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Flug in den Weltraum

Titel: Flug in den Weltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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hier war sein einziger Wunsch, als er wieder zu Atem kam. Der Mond war inzwischen tief herabgesunken. Eben noch vermochte Watson sich danach zu orientieren, dann verschwand das Gestirn unter dem Horizont. In der einfallenden Dunkelheit machte er sich auf den Heimweg. Als er nach langer Wanderung glücklich vor seiner Tür stand, schlugen die Uhren bereits die zweite Morgenstunde. Sein Unternehmen hatte länger gedauert, als er angenommen hatte.
    Noch lange blieb er wach, ging unruhig in seinen Räumen hin und her und überdachte die voraussichtlichen Folgen seiner Tat. Natürlich würde man die Rakete vermissen. Zweifellos würde man auch nach ihr suchen, aber finden würde man sie so leicht nicht. Sie steckte ja sicher verborgen in der dichten Krone eines hohen Baumes. Später, im Herbst vielleicht, wenn das Laub fiel, würde man auf ihre Spur kommen. Einstweilen würde man sich vergeblich den Kopf zerbrechen, auf welche Weise sie abhanden gekommen war, würde hin und her raten und hundert Möglichkeiten erwägen; auf ihn, Watson, würde aber wohl kaum jemand verfallen. Vor einer Entdeckung glaubte er sich sicher. Mit einem Gefühl der Beruhigung warf er sich in einen Sessel ... und fuhr im nächsten Augenblick wieder auf, denn etwas anderes fiel ihm ein. In dem Drang, schnell von der Landungsstelle fortzukommen, hatte er die aus seinen Kleidungsstücken zusammengedrehten Stricke achtlos in das Unterholz geworfen. Wenn man sie fand ... wenn man die Zeichnung in den Wäschestücken las – die Buchstaben H. W. –, ihm wurde schwül bei dem Gedanken daran. In der Übereilung hatte er hier einen Fehler begangen, der verhängnisvoll werden konnte.
    Noch einmal zurückkehren? Die Stelle wieder aufsuchen, die verräterischen Stücke an sich nehmen? Schnell verwarf er den Gedanken wieder. Jetzt in der Dunkelheit hätte er den Platz schwerlich wiedergefunden, wäre überdies zu spät in das Werk gekommen. Für heute war es auf jeden Fall unmöglich, doch vielleicht später.
    Er nahm sich vor, es morgen oder übermorgen bei Tage zu versuchen, obwohl er sich klar darüber war, daß es auch dann nicht leicht sein würde, den abseits von Weg und Steg zwischen Hunderten von seinesgleichen stehenden Baum wiederzufinden.
    *

Professor O’Neils war in bester Laune und hatte auch Grund dazu, denn in erfolgreicher Zusammenarbeit mit Robert Jones war es ihm nicht nur geglückt, den neuen Strahlstoff weiter zu verbessern, sondern darüber hinaus beherrschte er die Herstellung jetzt so sicher, daß plötzliche Ausbrüche atomarer Energie und ähnliche unliebsame Zwischenfälle kaum noch zu befürchten waren.
    »Unsere Zusammenarbeit mit Gorla und Tokio trägt ihre Früchte«, meinte er während einer Arbeitspause zu Jones, »ich bin stolz darauf, daß wir dabei nicht nur die Empfangenden, sondern auch Gebende sind ...« Er brach ab, weil ein Bote hereinkam und ihm einen Brief brachte. Das Schreiben kam von Watson, und O’Neils machte sich sofort darüber her.
    Neue Nachrichten aus Gorla. Seit mehreren Tagen war dort eine tausendpferdige Strahlturbine in Betrieb und bisher tadellos gelaufen. Man hatte daraufhin die Weiterentwicklung eines Strahlmotors mit hin- und hergehendem Kolben einstweilen zurückgestellt.
    O’Neils nickte, als er das las, denn er war der gleichen Meinung. Wozu einen Motor bauen, wenn man den gewollten Zweck mit einer Turbine einfacher und besser erreichen konnte? Sehr bald würde auch er sich diesem Problem zuwenden und mit dem verbesserten Strahlstoff vielleicht noch etwas Vollkommeneres schaffen.
    Weiter lief sein Blick über die Zeilen, und seine Lippen preßten sich zusammen, als er zu den nächsten Seiten des Briefes kam. Man beschäftigte sich in Gorla also bereits mit dem Raketenproblem. Gut! Früher oder später würde man sich auch in Washington und Tokio damit befassen. Seit man über den Strahlstoff verfügte, war es ja nur noch eine reine Konstruktionsaufgabe, bei der es sich lediglich darum handelte, bereits Bekanntes und Erforschtes richtig zu verwerten.
    O’Neils ließ das Schreiben sinken, und seine Gedanken begannen in die Zukunft zu wandern. Ein neues Zeitalter sah er im Geiste heraufziehen. Strahlraketen sah er an Stelle der bisherigen Motorschiffe ihre Bahnen durch den Äther ziehen, sah die Luftflotte kommender Jahrzehnte sich über die Stratosphäre hinaus in den freien Weltraum erheben. Weiter schweiften seine Gedanken. Wie in einer Vision sah er unentdeckte Welten, von anderen Lebewesen

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