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Flug in den Weltraum

Titel: Flug in den Weltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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der Chefingenieur drehte das Steuerrad, bis der Beschleunigungsmesser fünf Strich unter Null anzeigte.
    Ein eigenartiges Gefühl überkam die drei Männer in dem Metallzylinder. Nur noch halbes Gewicht hatten ihre Körper plötzlich, denn nur noch mit der halben Stärke wirkte die Anziehungskraft der Erde auf sie. Unsicher waren zunächst ihre Bewegungen und Schritte. Grabbe behielt seinen Platz am Steuerrad und begann mit geschlossenen Augen zu rechnen. Rund achtzig Sekunden würde es dauern, dann würde die Erdanziehung der Rakete ihre Geschwindigkeit geraubt haben. Einen Moment würde sie dann in der Stratosphäre stillstehen, und danach würde der Sturz nach unten beginnen ... würde schnell und immer schneller werden, wenn man den Fall nicht rechtzeitig abbremste. Er öffnete die Augen wieder, ließ seine Blicke zwischen der Borduhr und den Meßinstrumenten hin und her gehen, bereit, neue Steuermanöver zu machen, sobald der Augenblick dafür gekommen war.
    Verdrossen war Hegemüller inzwischen an eins der von der Sonne abgewandten Fenster gegangen und schaute hinaus. Fast schon schwarzviolett erschien hier der Himmel, und einzelne Sterne wurden an ihm sichtbar. Ein eigenartig schöner Anblick war es, doch Hegemüller hatte keine rechte Freude daran. Er hatte den Flug in der Hoffnung begonnen, wenigstens ein paar hundert Kilometer in die unbekannte Höhe vorstoßen zu können, und nun zwang man ihn schon so frühzeitig zur Umkehr. Er verwünschte den Japaner mit seiner Morserei, verfluchte Lüdinghausen, der die Rakete von seiner Turmstation aus kontrollierte und kommandierte, und tröstete sich schließlich mit dem Gedanken an spätere Flüge.
    Mit mäßiger, gleichbleibender Geschwindigkeit sank die Rakete nach unten. Schon hatte sie wieder die tieferen Schichten der Atmosphäre erreicht. Der Himmel zeigte nicht mehr die fremdartig düstere Färbung der höchsten Stratosphäre, sondern erstrahlte wieder in lichtem Blau.
    Chefingenieur Grabbe trat zu Saraku, wollte eben selber die Morsetaste nehmen, um Lüdinghausen Bericht über die durchgeführten Manöver zu geben, als ein Ruf Hegemüllers ihn aufhorchen ließ. Der hatte sein Gesicht dicht an das Fenster gedrückt und starrte angestrengt durch die starke Kristallglasscheibe.
    Grabbe ging zu ihm hin, als Dr. Hegemüller schon losbrach.
    »Eine zweite Rakete! Sehen Sie!« Er zog ihn dicht zu sich heran und wies ihm mit dem Finger die Richtung. Der Chefingenieur strengte seine Augen an. Scharf spähte er aus, und jetzt – täuschte er sich oder war es wirklich so? –, flimmernd, silbrig vom Sonnenlicht angestrahlt, sah er am Firmament sich etwas bewegen. Er schloß die Augen, öffnete sie wieder, und die letzten Zweifel schwanden. Nichts anderes als eine Rakete konnte es sein, was sich dort bewegte.
    Eine andere Rakete! Eine zweite Rakete? Wo kam sie her? Wer hatte sie gebaut? Wer steuerte sie? Im Bruchteil einer Sekunde überstürzten sich Gedanken und Fragen im Hirn des Chefingenieurs.
    »Wir müssen ihr nach«, keuchte Hegemüller, und seine Erregung sprang auf Grabbe über. Vergessen waren alle Weisungen Lüdinghausens. Er sprang zu den Steuerrädern, gab der Maschine neuen Auftrieb. Er ließ die Seitensteuerung wirken, daß ihre Rakete Richtung auf das blanke Stäubchen im Äther nahm. Er sprang wieder zum Fenster hin, um die Wirkungen seines letzten Manövers zu beobachten. Hörte dazwischen Hegemüller allerlei sagen und rufen, ohne überhaupt recht zu fassen, was der wollte und meinte.
    Mit schlagenden Pulsen sah Grabbe, wie das verfolgte Objekt allmählich größer wurde. Nicht allzulange mehr, und man würde Einzelheiten erkennen können, würde das Rätsel zu lösen vermögen, das ihnen hier so unerwartet aufgegeben wurde.
    Nur Saraku hatte bisher seine Ruhe bewahrt. Wohl hatte auch er aufgehorcht, als von Hegemüllers Lippen das Wort »Rakete« fiel, aber unbewegt war seine Miene geblieben. Nur ein sehr scharfer Beobachter hätte aus seinen Augen vielleicht etwas wie eine Erwartung ... eine Hoffnung ... einen Triumph herauslesen können.
    Doch nun übermannte auch ihn die Erregung. Er überließ den Morseapparat sich selber, holte ein scharfes Glas, sprang zu einem der Fenster, suchte, visierte und bekam sein Ziel in das Gesichtsfeld. Wohl eine Minute starrte er durch das Glas, dann ließ er es wieder sinken. Enttäuschung malte sich in seinen Zügen. Das, was er zu sehen erwartete, hatte das Glas ihm nicht gezeigt.
    *

In der Turmstation ließ

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