Flug in Die Nacht
Körper abmühte. »Mußtest den verdammten Helden spielen, was? Wenn ich deinetwegen hier oben draufgehe, Fletcher, verfolge ich dich hundert Jahre lang als Gespenst!«
Nachdem Rowenki das Seil, mit dem man sich im Notfall aus der Luke abseilen konnte, durch den D-Ring der Aufzugsleine von Fletchers Fallschirm gezogen und verknotet hatte, stieß er seinen Kameraden kopfüber aus der Luke. Das Seil straffte sich ruckartig und ließ Fletchers Körper kreiseln, bevor es den Verpackungssack aufriß. Fletchers Bein verfing sich in den Fangleinen, aber es kam sofort wieder frei, so daß der Fallschirm sich sicher öffnete. Rowenki hechtete sofort hinter ihm her.
Er brach sich den linken Knöchel, der am hinteren Lukenrand anschlug, aber dieser Schmerz erinnerte ihn nur daran, den Abzugsgriff zu ziehen, während er auf den Dschungel unter ihnen zustürzte.
Die angeschlagene B-1 setzte ihren Steigflug mit Rechtskurve noch einige Minuten lang fort und beschrieb fast eine 180-Grad-Kurve, bevor sie durch Fahrtverlust in einen überzogenen Flugzustand geriet und am Stadtrand von Cadeco abstürzte. Damit hatte die letzte Maschine des ersten Einsatzes der Air Battle Force ihren Flug beendet.
»Genosse Admiral, gerade meldet sich ein Jäger J-7 über dem Samar International Airport«, kündigte der Funker an.
Admiral Yin war mit einem Satz auf den Beinen.
»Meldung!« blaffte er so laut, daß alle Anwesenden zusammenzuckten. »Ist der Flughafen erobert?«
Während der Funker kurz zuhörte, nahm sein blasser werdendes Gesicht einen ungläubigen Ausdruck an. Er wich dem Blick des Admirals aus, sah hilfesuchend zu Sun hinüber und starrte zuletzt wieder sein Funkgerät an.
»Was ist?« fragte Yin scharf. »Ich verlange Meldung!«
»Genosse Admiral … der Pilot meldet viele Schiffsbrände vor Davao und in der Dadaotan-Straße«, antwortete der Funker stockend. »Keine Verbindung zu Bodentruppen auf irgendeiner der Einsatzfrequenzen. Mehrere Explosionen …
Sekundärdetonationen … Anzeichen für Truppenbewegungen am Boden – aber auf den Einsatzfrequenzen meldet sich niemand.«
Yin war wie vor den Kopf geschlagen. »Keine …
Funkverbindung … keine Verbindung zu meiner Marineinfanterie?«
»Das braucht nichts zu bedeuten, Genosse Admiral«, sagte Kapitän Sun beruhigend. »Bei Beginn des amerikanischen Luftangriffs ist die Marineinfanterie natürlich in volle Deckung gegangen. Ihre Verluste sind bestimmt nicht hoch.« Aber damit konnte er Yins hoffnungslose Verzweiflung nicht lindern. Achttausend Marineinfanteristen … sechstausend Seeleute … keiner von ihnen meldete sich …
»Status der amerikanischen Bomber!« verlangte Kapitän Sun scharf. Entschlossenes Handeln war jetzt die beste Therapie – schließlich hatten sie ein Landungsunternehmen zu kommandieren. Abgerissene Funkverbindungen bedeuteten noch längst nicht, daß die Schlacht verloren war. »Haben sie abgedreht?«
»Ja, Genosse Kapitän«, meldete der Funker. »Keine Luftangriffe mehr. Beim letzten Angriff ist eine B-1 abgeschossen worden.«
»Sehr gut«, sagte Sun befriedigt. »Ausgezeichnet! Genosse Admiral, haben Sie das gehört?«
Endlich schienen alle Offiziere im Lageraum der Hong Lung unglaubliche Erleichterung zu empfinden – ganz besonders Admiral Yin Po L’un. Sie wußten, daß die Air Battle Force bereits den größten Teil ihrer Flugzeuge eingesetzt und ziemlich schwere Verluste erlitten hatte. Falls es überhaupt einen zweiten Angriff gab, war er erst in einigen Tagen zu erwarten. Bis dahin war genügend Zeit, den Samar International Airport zu erobern und in dieser Schlacht Sieger zu bleiben.
»Der J-7-Pilot soll den Flughafen genauer erkunden«, ordnete Yin an. »Er soll möglichst feststellen, ob unsere Truppen den Flugplatz vielleicht schon erobert haben. Eine Handvoll Bomber kann unmöglich Tausende von Marineinfanteristen aufgehalten haben!«
Sie mußten einige Minuten warten, bevor der Funker sagte:
»Genosse Admiral, Jian Vier hat Funkverbindung zu einem Bataillonskommandeur der Marineinfanterie, der Ihnen eine Statusmeldung übermitteln möchte.«
»Ausgezeichnet! Ich hab’ gewußt, daß unsere Truppen durch nichts aufzuhalten sind! Stellen Sie sofort diese Verbindung her!«
Alle warteten gespannt, bis sich eine Funkstimme meldete:»Hong Lung, hier Tiger. Hong Lung, hier Tiger. Wie hören Sie mich?«
»Das ist Oberst Liyujiang!« sagte Sun aufgeregt. »Ich erkenne ihn an der Stimme. Er hat den nördlichen
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