Flug in Die Nacht
griffen von Norden kommend im Tiefstflug an. Sie wurden erst entdeckt, als es für einen Abwehrversuch zu spät, viel zu spät war.
Oberst Yang sah hellrote und orangerote Leuchtkörper den Strand entlang auf sich zukommen und eine fünfzig Meterbreite und Hunderte von Metern lange Spur der Verwüstung hinterlassen. Davor gab es kein Entkommen – die kleinen Bombenkörper der Schüttbomben bedeckten den gesamten Strand. Er konnte nur sein Gewehr hochreißen und auf den schlanken amerikanischen Bomber schießen, als er, vom Feuerschein des brennenden Landungsschiffs erhellt, über ihn hinwegröhrte. Yang kehrte dem näher kommenden Bombenteppich den Rücken zu und schoß weiter auf den Bomber, bis er von vernichtenden Detonationen und einem Hagel von Bombensplittern gefällt wurde.
Major Pete Fletcher, der OSO (Offensive Systems Officer) der B-1B, hatte noch nie einen Einsatz mit so unglaublich vielen Waffen an Bord geflogen – er hatte noch nicht einmal gehört, daß jemals so viele verschiedene Waffen im Einsatz mitgeführt worden waren.
Mit ihren acht Abwurflenkwaffen SLAM, die Blade TwoFive, seine B-1B Excalibur, an externen Aufhängepunkten mitführen konnte, hatten sie bereits chinesische Kriegsschiffe im Philippinischen Meer angegriffen. Ihre sonstige Bewaffnung bestand aus acht Minen Mk 65 QUICKSTRIKE – hochexplosive Minen für geringe Wassertiefen im Hafen von Davao oder in der Dadaotan-Straße – in der hinteren Bombenkammer, vierundzwanzig GATOR-Minen für Strände – jeder Behälter verstreute Hunderte von tennisballgroßen Schützenminen, die auch kleine Fahrzeuge zerstören konnten – in der mittleren Bombenkammer und acht Flammölbomben BLU-96 HADES – für den Einsatz gegen Landungsfahrzeuge und Marineinfanterie in dem Küstenabschnitt nördlich des Samar International Airports – in der vorderen Bombenkammer.
Alle diese Waffen sollten auf einer Strecke von nur fünfunddreißig Kilometern in drei jeweils sechs Kilometer langen Sektoren abgeworfen werden – aber während sie mit fast fünfzehn Kilometern in der Minute in Baumhöhe flogen, blieb Fletcher kaum Zeit zum Nachdenken. Zwischen Jägerangriffen hatte er sein Navigationssystem durch einen Radarcheck beim Überfliegen der Küste getestet und wußte nun, daß es einwandfrei funktionierte. Falls die Zeit reichte, wollte er das System beim Zielanflug erneut testen – aber er bezweifelte, daß er dazu Gelegenheit haben würde. Für alles weitere war jetzt der Bombencomputer zuständig.
»Ausgangspunkt vor uns … fertig, fertig, jetzt!« meldete Fletcher. »Kurs ist gut. Dreißig Sekunden bis zum Abwurf.
Reihenwurf GATOR auf Kurs eins-acht-eins, danach Rechtskurve auf Kurs zwo-eins-sechs und Reihenwurf QUICKSTRIKE, dann wieder Rechtskurve auf Kurs zwo-sechs-acht und Reihenwurf HADES. Noch fünfzehn Sekunden … «
Die zahlreichen Schiffsbrände vor Davao und in der Dadaotan-Straße waren spektakulär – dort brannten mindestens zehn bis zwölf große Truppentransporter, zwischen denen weite Flächen von brennenden Öllachen bedeckt waren.
»Mann, das sieht wie’n gottverdammter Weltuntergang aus«, murmelte der Kopilot über die Bordsprechanlage.
»Noch fünf Sekunden … klar zum Einkurven … «
Aber die Großbrände, die der B-1-Besatzung das Zielgebiet so klar zeigten, machten es auch den Chinesen leicht, die anfliegende Maschine zu erkennen. Leuchtspurgeschosse der Flak einiger nicht völlig außer Gefecht gesetzter Landungsschiffe zogen scheinbar willkürliche Feuerspuren durch den Himmel – und plötzlich trafen mehrere dieser Geschoßbahnen das Rumpfvorderteil des Bombers B-1.
Die Einschläge der 5,7-cm-Granaten eines LSTs wirkten wie gewaltige Hammerschläge Thors. Der Kabinendruck fiel sofort ab und wurde eine Millisekunde später durch das donnernde Tosen der durch die zersplitterten Cockpitfenster einströmenden Luft abgelöst. Die Geschwindigkeit über Grund schien auf null zu sinken, und die Besatzung fühlte sich fast gewichtslos, als die B-1 durch den Himmel zu taumeln begann.
Fletcher reagierte augenblicklich. Er bestimmte noch alle an Bord befindlichen Waffen für einen Notabwurf, öffnete die Bombenklappen und drückte nochmals auf den Notabwurfknopf. »Alle Waffen abgeworfen! Alle Waffen abgeworfen!«meldete er über die Bordsprechanlage. »Sofort Rechtskurve, Doug!« rief er Hauptmann Doug Wendt, dem Piloten, zu.»Rechtskurve! Nach Westen abfliegen!«
Alle Minen und BLU-96 HADES fielen glatt aus den
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