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Flug ins Feuer

Flug ins Feuer

Titel: Flug ins Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shalvis Jill
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verfügte außer hier in San Puebla über keine anderweitigen Bindungen, und damals hatte ihr junges, naives, achtzehnjähriges Herz sich entschieden.
    Für das Falsche.
    Seitdem bedauerte sie es, und Nina bedauerte ungern etwas. Sie wollte in die Staaten und dort leben, und das würde sie auch tun. Irgendwie.
    Ihre dunklen Arme glänzten im Mondlicht und verhöhnten sie. Sie war nur halb Amerikanerin und sah nicht einmal so aus, aber das war ihr egal. Herrgott, sie wollte in einer Stadt leben mit mehr als nur einer Hand voll Menschen, die
sie schon ewig kannte, mit der Möglichkeit, etwas anderes zu machen als nur die Tochter von jemandem zu sein oder soundsoviele Drinks pro Nacht mixen zu können.
    Es war nicht so, dass sie das Erbe ihrer Mutter verleugnen wollte, ganz gewiss nicht. Schließlich hatte sie vor, Spanisch zu unterrichten. Es gab Kinder, denen sie helfen konnte, sie wusste es einfach.
    »Lyndie«, sagte sie leise, als ihre Freundin aus dem Wasser kam.
    Selbstverständlich erschrak Lyndie nicht, dafür war die Frau viel zu taff. Sie griff nur nach dem Handtuch, das über einem Ast hing, und wickelte es sich um den geschmeidigen Körper. Sie warf das kurze Haar in den Nacken, das im schwachen Mondlicht wie Feuer glänzte, und seufzte, als sie Nina sah. »Wieso bin ich nicht überrascht, dich noch so spät auf zu sehen? Mit wem bist du heute Abend ausgegangen?«
    »He, ich gehe nicht ständig aus. Ich bin schon lange mit allen Kerlen aus dieser Gegend fertig.« Nina seufzte dramatisch. »Ich bin bereit für neue Abenteuer, Lyndie. Außerordentlich bereit.«
    »Das warst du schon immer.« Lyndie trocknete sich ab und setzte sich neben Nina ans Bachufer.
    Um sie herum war alles größtenteils vom Rauch verhüllt. Die Insekten summten. Das Wasser eilte über die Steine hinweg, das einzige andere Geräusch. Nina wollte Autos hören, Laster, Flugzeuge. Hupen, Gebrüll... Sie wollte die Geräusche der Großstadt als Schlaflied.
    »Also, was ist los?« Lyndie kämmte sich die Haare mit den Fingern. »Wenn du mitten in der Nacht auf mich wartest, heckst du doch etwas aus.«
    »Es ist erst Mitternacht.«

    »Was so viel wie mitten in der Nacht ist«, wiederholte Lyndie sachlich ihre Bemerkung, und Nina musste lachen.
    »Okay, ja, ich hecke etwas aus«, gab sie zu. Sie holte tief Luft und sah ihre Freundin an – ihre Fluchtroute. »Ich möchte mit dir zurück in die Staaten fliegen. Ich möchte dorthin ziehen und...«
    » Was? Warum?«
    »Um aufs College zu gehen.«
    »Das ist hier billiger.«
    »Ich will nicht, dass es billiger ist. Ich will, dass es amerikanisch ist.«
    Lyndie starrte sie an. »Du kannst Mexiko nicht einfach so verlassen.«
    »Warum nicht?« Nina sprang auf, um etwas Dampf abzulassen. Herrgott, wollte es denn keiner verstehen? »Weil ich eine Cantina führen muss? Weil ich eine Zukunft vor mir habe, die total verplant ist und bereits vergammelt? Weil ich nicht wie du Hoffnungen und Träume haben darf und sie auch verwirkliche? Ich spreche die Sprache genauso gut wie jeder andere dort. Ich bin halb Amerikanerin, mehr als halb amerikanisch sogar, wenn du noch die Cousine meiner Großtante mütterlicherseits mitzählst, die einen Typen in Bakersfield geheiratet hat und...«
    »Nina.« Lyndie schüttelte den Kopf. »Du bist jung, und manchmal …«
    »Komm mir bloß nicht mit diesem Mist, dass ich zu jung bin. So viel älter bist du auch nicht. Du fühlst dich nur älter, weil du ein eigenes Leben führst und so lebst, wie du willst.« Sie harkte sich mit den Fingern durch das lange Haar und drehte sich langsam und frustriert um sich selbst. »Oh Lyndie, siehst du es denn nicht? Du hast getan, was du wolltest, wann du es wolltest. Du hast die Welt gesehen,
und du hast dich von niemandem oder von irgendetwas jemals davon abhalten lassen.«
    Lyndie starrte sie lange an. »Ja, aber wir haben sehr unterschiedliche Erfahrungen.«
    »Vielleicht möchte ich ja Erfahrungen sammeln.«
    »Nina...« Sie hob die Hände. »Dein ganzes Leben ist hier.«
    »Aber nicht mein Herz.« Sie kniete sich neben Lyndie, nahm die Hand ihrer Freundin und drückte sie an ihr Herz. »Ich möchte es so gern«, flüsterte sie. »Ich möchte es wirklich unbeschreiblich gern. Nimm mich mit. Bitte. Ich besorge mir einen Job, ich werde für mich selbst sorgen, ich werde …«
    »Und was ist mit Tom?«
    »Er wird sich an den Gedanken gewöhnen.«
    »Du hast es ihm nicht erzählt.«
    »Nein.«
    »Nina, du musst es ihm

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