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Flug 2039

Flug 2039

Titel: Flug 2039 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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nicht umgebracht.
    Der Rest des Abends verlief wieder wie nach Plan. Die Leute gingen mit dem Gefühl nach Hause, erlöst zu sein, und ich nahm mir vor, mich ein andermal umzubringen. Der Augenblick war denkbar ungünstig gewesen. Ich hatte gezögert, wo doch alles auf das richtige Timing ankam.
    Und außerdem.
    Die Ewigkeit würde noch ewig währen.
    Vor mir die Menge, die mich aus dem Dunkeln anstrahlte, in mir mich selbst, der ich ein Leben lang Badezimmer geputzt und Rasen gemäht hatte, sagte ich mir: Nur nichts überstürzen.
    Ich war schon früher rückfällig geworden, und würde es wieder tun. Übung macht den Meister.
    Falls man das so nennen kann.
    Ich dachte, ein paar Sünden mehr würden meinen Lebenslauf nur noch abrunden.
    Das ist der Vorteil, wenn man bereits zu ewiger Verdammnis verurteilt ist.
    Ich dachte: Die Hölle kann warten.

Kapitel 24
    Bevor dieses Flugzeug abstürzt, bevor das Band des Flugschreibers ausläuft, möchte ich mich vor allem für das Buch der Alltagsgebete entschuldigen.
    Die Menschen sollen wissen, dass das Buch der Alltagsgebete nicht meine Idee war. Ja, es hat sich weltweit zweihundert Millionen Mal verkauft. Ja, ich habe zugelassen, dass es unter meinem Namen erschien, aber der geistige Vater dieses Buchs war der Agent. Ganz zu Anfang war es die Idee eines Namenlosen aus dem Autorenteam. Irgendeines Werbetexters, der ganz groß rauskommen wollte. Seinen Namen habe ich vergessen.
    Ich betone: Das Buch war nicht meine Idee.
    Eines Tages sucht mich der Agent auf, und in seinen braunen Augen funkelt jenes tänzelnde Licht, das ein gutes Geschäft verheißt. Meiner Presseagentin zufolge bin ich total ausgebucht. Wir hatten bereits einen Riesenposten von mir signierter Bibeln verkauft. Wir hatte kilometerweise Stellflächen in Buchhandlungen reserviert, und ich war auf Tournee.
    »Glauben Sie bloß nicht, so eine Promotionstour wäre ein Spaß«, sagt der Agent.
    Bücher signieren, sagt der Agent, ist genau dasselbe, wie wenn am letzten Tag in der Highschool jeder von einem verlangt, man soll ihm etwas in sein Jahrgangsbuch schreiben, nur dass eine Büchertournee ein ganzes Leben lang weitergehen kann.
    Entsprechend meinem Reiseplan bin ich gerade in einem Lagerhaus in Denver und signiere schon mal auf Vorrat, als der Agent mir seine Idee für ein kleines Andachtsbuch auftischt, das die Leute im Alltag würden benutzen können. Ein Taschenbuch mit kurzen Prosagedichten, sagt er. Fünfzig Seiten, maximal. Kleine Betrachtungen zu Themen wie Umwelt oder Kinder. Unverfängliches Zeug. Mütter. Pandas. Themen, die keinem auf die Füße treten. Allgemeine Probleme. Wir setzen meinen Namen drauf, behaupten, ich hätte das geschrieben, und machen erst mal einen Probelauf.
    Des weiteren sollen die Leute wissen, dass ich das fertige Buch erst zu Gesicht bekommen habe, nachdem schon die zweite Auflage erschienen war, nachdem bereits über fünfzigtausend Exemplare verkauft waren. Die Öffentlichkeit war schon mehr als nur ein bisschen sauer, aber das ganze Theater trieb die Verkaufszahlen erst recht in die Höhe.
    Jedenfalls warte ich eines Tages in der Garderobe auf meinen Auftritt als Komoderator irgendeiner Fernsehtalkshow. Das war jetzt viel später, lange nach der Tournee, auf der ich Bibeln signiert hatte. Mit der Sache hier verfolgen wir den Plan, dass ich, wenn die Einschaltquote mit mir als Komoderator bedeutend ansteigt, die Chance auf eine eigene Sendung bekommen kann. Ich bin also in der Garderobe und tausche mit irgendeiner Schauspielerin, Wendi Daniels oder wie die hieß, Geheimrezepte zur Zehennagelpflege aus, als sie mich plötzlich bittet, mein Buch zu signieren. Sie hält es mir hin. Das Buch der Alltagsgebete. Es ist das erste Mal, dass ich es zu sehen bekomme, das schwöre ich. Ich schwöre es auf einen ganzen Stapel der von mir signierten Bibeln.
    Wendi Daniels zufolge kann ich die Schwellung unter meinen Augen glätten, indem ich etwas Hämorrhoidensalbe in die Haut einreibe.
    Und dann gibt sie es mir, das Buch der Alltagsgebete, und tatsächlich steht da mein Name auf dem Umschlag. Ich, ich, ich. Da wär ich also.
    Und drinnen stehen die Gebete, von denen die Leute glaube, dass ich sie geschrieben habe:
    Das Gebet, den Orgasmus hinauszuzögern.
    Das Gebet, Pfunde zu verlieren.
    So wie sich Versuchstiere im Labor fühlen müssen, wenn sie zu Hotdogs verarbeitet werden, so verletzt habe ich mich da gefühlt.
    Das Gebet, mit dem Rauchen aufzuhören:
     
    Heiligster Vater

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