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Flug in den Weltraum

Titel: Flug in den Weltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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bewundern, denn mit diplomatischer Meisterschaft verstand es Lüdinghausen, die von ihm angerufenen Behörden auf das zu suchende Objekt scharf zu machen, es als gefährlich und unter Umständen explosiv hinzustellen, ohne doch von seiner Raketennatur etwas zu verraten.
    »So!« sagte Professor Lüdinghausen, während er den Hörer wieder auflegte, »die Landjägerschaft ist auf die Spur gesetzt. Was könnten wir jetzt noch tun?«
    »Selber im Flugzeug losgehen und nach der Rakete suchen«, schlug Hegemüller vor.
    »Gut, Herr Doktor.« Wieder griff Lüdinghausen zum Apparat. »Unser Pilot steht Ihnen mit dem Werksflugzeug zur Verfügung«, wandte er sich nach Beendigung des Gesprächs an Hegemüller. »Nehmen Sie ein paar von Ihren Leuten, die an der Rakete gearbeitet haben, mit und fliegen Sie die Gegend ab. Geben Sie mir Bericht, wenn Sie von Ihrem Flug zurück sind.«
    Während Hegemüller das Zimmer verließ, um sich zum Flugzeug zu begeben, holte Lüdinghausen eine Karte von der Umgebung Gorlas heraus und breitete sie vor sich aus. »Die Sache wird schwieriger, wenn die Rakete in dichtem Gehölz steckt«, meinte er zu Grabbe. »Wir wollen uns mal überlegen, wo sich etwas Derartiges hier in der Gegend befindet.«
    Grabbe trat neben ihn, gemeinsam studierten sie die Karte und mußten schnell feststellen, daß es fast ein Dutzend Waldungen innerhalb des Gebietes gab, die für den Verbleib der Rakete in Betracht kommen konnten.
    »Dumme Geschichte«, brummte Grabbe, »es wird Tage, wenn nicht Wochen beanspruchen, alle diese Plätze gründlich abzusuchen.«
    »Hilft nichts, Herr Grabbe«, entschied sich Lüdinghausen. »Wenn wir die Rakete nicht im freien Feld entdecken, müssen wir uns der Mühe unterziehen.«
    Zu derselben Zeit ging der Bauer Gustav Schanze durch eins der Gehölze, deren Lage Lüdinghausen und Grabbe gerade auf der Karte betrachteten. Er hatte wenig Sinn für den Buchenwald, in dessen Kronen die schrägen Strahlen der Morgensonne in grüngoldenen Reflexen spielten; seine Gedanken waren vielmehr bei seinem am Rande der Waldung gelegenen Haferfeld, in dem Sperlinge und Wildtauben es reichlich arg getrieben hatten. Wenn Bauer Schanze von seinem Acker überhaupt noch etwas in die Scheune bringen wollte, dann mußte jetzt etwas gegen die gefiederte Plage geschehen, und deswegen hatte er sich auf den Weg gemacht. Während er so durch den Wald dahintrollte, sah er seitwärts vom Wege etwas Weißes in dem Unterholz schimmern. Unwillkürlich verhielt er den Schritt, schaute schärfer hin und ging schließlich darauf zu.
    Beim Näherkommen erkannte er, daß es sich um zusammengewürgte Wäschestücke handelte. Schanze machte sich keine Gedanken darüber, wie das Zeug wohl hierhingeraten sein mochte, doch eine andere Idee war ihm bei dem Anblick gekommen. Aus den Lumpen ließ sich sicherlich eine Vogelscheuche herstellen, die seinen bedrohten Hafer schützen könnte.
    Ohne langes Besinnen griff er zu, drehte das Leinen auseinander und hielt zu seiner Verwunderung Stücke einer feinen Leibwäsche in seinen Händen; eigentlich noch viel zu schade für eine Vogelscheuche, wenn sie nicht an mehreren Stellen zerrieben und zerfetzt gewesen wäre. Moos und Rindenteile hafteten an den schadhaften Stellen, als ob jemand damit gewaltsam einen Baum abgewischt hätte. Für ihn selber war sie doch nicht mehr zu gebrauchen, stellte Schanze mit Bedauern fest und zog mit seiner Beute zu dem Feld hin, um dort einen Spatzenschreck daraus zu fabrizieren.
    Gegen elf Uhr vormittags lief bei Lüdinghausen die Meldung ein, daß die Landjäger bei ihren Streifen nichts entdeckt hätten, auf das die gegebene Beschreibung passen könnte. Eine halbe Stunde später kam Hegemüller von seinem Erkundungsflug zurück. Auch er hatte von seiner Rakete nichts gesehen.
    »Dann steckt das vertrackte Ding also doch in einer der Waldungen«, sagte Lüdinghausen durchs Telefon zu Grabbe. »Wir werden sie der Reihe nach absuchen müssen.« Die Antwort Grabbes vernahm er nicht mehr. Der hatte den Hörer schon wieder aufgelegt, als ein kräftiges »Schweinerei, verfluchte!« seinen Lippen entfuhr.
    Vielleicht hatte der Chefingenieur die Fenster doch nicht schnell genug geschlossen, als Hegemüller mit seiner ersten Meldung von der entflogenen Rakete zu ihm kam, vielleicht hatte auch der eine oder andere von den Werkleuten Hegemüllers ein Wort zuviel gesagt, jedenfalls hub schon in den Morgenstunden ein Wispern und Raunen unter der Belegschaft des

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