Flug in Die Nacht
Angriffskeil befehligt.«
Der Admiral Yin griff selbst nach dem Mikrofon. »Die Verständigung ist klar, Tiger. Wo ist Ihr Standort? Was haben Sie zu berichten?«
Die Stimme klang müde, aber der Offizier sprach klar und deutlich. »Tiger meldet sich von innerhalb des Nordtors auf dem Samar International Airport«, sagte Liyujiang.
»Innerhalb des Flughafens! s jubelte einer von Yins Offizieren. »Wir haben’s geschafft! Die Marineinfanterie erobert den Flugplatz!«
»Die hiesige Lage … « Liyujiang machte eine kurze Pause, als müsse er eine Karte studieren.
Danach hörte der Admiral zu seinem Entsetzen eine Stimme auf Englisch. »Admiral Yin, hier spricht Oberst Renaldo Carigata, Stadtkommandant von Davao. Oberst Liyujiang wird länger keine Meldung mehr erstatten können, deshalb erlaube ich mir, ihn zu vertreten. Die Lage ist folgende: General Samars Truppen halten nach wie vor die Stadt und den Flughafen. Meine Scharfschützen schwärmen aus, um Jagd auf versprengte Marineinfanteristen zu machen. Allah akbar!
Leben Sie wohl, Admiral Yin.« Damit riß die Verbindung ab.
Yin wich entsetzt einen Schritt von dem Funkgerät zurück.
Seine Stabsoffiziere starrten einander erschrocken an. Kapitän Sun führte den gebrochen wirkenden Admiral zu seinem Sessel zurück.
»Machen Sie sich keine überflüssigen Sorgen, Genosse Admiral«, riet Sun ihm. »Warten Sie erst den vollständigen Lagebericht ab. Vertrauen Sie weiter auf Ihre Männer! Die Luftangriffe sind vorüber – wir können unsere Kräfte sammeln und zum Sieg führen. Wir können … «
»Genosse Admiral!« plärrte eine Lautsprecherstimme aus der Zentrale der Hong Lung. »Lenkwaffenwarnung! Ein Vorpostenboot meldet zahlreiche Marschflugkörper Tomahawk im Anflug aus Südosten … Vorpostenboot 403 meldet Luftziel, vermutlich überschallschnelles Flugzeug, zweihundertzwanzig Kilometer östlich unserer Position … aus Südosten schätzungsweise bis zu zwanzig Lenkwaffen im Anflug … ist das verstanden, Genosse Admiral … ?«
Yin schüttelte benommen den Kopf. Nun war alles verloren.
Die Amerikaner hatten nicht nur seine Invasionstruppen dezimiert, sondern auch überraschend schnell weitere Luftstreitkräfte herangeführt, die jetzt angreifen würden.
Darauf gab es nur eine mögliche Antwort.
Der Admiral knöpfte langsam seine Uniformjacke auf und zog einen an der Halskette hängenden silberglänzenden Schlüssel heraus. Seine Offiziere sprangen erschrocken auf …
das war der Sicherheitsschlüssel für die Lenkwaffen Fei Lung-9 mit Atomsprengköpfen. Trotzdem versuchte niemand, Yin in den Arm zu fallen, denn jeder war sich bewußt, daß ihm nur noch dieser Weg offenstand. Ob zum Guten oder Schlechten, Yin würde diese Schlacht letztlich doch gewinnen und so erreichen, was er sich vorgenommen hatte: die Stadt Davao zerstören, die Rebellen niederwerfen und ganz Mindanao besetzen.
Yin sperrte mit dem Schlüssel ein Fach neben seinem Platz auf und drückte eine der Tasten des darin stehenden roten Telefons. Daraufhin schrillten überall an Bord die Alarmglocken los. Keiner der Offiziere im Lageraum bewegte sich. Matrosen kamen hereingestürzt, verteilten ABC-Schutzkleidung und rannten wieder hinaus auf ihre Gefechtsstationen. Yin nahm langsam den Telefonhörer ab.
»Schlachtruf, Schlachtruf«, sagte der Admiral. Seine Stimme klang geisterhaft dumpf, als trage er Helm und Atemschutzgerät, obwohl er beides zurückgewiesen hatte.
»Anfangscode bestätigt«, antwortete der Waffensystemoffizier für die Fei Lung-9. »Ziele, Genosse Admiral?«
Yin machte eine Pause. Sein Blick ging ins Leere, als versuche er, etwas im Dunkel außerhalb der schrägen Fenster des Lageraums zu fixieren. Dann sagte er: »Davao.«
»Verstanden, Genosse Admiral. Ausführung automatisch.
Erbitte Bestätigungscode.« Aber Yin schien ihn nicht gehört zu haben. »Genosse Admiral? Bestätigungscode?«
»Roter … Mond … «
»Verstanden, Genosse Admiral. Beide Codes verifiziert.
System geprüft … einsatzbereit. Ausführung in drei Minuten ab … jetzt! System arbeitet automatisch, Ziel liegt an der äußersten Reichweitengrenze, aber Trefferwahrscheinlichkeit ist wegen abnehmender Entfernung hoch. Countdown wird in zwei Minuten angehalten. Kommandozentrale, Ende.«
Diese zwei Minuten bis zur automatischen Unterbrechung des Countdowns verflogen sehr, sehr rasch. Als das rote Telefon klingelte, nahm Yin den Hörer ab. »Zentrale, Countdown für Roter Mond
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