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Flug 2039

Flug 2039

Titel: Flug 2039 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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Shreveport einstürzen. Wo auch immer das sein mag.«
    Ich sage, das rät sie jetzt aber nur.
    »Und«, sagt sie grinsend, »du brauchst ein Wunder. Du brauchst ganz dringend ein Wunder.«
    Kann schon sein, sage ich. Wer braucht heutzutage kein Wunder? Woher weiß sie das alles?
    »Ich weiß noch viel mehr«, sagt sie und weist mit einer Kopfbewegung zum hinteren Ende des Raums. »Die Kellnerin da hat Krebs. Von dem Kuchen, den du hier isst, wirst du eine Magenverstimmung bekommen. In ein paar Minuten wird in China ein Kino abbrennen, das heißt, falls ich den Zeitunterschied zu Asien richtig im Kopf habe. In Finnland löst in diesem Augenblick ein Skiläufer eine Lawine aus, die ein Dutzend Leute unter sich begraben wird.«
    Fertility winkt, und die krebskranke Kellnerin kommt zu uns rüber.
    Fertility beugt sich über den Tisch und sagt: »Ich weiß das alles, weil ich alles weiß.«
    Die Kellnerin ist jung, Haare, Zähne und alles in Ordnung, jedenfalls macht sie ganz und gar keinen kranken Eindruck. Fertility bestellt ein Wok-Gericht, Huhn mit Gemüse und Sesam. Sie fragt, ob es Reis dazu gibt.
    Draußen vor den Fenstern ist immer noch Spokane. Die Gebäude. Der Spokane River. Die Sonne, die wir uns alle teilen müssen. Ein Parkplatz. Zigarettenstummel.
    Ich frage sie, warum sie die Kellnerin nicht gewarnt hat.
    »Wie würdest du reagieren, wenn dir ein Fremder so etwas erzählen würde? Das würde ihr nur den Tag verderben«, sagt Fertility. »Außerdem würde ihr persönliches Drama nur meine Bestellung verzögern.«
    Ich esse den Kirschkuchen, an dem ich mir den Magen verderben werde. Die Macht der Suggestion.
    »Man muss nur auf die Muster achten«, sagt Fertility. »Wenn man erst mal die Muster kennt, kann man die Zukunft extrapolieren.«
    Fertility Hollis zufolge gibt es kein Chaos.
    Es gibt nur Muster. Muster von Mustern. Muster, die andere Muster beeinflussen. Muster, die sich hinter Mustern verbergen. Muster in Mustern.
    Wenn man genau hinsieht, besteht die Geschichte nur aus Wiederholungen ihrer selbst.
    Was wir Chaos nennen, sind bloß Muster, die wir noch nicht erkannt haben. Was wir Zufall nennen, sind bloß Muster, die wir nicht enträtseln können. Was wir nicht begreifen können, nennen wir Unsinn. Was wir nicht verstehen können, nennen wir Geschwafel.
    Es gibt keinen freien Willen.
    Es gibt keine Variablen.
    »Es gibt nur das Unausweichliche«, sagt Fertility. »Es gibt nur eine Zukunft. Man hat keine Wahl.«
    Das Schlechte daran ist, dass wir keinerlei Kontrolle darüber haben.
    Das Gute daran ist, dass man keine Fehler machen kann.
    Die Kellnerin dahinten sieht jung und hübsch und verloren aus.
    »Ich achte auf die Muster«, sagt Fertility.
    Sie sagt, sie kann gar nicht anders, als darauf zu achten.
    »Die Muster werden in meinen Träumen immer deutlicher«, sagt sie. »Alles. Das ist so, als würde ich ein Geschichtsbuch über die Zukunft lesen, Nacht für Nacht.«
    Und daher weiß sie alles.
    »Daher weiß ich, dass du ein Wunder brauchst, um ins Fernsehen zu kommen.«
    Ich brauche eine gute Prophezeiung.
    »Deswegen bin ich hier«, sagt sie und nimmt einen dicken Terminkalender aus ihrer Einkaufstasche. »Nenn mir einen Zeitraum. Ein Datum, für das du etwas prophezeien willst.«
    Ich sage: Nehmen wir irgendwas in der übernächsten Woche.
    »Wie wär’s mit einer Massenkarambolage«, sagt sie nach einem Blick in den Kalender.
    Ich frage: Wie viele Autos sind daran beteiligt?
    »Sechzehn«, sagt sie. »Zehn Tote. Acht Verletzte.«
    Hat sie nicht was Eindrucksvolleres?
    »Wie wär’s mit einem Kasinobrand in Las Vegas?«, sagt sie. »Oben-ohne-Tänzerinnen, deren Federkopfschmuck in Flammen steht und so was alles.«
    Gibt’s da Tote?
    »Nein. Nur Leichtverletzte. Aber jede Menge Rauchschäden.«
    Was Größeres.
    »Explosion in einem Sonnenstudio.«
    Was Spektakuläres.
    »Tollwut in einem Nationalpark.«
    Langweilig.
    »Zusammenstoß in der U-Bahn.«
    Das ist ja zum Einschlafen.
    »Eine Pelz-ist-Mord-Aktivistin, die mit umgeschnallten Bomben in Paris herumläuft.«
    Vergiss es.
    »Öltanker kentert.«
    Wen interessiert denn so was noch?
    »Filmstar hat Fehlgeburt.«
    Wahnsinn, sage ich. Mein Publikum wird mich für ein ungeheures Genie halten, wenn das eintrifft.
    Fertility blättert weiter in ihrem Kalender herum.
    »Mann, wir haben Sommer«, sagt sie. »Da ist die Auswahl an Katastrophen nicht so toll.«
    Ich sage, sie soll weitersuchen.
    »Nächste Woche. Hoho, der Riesenpanda, den

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