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Fluesterndes Gold

Fluesterndes Gold

Titel: Fluesterndes Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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dafür keine Beweise gibt. Seine Wunde ist schon fast verheilt.
    »Es ist nichts passiert. Ich bin weggerannt.«
    Sein Mund zuckt. Wegrennen entspricht ganz und gar nicht seinem Charakter. Diese Lüge kostet ihn einiges.
    Deputy Clark zückt einen Notizblock. »Kannst du ihn beschreiben?«
    Nick beschreibt ihn. Die Polizisten kommen herein, setzen sich auf die Couch und stellen Fragen. Deputy Clark fragt viel. Ich denke, vor allem deshalb, weil er nicht zurück nach draußen in die Kälte will. Schließlich stehen sie auf und fahren mit ihren superstarken Scheinwerfern in den Wald, um den Mann zu suchen.
    Wir stehen am Fenster und sehen zu, wie der Lichtkegel suchend durch die Dunkelheit blitzt.
    »Sie finden ihn nie«, meint Nick.
    »Man weiß nie.«
    »Er hinterlässt keine Spur.« Nick dreht sich um und setzt sich wieder auf die Couch.
    Ich gehe ihm nicht nach. Ich starre weiter in die Nacht hinaus und zu den Polizisten. Meine Stimme verhakt sich in meiner Kehle. »Ich dachte, du wärst weg.«
    »Ich bin zäh.«
    »Weil du ein Werwesen bist?« Ich ziehe den Vorhang zu.
    »Ja.«
    »Du bist verletzt worden, obwohl du ein Werwesen bist.« Ich drehe mich um und schaue ihn an. Er sitzt so stark und gesund auf der Couch und sieht so normal aus, so verdammt gut aussehend, so menschlich.
    »Du hast doch gelesen, was auf der Website stand. Wir sind die natürlichen Feinde der Elfen.«
    »Wusstest du bis zu dieser Woche, dass es Elfen überhaupt gibt?«
    Er zuckt zusammen und fasst an seine Schulter. »Nein. Aber seit letztem Monat oder so wissen Devyn und ich, dass da draußen etwas ist, etwas Böses. Issie wusste es auch. Wir haben es ihr gesagt.«
    »Deine Eltern sind auch Werwesen, oder? Aber jetzt sind sie irgendwo auf Foto-Safari.«
    »Sie drehen einen Dokumentarfilm.«
    »Und sie haben dich einfach hier allein gelassen. Ich dachte immer, Wölfe wären Herdentiere, die zusammenbleiben.«
    »Tun sie auch, aber meine Eltern … Bei uns in der Familie laufen gerade interessante, gruppendynamische Prozesse ab.«
    »Wie meinst du das?«
    »Wenn der Sohn eines Alpha-Wolfs, also des Leitwolfs, heranwächst, reift er auch zu einem Alpha, und dann entstehen gewisse Spannungen. Denn wenn man von den Genen her ein Alpha-Tier ist, dann muss man sich auch wie ein Alpha-Tier verhalten.«
    »Also derjenige sein, der das Sagen hat. Der Held.«
    »Ja, so ungefähr. Aber es kann immer nur ein Alpha-Tier geben, deshalb unternehmen meine Eltern dieses Jahr eine ausgedehnte Reise und nächstes Jahr auch. Bis ich im College bin. So verhindern wir, dass mein Vater und ich uns in Stücke reißen.«
    »Weil ihr beide Alpha-Wölfe seid?«
    Er nickt.
    »Wow. Das ist ja irre.«
    Ein Pick-up rumpelt in die Einfahrt. Ich sehe zu, wie die Polizisten aus dem Wald herausfahren und mit Betty reden. Dann fahren sie davon, und Betty kommt herein.
    Sie zeigt auf Nick und sagt in ganz geschäftsmäßigem Ton. »Zieh dein Hemd aus.«
    Er gehorcht.
    »Warum soll er …«, will ich fragen.
    »Sie weiß Bescheid«, unterbricht Nick. »Sie weiß, dass ich ein Werwesen bin.«
    Betty nickt und betrachtet die kaum noch zu erkennende Wunde. »Hast du es ihr gesagt?«
    »Dass du auch ein Werwesen bist?« Ich lasse mich in den grünen Ledersessel neben der Tür fallen. »Ja, er hat’s mir gesagt.«
    »Und wie hat sie es aufgenommen?«, fragt Betty.
    »Nicht gut«, antwortete Nick.
    Sie lacht. »Die Wunde sieht prima aus. Hast du gut gemacht, Zara.«
    Ich bringe ein Nicken zustande.
    »Die Polizisten haben nichts gefunden«, sagt Betty und legt Holz nach. Es knistert. »Aber das habe ich auch nicht erwartet. Hoffen kann man allerdings immer.«
    »Wir glauben, dass er ein Elf ist, Gram.« Es sprudelt förmlich aus mir heraus.
    Sie nickt. »Ihr glaubt richtig. Wo ist der Schürhaken?«
    Ich finde ihn neben der Eingangstür. »Ich hab ihn als, äh, Waffe genommen.«
    »Gute Idee«, lobt sie, nimmt ihn mir aus der Hand und rückt damit die Scheite zurecht. Ein paar Glutstückchen fliegen ins Zimmer und verlöschen. »Ich hab deine Mutter angerufen. Sie will, dass du wieder heimkommst. Sie meint, es sei wohl ein Fehler gewesen, dich hierher zu schicken.«
    Es schnürt mir die Kehle zu, und ich ziehe die Beine an meinen Oberkörper, während ich in dem geheimnisvollen Licht des Feuers ihr Gesicht betrachte. »Und was meinst du?«
    Nick antwortet an ihrer Stelle. »Vielleicht ist es sicherer für dich, wenn du gehst.«
    »Ich laufe nicht weg«, sage ich. »Er würde mich

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