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Flug 2039

Flug 2039

Titel: Flug 2039 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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damit genauso gut aussehen wie ich im Fernsehen.
    Das Gefährliche am Berühmtsein ist, dass man Levothyroxin nehmen muss, um schlank zu bleiben. Ja, man muss sich um sein zentrales Nervensystem Sorgen machen. Schlaflosigkeit. Stoffwechselstörungen. Herzrasen. Schweißausbrüche. Und immer ist man nervös, aber man sieht klasse aus.
    Vergiss nicht, dein Herz schlägt nur, damit du regelmäßig als Gast im Weißen Haus speisen kannst.
    Dein zentrales Nervensystem ist nur dazu da, dass du vor der UN-Generalversammlung sprechen kannst.
    Amphetamine sind die amerikanischste Droge. Damit kriegt man ziemlich viel erledigt. Du siehst klasse aus und bist die Leistung in Person.
    »Ihr ganzer Körper«, schreit der Agent, »ist nur dazu da, dass Sie Ihre Designer-Klamotten vorführen können!«
    Deine Schilddrüse beendet die natürliche Produktion von Thyroxin.
    Aber du siehst immer noch klasse aus. Und du bist der amerikanische Traum. Du bist die Wirtschaft auf dem ewigen Wachstumspfad.
    Dem Agenten zufolge wollen die Menschen da draußen, die nach einem Führer suchen, nicht kleckern, sondern klotzen. Dynamisches Auftreten. Einen dünnen kleinen Gott will keiner. Die Leute wollen eine breite Brust und einen Waschbrettbauch. Dicke Muskeln. Lange Beine. Gespaltenes Kinn. Dicke Waden.
    Sie wollen Übermenschliches.
    Sie wollen Überlebensgroßes.
    Niemand will etwas lediglich anatomisch Korrektes.
    Die Leute wollen was anatomisch Gesteigertes. Chirurgisch Vergrößertes. Etwas Neues und Verbessertes. Mit Silikon Implantiertes. Mit Collagen Gespritztes.
    Nur um das festzuhalten: Nach den ersten drei Monaten Deca-Durabolin konnte ich mich nicht mal mehr weit genug bücken, um mir die Schuhe zu binden, so dick waren meine Arme. Kein Problem, sagt der Agent, und heuert jemand an, der mir die Schuhe bindet.
    Nachdem ich mehrere Wochen lang Methandrostenolonum aus russischer Herstellung geschluckt hatte, fielen mir die Haare aus, worauf der Agent mir eine Perücke kaufte.
    »Da müssen Sie mir schon ein Stück entgegenkommen«, sagt der Agent. »Niemand will einen Gott anbeten, der sich selbst die Schuhe bindet.«
    Niemand will dich anbeten, wenn du dieselben Probleme, denselben schlechten Atem, dieselben unordentlichen Haare und Fingernägel hast wie irgendwelche normalen Leute. Du musst alles sein, was normale Leute nicht sind. Wo sie zu Fall kommen, musst du bis ans Ende gehen. Du musst sein, was die Leute zu sein fürchten. Du musst werden, was sie bewundern.
    Leute, die einen Messias nötig haben, verlangen Qualität. Niemand schließt sich einer Niete an. Wer einen Erlöser braucht, gibt sich nicht mit einem Normalsterblichen zufrieden.
    »Eine Perücke ist für Sie das Beste«, sagte der Agent. »Die bietet eine konstante Vollkommenheit, auf die wir bauen können. Sie werden viel mit Hubschraubern fliegen, denken Sie an den Sog der Rotoren beim Aussteigen – wenn man ständig in der Öffentlichkeit steht, kann man es sich nicht leisten, sich dauernd um die Haare kümmern zu müssen.«
    Aus den Planungen des Agenten konnte ich schließen, dass wir als Zielgruppe nicht die klügsten Menschen der Welt, sondern die große Masse im Visier hatten.
    Er sagte: »Betrachten Sie sich von jetzt an als Cola Light.«
    Er sagte: »Denken Sie an die jungen Leute überall in der Welt, die sich mit altmodischen Religionen herumschlagen oder gar keine Religion haben; denken Sie sich diese Leute als Ihre Zielgruppe.«
    Die Leute suchen nach einer homogenen Erklärung der Welt. Sie brauchen eine vereinheitlichte Feldtheorie, in der Glamour und Heiligkeit, Mode und Spiritualität nebeneinander möglich sind. Die Leute wollen gut sein und gut aussehen unter einen Hut bringen.
    Nachdem ich wochenlang keine feste Nahrung zu mir genommen, wenig geschlafen, Tausende von Stockwerken bewältigt und der Agent mir immer wieder seine Vorstellungen ins Ohr gebrüllt hatte, kam mir das alles sehr logisch vor.
    Das Komponistenteam schrieb schon an den Liedern, noch ehe ich den Vertrag unterzeichnet hatte. Das Autorenteam feilte an meiner Autobiographie. Das Medienteam kümmerte sich um Pressematerial, Lizenzabkommen und Eislaufshows: die Todestragödie der Credisten als Eisrevue, Satellitenschaltungen, Sonnenstudiotermine. Das Imageteam hat die kreative Kontrolle über mein Aussehen. Das Autorenteam hat die Kontrolle über jedes Wort, das aus meinem Munde kommt.
    Um die Akne zu verdecken, die ich mir durch die Einnahme von Laurabolin zugezogen hatte,

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