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Flug in den Weltraum

Titel: Flug in den Weltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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bewohnt ...
    Er raffte sich zusammen, verscheuchte die Bilder und Gedanken, griff wieder nach dem Brief Watsons und vertiefte sich in die ihm beigefügte Zeichnung. Wie er aus ihr und dem zugehörigen Text ersah, hatte man in Gorla in aller Stille mit primitiven Mitteln eine Strahlrakete gebaut. O’Neils hatte begreiflicherweise keine Ahnung von dem eigenmächtigen Vorgehen Hegemüllers und wunderte sich, wie man in Gorla etwas derartig Unvollkommenes zusammenbringen konnte, anstatt von Anfang an sorgfältig und mit dem Einsatz aller verfügbaren Mittel zu konstruieren. Dr. Hegemüller hätte wahrscheinlich einen roten Kopf bekommen, wenn er die Beurteilung gehört hätte, die Professor O’Neils seiner Strahlrakete zuteil werden ließ. Der Amerikaner fuhr in seiner Lektüre fort und erschrak, als er nun das Husarenstück Watsons las ... bei Nacht ... heimlich ... in eine fremde Abteilung eingedrungen ... eine Rakete untersucht ... skizziert ... O’Neils bedauerte, daß er nicht, wie er es anfangs wollte, Jones an Stelle Watsons nach Gorla geschickt hatte. Sein Entschluß, diesen Fehler schleunigst wiedergutzumachen, wurde noch fester, als er in den nächsten Zeilen lesen mußte, daß sein Assistent mit der Rakete sogar einen Flug gewagt und die Maschine nicht wieder an ihren Platz zurückgebracht hatte. Lebhaft malte er sich die Aufregung aus, die wegen der verschwundenen Rakete jetzt in dem Werk herrschen mochte. Mit Schrecken dachte er an die Folgen, die sich für Watson ergeben mußten, wenn die Deutschen hinter seine Schliche kamen. Unverzüglich ging er daran, den Brief zu beantworten. Sein Schreiben enthielt den strikten Befehl für Watson, zurückzukommen. In einem anderen Brief an Professor Lüdinghausen motivierte er den beabsichtigten Personalwechsel so sachlich und überzeugend, daß Lüdinghausen nicht anders konnte, als seine Zustimmung zu geben.
    Die Vermutung O’Neils’, daß das Verschwinden der Rakete in Gorla schwere Aufregung verursachen würde, traf zu. Wie außer sich stürzte Hegemüller zu Grabbe ins Zimmer.
    »Die Rakete ist weg!« Er schrie es so laut in den Raum, daß der Chefingenieur vor allen Dingen erst einmal die offenstehenden Fenster schloß.
    »Unmöglich, Herr Doktor!« wandte er sich an Hegemüller, doch der wurde dadurch nur noch aufgebrachter.
    »Sie ist weg, Herr Grabbe! Verschwunden! ... Gestohlen!«
    Nur mit Mühe gelang es Grabbe, den Aufgeregten so weit zu bringen, daß er ihm einen zusammenhängenden Bericht über das gab, was er gesehen und festgestellt hatte. Zu zweit machten sie sich auf den Weg zum Abstellplatz.
    »Es ist ja unmöglich«, wiederholte Grabbe im Gehen seine schon einmal geäußerte Ansicht. »Die Rakete wog fast tausend Kilogramm. Wie hätten die Täter sie fortbringen sollen?«
    Seine Worte waren für Hegemüller Anlaß, sich von neuem zu erhitzen. »Fortgeflogen ist der Dieb damit!« brach er los. »Ich könnte mich selber ins Gesicht schlagen. Ich habe es ihm ja leicht gemacht, habe den Türschlüssel steckenlassen!«
    »Zu welcher Tür, Herr Doktor?« warf Grabbe dazwischen.
    »Zu der Tür der Versuchskammer. Der Mensch konnte ohne weiteres in das Innere gelangen; brauchte nur einen Hebel zu bewegen, und die Rakete flog davon.«
    Während Hegemüller so seinem Herzen Luft machte, wurde er etwas ruhiger, doch dafür sprang die Erregung jetzt auf den Chefingenieur über. Ein Unbekannter, ein Fremder mit der Rakete davongeflogen? Das war ein Fall, der sofort Professor Lüdinghausen gemeldet werden mußte. Kaum eine Minute hielt er sich auf dem Abstellplatz auf, auf dem es ohnehin nichts von Belang zu sehen gab. Die Rakete war eben verschwunden, und nur schwache Eindrücke in dem ziemlich harten Boden verrieten die Stelle, wo sie gestanden hatte. Fußspuren, nach denen der Chefingenieur sich noch umsah, waren nirgends zu entdecken und bei der Bodenbeschaffenheit auch nicht zu erwarten.
    »Kommen Sie mit zu Professor Lüdinghausen!« entschied er sich kurz. »Wir müssen die Angelegenheit mit ihm besprechen.«
    Auch Lüdinghausen wurde ernst, als er den Bericht Grabbes gehört hatte. Seit Jahr und Tag war kein Fall von Werkspionage in Gorla mehr vorgekommen, und der Vorfall, der sie jetzt beschäftigte, sah doch stark danach aus.
    »Es ist kaum ein Zweifel möglich«, begann Lüdinghausen, jedes Wort sorgfältig abwägend, »daß sich eine oder mehrere Personen in unserem Werk befinden, die sich für Dinge interessieren, die sie nichts angehen. Es ist

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