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Flug in den Weltraum

Titel: Flug in den Weltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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sie näher kommt.«
    An der Beobachtung Thiessens war nicht zu zweifeln, denn zusehends war während der kurzen Zeit, die sie zusammen am Fenster standen, das helle Pünktchen am blauen Firmament größer geworden.
    »Ich denke, Herr Professor, in etwa drei Minuten werden sie ...«
    »Kommen Sie, Herr Doktor Thiessen!« unterbrach ihn Lüdinghausen. »Wir wollen zum Landeplatz gehen und sie empfangen.«
    Während sie die Stufen der Turmtreppe hinabstiegen, schaute Thiessen den Professor mehrmals von der Seite an. Ich fürchte, Freund Hegemüller, ging’s ihm durch den Kopf, als er die tiefe Falte auf Lüdinghausens Stirn sah, daß dieser Empfang für dich mit einem gehörigen Donnerwetter verbunden sein wird. Kann dir gar nichts schaden, hast es reichlich verdient.
    Sie hatten inzwischen den Ausgang erreicht und schritten über den Werkhof auf Halle IV zu, als Thiessen plötzlich stehenblieb und auch Lüdinghausen festhielt.
    »Sehen Sie! Da ist sie!« rief er, nach oben deutend. »Höchstens noch 1.500 Meter entfernt ...«
    »Kommen Sie«, unterbrach ihn Lüdinghausen und zog ihn mit sich fort. »Wir müssen uns beeilen, wenn wir noch rechtzeitig zur Landung kommen wollen.«
    Und dann standen sie auf dem Abstellplatz und starrten sencrecht in die Höhe, aus der die Rakete langsam niederschwebte. Nur ihr Boden war jetzt für Lüdinghausen und Dr. Thiessen noch sichtbar. Wie ein silbrig blinkender Kreis hob er sich vom Blau des Himmels ab. Jetzt mochte das Gebilde sich schon in der Höhe des Hallendaches befinden. Immer schwächer wurde sein Fall, immer langsamer sank es herab. Wie fasziniert starrte Lüdinghausen nach oben, öffnete den Mund zum Sprechen, wollte Thiessen etwas zurufen, da setzte die Rakete schon sanft und stoßlos auf dem Boden auf.
    »Das ist doch nicht ... Doktor Thiessen ... das ist doch nicht unsere ...« kam es abgerissen aus Lüdinghausens Mund.
    Thiessen verstand nicht, was der Professor meinte, und hatte auch keine Zeit mehr, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, denn schon öffnete sich die Tür der Rakete, und jetzt hatte auch Thiessen Grund zum Staunen. Ein Japaner trat aus der Tür ins Freie, aber es war nicht Saraku, sondern Yatahira.
    Mit einer höflichen Verneigung begrüßte er Lüdinghausen, der ihn entgeistert anblickte, mit einem Händedruck den nicht minder fassungslosen Thiessen; und während Lüdinghausen noch vergeblich nach Worten rang, begann Yatahira zu sprechen.
    »Darf ich mir die Ehre geben, Herr Professor, Sie mit meinem verehrten Lehrer bekannt zu machen. Herr Hidetawa hat als Ziel für den ersten Flug seiner Rakete das Gorlawerk gewählt, um Ihnen, Herr Professor, als erstem seine Konstruktion vorzuführen.«
    Lüdinghausen hörte die Worte Yatahiras, ohne sie voll zu erfassen; allzusehr liefen seine Gedanken umeinander ... die Japaner mit ihrer eigenen Rakete hier ... nach einem glücklichen Flug um den halben Erdball von Tokio bis nach Gorla; ein Erfolg, der die kühnsten Erwartungen übertraf. Als erfolgreiche Pioniere des Raketenfluges würden sie in die Geschichte der Technik eingehen.
    Sprunghaft gingen die Gedanken Lüdinghausens zur eigenen Rakete zurück.
    Was war Grabbe und seinen Leuten zugestoßen? ... Warum gaben sie keine Nachricht? Warum waren sie nicht schon längst wieder gelandet? Drei Fragen, auf die Lüdinghausen keine Antwort wußte ... und die ihn mit schwerer Sorge erfüllten.
    Während Yatahira noch sprach, war der Mann, von dem seine Worte berichteten, langsam nähergetreten. Nun stand er dicht vor Lüdinghausen, die Gestalt trotz des Alters noch straff und ungebeugt, das von schneeweißem Haar umwallte Haupt dem Professor zugewandt.
    »Ich freue mich, im fremden Land Freunde begrüßen zu dürfen, die an der gleichen Aufgabe arbeiten wie wir«, begann er in flüssigem Deutsch und streckte Lüdinghausen die Hand entgegen. Der ergriff sie mit festem Druck. Für Sekunden trafen sich die Blicke der beiden Männer, und ohne daß Worte gewechselt wurden, fühlte jeder der beiden, daß ihm ein Ebenbürtiger gegenüberstand.
    Fast eine Minute verstrich, bis Hidetawa zu sprechen begann.
    »Sie sind in Sorge, Herr Professor Lüdinghausen? Verfügen Sie bitte über mich. Was in meinen Kräften steht, will ich tun, um Ihnen zu helfen.«
    Während er es sagte, ließ Hidetawa die Hand Lüdinghausens los, und er hatte das Gefühl, als ob ein Band sich löste, als ob er aus einem Traum erwache. Er brauchte Sekunden, um sich zu sammeln, formte stockend

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