Flug ins Feuer
zwar die Augen, ließ aber die körperliche Zuneigung zusammen mit der Bemerkung, dass sie großen Mist erzähle, über sich ergehen. »Ich habe einfach keine Lust, meine persönlichen Belange vor jedem auszubreiten, das ist alles.«
»Er ist nicht irgendjemand. Er hilft, er ist ein Held. Du willst nicht, dass er weiß, dass du eine Schwäche hast, für mein Essen und sonstwas. Gib es zu.«
»Lyndie Anderson hat keine Schwächen.«
Rosa verschränkte die Arme, die universale Positur einer verärgerten Mutterfigur. »Weißt du, was ich glaube?«
»Wenn ich ja sage, hörst du dann auf?«
»Ich glaube, du willst einfach nicht zugeben, dass dies hier dein Heim ist.« Rosa lächelte liebevoll und selbstzufrieden. »Weißt du, was ich über dich weiß?«
»Herrgott, noch eine Frage. Dass du mich wahnsinnig machst?«
»Dass du diejenigen, die dir am Herzen liegen, immer am schlechtesten behandelst.« Rosa tätschelte ihre Wange. »Das ist eine besonders liebenswerte Eigenschaft von dir.«
Lyndie warf einen Blick in die Küche. Griffin futterte immer noch, als hätte er die ganze Woche nichts zu essen bekommen. »Wenn du das Bad im Bach meinst«, sagte sie und sah zu, wie ihm das Essen schmeckte, »dann hatte er das verdient.«
»Du magst ihn.«
»Sicher. Er hilft uns, das Feuer zu bekämpfen.«
»Du magst ihn als Mann.«
»Mach dich nicht lächerlich, ich kenne ihn doch kaum.«
»Ein Tag, ein Jahr, das ist egal, wenn es um Herzensdinge geht.«
»Rosa.« Lyndie lachte. »Vielleicht sollten wir lieber zu Spanisch wechseln, dein Englisch wird immer unverständlicher.« Sie nahm ein zweites Bier, ging zurück in die Küche und stellte die Flasche vor Griffin auf den Tisch, der sie misstrauisch beäugte.
»Es ist nicht vergiftet«, versprach sie und lächelte. »Betrachte es als Friedensangebot. Du weißt schon, für die Nummer mit dem Bach.«
Er nahm einen langen, tiefen Schluck Bier, dann schüttelte er langsam bedauernd den Kopf. »Ich glaube nicht.«
Aus irgendeinem Grund erbebte sie innerlich bei diesen Worten. »Was glaubst du nicht?«
Er legte den Kopf zurück und nahm einen weiteren langen Schluck, dann setzte er das Bier ab und leckte sich die Unterlippe.
Ein weiteres merkwürdiges Erbeben.
»Wir sind nicht quitt«, sagte er leise. »Noch nicht.«
Du liebe Güte. »Weißt du was? Ich bin müde. Ich gehe zu Bett. Wenn du eine Begleiterin zu deinem Zimmer brauchst, dann verlässt sie gerade den Raum.«
Er lachte und stand auf. »So nett und freundlich. Richtig süß.«
»Habe ich es dir verschwiegen? Süß ist mein zweiter Vorname.« Sie führte ihn zurück durch den gewölbten Flur, den offenen Empfangsbereich, bis hin zu einem anderen Flur, von dem fünf Zimmer abgingen, die Rosa so oft sie konnte vermietete, was hier draußen nicht sehr häufig der Fall war.
Aber heute Abend waren die ersten beiden belegt. Rechts daneben befand sich das Gemeinschaftsbad. Und die letzten
drei waren wieder Schlafzimmer. Eins für Rosa, eins für sie und eins für Griffin.
Sie blieb vor dem Bad stehen und stieß die Tür auf. Beobachtete ihn, als er die funktionierende Dusche sah.
Er sagte kein Wort, drehte nur langsam den Kopf und sah sie an.
Als er das tat, drang ein ungewöhnliches Geräusch aus dem zweiten Schlafzimmer zu ihnen. Ein unverwechselbares Stöhnen, leise und heiser und sinnlich. Verwundert drehten beide sich um und blickten auf die geschlossene Zimmertür, aus der gerade ein unterdrückter, befriedigter, weiblicher Schrei kam.
Und dann als Antwort darauf ein männliches Stöhnen.
»Weißt du, was dieses Haus außer einem Gemeinschaftsbad mit einer perfekt funktionierenden Dusche noch hat?«, fragte Griffin leise. Er beugte sich zu ihr, und während er sprach, fuhren seine Lippen über einen empfindsamen Fleck gleich unter ihrem Ohr und ließen sie erschauern. »Dünne Wände.«
» Dios mio!«, schrie die Frau. » Otra vez...«
Noch einmal , bettelte sie. Oh Gott. Lyndie starrte an die Wand, während sich in ihrem Kopf die unbeschreiblichsten Vorstellungen abspielten, und wusste nicht, was sie tun sollte. Zum ersten Mal wusste sie nicht, was sie tun sollte. Sie warf Griffin einen Seitenblick zu und fragte sich, was wohl in seinem Kopf vorging.
Seine Augen waren dunkel, und der Blick, den er ihr zuwarf, erzeugte eine Gänsehaut auf ihren Armen und erregte wieder verschiedene erogene Zonen, von deren Existenz sie gar nichts wusste oder die sie vergessen hatte.
Bis heute zumindest.
»Komisch,
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