alle zu«, sagt er und setzt sich auf mein Bett.
    Ich wähle Bettys Mobilnummer.
    Sie nimmt sofort ab und ihre Stimme kingt hellwach. »Zara?«
    »Ich glaube der Elfentyp kommt.«
    »Was? Es ist heller Tag.«
    »Ich weiß! Aber ich habe eine Notiz gefunden, die Dad für dich geschrieben hat. Er sagt, wenn die Begierde zu groß wird, dann kommen sie auch bei Tag.«
    »Herrje!« Sie wartet, hält inne, als ob sie mit etwas Großem zu kämpfen hätte. »Er hat eine Notiz hinterlassen?«
    »Hm.« Ich gebe ihr noch eine Sekunde, weil ich weiß, dass sie das irgendwie verdauen muss. Dann spreche ich weiter. »Außerdem habe ich dieses krabbelige Gefühl auf der Haut, das ich immer bekomme, wenn er auftaucht.«
    »Okay. Nick ist bei dir, oder?«
    »Hm.«
    »Gib ihn mir. Ich bin so schnell wie möglich bei dir, okay? Ich bin schon auf dem Weg.«
    »Gut.«
    Ich reiche Nick das Telefon. »Ja«, sagt er. »Ich weiß. Ich weiß.«
    Dann schaut er auf das Display. »Keine Verbindung mehr.«
    »Toll.«
    Er verzieht das Gesicht und lässt sich auf mein Bett plumpsen. »Dein Amnesty-International-Poster gefällt mir.«
    »Das sind also deine goldenen Worte in Zeiten der Not? Dass dir mein Poster gefällt? Du machst mich fertig.« Ich schlurfe durchs Zimmer und setze mich neben ihn. »Rutsch mal.«
    Ich wackle mit der Hüfte, damit er auf dem Bett ein bisschen Platz macht. Romantisch zu sein ist einfach zu unheimlich. Er streckt den Arm aus. Ich lehne den Kopf dagegen und schaue zu dem Poster auf.
    Als echt brillante Small-Talkerin sage ich: »Ich mag Amnesty International.«
    »Auch eine Art Rette-die-Welt-Komplex, was?«, fragt er und umfasst meine Schulter.
    »Vermutlich.«
    »Ich habe auch einen.«
    »Ach nee, das wäre mir fast entgangen.«
    »Sarkasmus steht dir nicht.« Er dreht sich auf die Seite, um mich anzusehen.
    Mein ganzer Körper fängt an zu

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