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Flug in den Weltraum

Titel: Flug in den Weltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Werkes an, und es wurde nicht schwächer, als man bald darauf Dr. Hegemüller mit dem Werkflugzeug starten sah.
    Von einer Rakete wurde gemunkelt, von einer entflogenen Rakete ... bald darauf von einer gestohlenen und wenig später sogar von einer geraubten Rakete. Von Halle zu Halle, von Labor zu Labor schwirrte das Gerücht und wurde dabei nicht kleiner. Als es in die Abteilung von Thiessen gelangte, der mit Dr. Stiegel und Saraku eben beschäftigt war, eine Verbesserung an der tausendpferdigen Strahlturbine zu erproben, da wollte es bereits von einem nächtlichen Einbruch ausländischer Spione wissen, die sich gewaltsam einer Strahlrakete bemächtigt hätten und damit ungehindert über die Grenze entkommen wären.
    Ein Bote, der die zweite Post in die Abteilung Thiessen brachte, hielt sich länger als notwendig auf und hatte etwas mit dem Laboratoriumsdiener zu flüstern. Einem andern wäre es vielleicht kaum aufgefallen, aber Watson merkte es und pirschte sich vorsichtig näher heran, um etwas von dem Gespräch zu erhaschen. Übernächtig, fiebrig erregt, von Zweifeln hin und her gerissen, war er an diesem Morgen in das Werk gekommen. Mit Mühe hatte er nach außen hin eine gleichmütige Maske zur Schau getragen, jeden Augenblick darauf gefaßt, daß von irgendwoher Alarm kommen könnte, und fast unerträglich war die Spannung für ihn geworden.
    Längst mußte man ja das Fehlen der Rakete gemerkt haben. Zweifellos mußte auch der Sicherheitsdienst des Werkes schon unterrichtet sein und Maßnahmen eingeleitet haben. Bei jedem Blick, der ihn traf, bei jedem Wort, das an ihn gerichtet wurde, mußte Watson sich zusammennehmen, um nicht durch eine ungewollte Gebärde oder ungeschickte Antwort sein Schuldbewußtsein zu verraten. Zum hundertsten Male verwünschte er es im stillen, daß er sich auf das Abenteuer eingelassen hatte ... und jetzt tuschelten die beiden, der Bote und der Diener, so verdächtig in einer Ecke ... warfen, wie er sich einbildete, hin und wieder forschende Blicke nach ihm. War man ihm etwa auf der Spur?
    Er strengte seine Ohren an, horchte gespannt und fing Bruchstücke des Gespräches auf. »Landjägerei alarmiert ... Umgebung von Gorla wird abgesucht ... Dr. Hegemüller mit Flugzeug unterwegs ...«
    Es verschlug Watson den Atem, als er es hörte. Vom Flugzeug konnte man die Baumkronen einsehen ... Wenn Hegemüller die Rakete entdeckte? ... Man würde die Landjäger nach der Stelle schicken, sie würden die mit seinen Initialen gezeichneten Wäschestücke finden ... Er mußte sich gegen die Wand stützen, hörte mit geschlossenen Augen weiter ... Ausländer sollen es gewesen sein ... Man hat auch schon einen bestimmten Verdacht, geht einer gewissen Spur nach ... Wenn das Glück günstig ist, werden die Räuber noch heute vormittag gefaßt.
    Watson fühlte seinen Herzschlag aussetzen. Wie im Traum vernahm er die Worte des Boten: »Mach’s gut, Karl, ich muß weiter.« Dann hörte er eine Tür klappen. Nur allmählich kam er wieder zu sich, ging leicht wankend mit verstörtem Gesicht zu seinem Tisch und sank auf einen Stuhl.
    »Ist Ihnen nicht gut, Kollege?« Die Stimme Dr. Stiegels klang an sein Ohr. Mit letzter Anstrengung riß er sich zusammen. Nur jetzt nicht schwach werden, sich nicht verraten!
    »Nichts von Bedeutung, Herr Doktor Stiegel. Eine Magenverstimmung; ich fürchte, ich habe gestern abend zuviel von dem schwarzen Brot gegessen.« Er strich sich über den Leib, als ob er dort Schmerzen spürte.
    »Gehen Sie ins Kasino und lassen Sie sich einen handfesten Weinbrand geben, Kollege«, riet ihm Stiegel.
    »Ich will Ihren Rat befolgen.« Watson verließ das Laboratorium. Erst draußen in der frischen Luft wurde ihm etwas leichter ums Herz. Im Kasino ließ er dem ersten Weinbrand bald einen zweiten folgen, überlegte dabei noch einmal Wort für Wort, was er soeben gehört hatte, und merkwürdigerweise kam es ihm jetzt nicht mehr ganz so schlimm vor. Als er eine Viertelstunde später wieder in die Abteilung Thiessen zurückkehrte, war ihm die überstandene Schwäche nicht mehr anzumerken.
    *

Chefingenieur Grabbe starrte verdrießlich auf den Deckel eines vor ihm liegenden Aktenstückes. Er kam nicht dazu, es zu lesen, denn immer wieder kehrten seine Gedanken zu der verschwundenen Rakete Hegemüllers zurück. Fast zwei Wochen waren nun seit diesem aufregenden Ereignis ins Land gegangen, und keinen Schritt war man weitergekommen. Nach wie vor blieb die Rakete verschwunden, obwohl man die

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