Flug in den Weltraum
Nebenzeichnung haften, die den Bewegungsmechanismus der strahlenden Treibflächen darstellte.
»Herr Hidetawa hat hier ein selbstsperrendes Getriebe vorgesehen?« wandte er sich an Saraku. »Warum das?«
»Herr Hidetawa hat mit der Möglichkeit gerechnet, daß Kräfte von außen her die Treibflächen verstellen könnten, und sich durch eine Selbstsperrung dagegen geschützt. Er dachte an den Luftwiderstand während des Fluges in der Atmosphäre. Er hat wohl auch mit der Möglichkeit gerechnet, daß ein Unbefugter die Flächen von außen her verstellen könnte ...«
Die Flächen von außen her verstellen könnte ... die letzten Worte Sarakus hallten wie ein Echo im Ohr des Chefingenieurs nach ... ein Unbefugter von außen ... Konnte es bei der Rakete von Dr. Hegemüller nicht ebenso gewesen sein? ... Mit Leichtigkeit ließen sich an dessen Maschine die Flächen von außen her verstellen. Noch nicht einmal ein Mensch brauchte es gewesen zu sein. Ein leichter Druck genügte ja schon dazu. Irgendein Tier konnte es verursacht haben ... eine Katze vielleicht ... es waren einige davon in dem Werk vorhanden.
Saraku hatte einen Brief aus dem Umschlag gezogen. Das leichte Knittergeräusch des bewegten Papiers rief Grabbe in die Wirklichkeit zurück. Er sah wieder die Pläne vor sich, den Japaner sich gegenüber und begann zu sprechen.
»Ich beglückwünsche Herrn Hidetawa zu dieser Arbeit. Sie ist ein Meisterstück. Wir werden heute noch gemeinsam darüber beraten. Für den Augenblick bitte ich Sie um Entschuldigung. Ich muß Professor Lüdinghausen noch sprechen, bevor er zu Tisch geht. Vielleicht können wir heute nachmittag mit ihm zusammen eine Konferenz haben.«
Saraku erhob sich und verließ mit einer Verbeugung das Zimmer. Kaum hatte sich die Tür hinter ihm geschlossen, als Grabbe schon zum Telefon griff und Lüdinghausen anrief.
»Sehr gut, Grabbe«, klang’s ihm von der anderen Seite der Leitung entgegen. »Ich wollte Sie auch noch sprechen. Kommen Sie, bitte, gleich.«
»Ja, mein lieber Grabbe«, empfing Lüdinghausen den Chefingenieur. »Mit unsern Nachforschungen in der Sache Hegemüller scheinen wir ja nun endgültig festgefahren zu sein. Nirgends auch nur eine Spur von dem Täter. Ich glaube nicht mehr, daß wir den Menschen fassen werden.«
»Vorausgesetzt, daß es ein Mensch ist, Herr Professor.« Lüdinghausen sah den Chefingenieur groß an. Der ließ sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen, sondern breitete die Zeichnungen Hidetawas gemächlich vor sich aus. Eine kurze Weile ließ ihn Lüdinghausen gewähren, dann fragte er ungeduldig:
»Wie meinen Sie das, Herr Grabbe? Ich denke, über den Täter sind wir uns doch einigermaßen klar.«
»Ich habe es auch geglaubt, Herr Lüdinghausen, bis ich vorhin Pläne Hidetawas für eine Strahlrakete ...«
»Nun, und? Was hat das mit unserm Fall zu tun?«
Grabbe schob ihm eine der Zeichnungen hin und wies auf eine Stelle darauf.
»Wollen Sie sich das einmal genau ansehen, Herr Professor?«
»Was ist daran Besonderes zu sehen? Die Bewegung der Treibflächen durch einen Schneckentrieb – übrigens keine schlechte Idee – imponiert mir ... tüchtige Arbeit. Aber lassen wir das jetzt. Kehren wir zu unserem Fall zurück, Herr Grabbe.«
»Wir sprechen bereits die ganze Zeit darüber, Herr Lüdinghausen. Sehen Sie, hier unterscheidet sich die Konstruktion grundsätzlich von der Hegemüllerschen. Hier stehen die Treibflächen in jeder Stellung unverrückbar fest. Bei unserer Rakete konnte man sie von außen her mit Leichtigkeit verstellen ...«
»Ich verstehe, was Sie meinen. Es hätte jemand die Flächen unserer Rakete von außen verstellen können ... braucht gar nicht mitgeflogen zu sein ... ja, bester Herr Grabbe, das wirft ja alle unsere Schlußfolgerungen über den Haufen. Dann kann die Rakete sich ja Gott weiß wo befinden ... vielleicht auf dem halben Wege zum Mond sein ...«
»Wäre das Beste, was uns passieren könnte. Dann wären wir wenigstens sicher davor, daß sie einem Unberufenen in die Hände fällt. Offen gesagt, Herr Professor, solche Scherze wie damals bei den Fundland-Bänken und am Boulder-Damm möchte ich nicht noch einmal erleben. Damals hat die Welt noch an einen Meteoriten geglaubt; wenn aber Hegemüllers Rakete in Amerika oder sonstwo zu Boden stürzt, würde die Welt verflucht hellhörig werden.«
»Malen Sie den Teufel nicht an die Wand!« wehrte Lüdinghausen ab. »Im übrigen bringt uns das alles nicht weiter. Nach wie vor
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