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Flugrausch

Flugrausch

Titel: Flugrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Aber sie kam mir nicht ganz sauber vor, weißt du, was ich meine?«
    Das Gefühl, dass etwas nicht ganz sauber war, hatten Polizisten und Journalisten gemeinsam, dachte Challis. »Wie sahen sie aus?«
    Tessa zuckte mit den Schultern. »Ich konnte nur den Fahrer richtig sehen. Typischer männlicher Bewohner der Halbinsel, Ende dreißig, Kapuzensweatshirt, Sonnenbrille, Trainingsanzug, braucht eine Rasur. Genauer gehts nicht.«
    »Trotzdem, das solltest du der Polizei melden. Unsere Computerspezialisten können das ja mal checken.«
    Tessa salutierte. »Jawohl, Sir.«
    Stille breitete sich aus. Challis erkannte, dass sie nicht miteinander schlafen würden und dass er sich vorgemacht hatte, ihr Beisammensein könne nach allem, was er ihr angetan hatte – so wie sie es sah –, leidenschaftlich ausfallen. Wenn er jetzt die Hand ausstreckte und sie berührte, würde sie nur zusammenzucken und sagen: »So einfach ist das nicht, Hal.«
    Sie schien seine Verwirrung und seinen Kummer zu erkennen und stand auf. »Ich gehe jetzt lieber.«
    Beinahe hätte sie ihn einfach so sitzen lassen, doch im letzten Augenblick blieb sie stehen und strich ihm kurz über die Wange.
    Den Scotch ließ sie stehen.

5
    Nachdem Dwayne Venn verhört und ins Untersuchungsgefängnis gebracht worden war und Ellen Destry, die noch immer die weite Cargohose und die Baumwollwindjacke von der Observierung trug, den Großteil des Papierkrams erledigt hatte, packte sie gegen ein Uhr früh zusammen und fuhr nach Hause. Das Haus der Destrys war ein einfaches eternitgedecktes Ferienhaus auf Stelzen in einer Senke zwischen Strand und hügeligem Farmland. Penzance Beach lag nur etwa fünfzehn Autominuten entfernt, war aber eine völlig andere Welt als Waterloo mit seinen heruntergekommenen Anwesen und der darniederliegenden Leichtindustrie. Im Sommer wimmelte es in Penzance Beach nur so von Allradfahrzeugen und den deutschen Limousinen der betuchten Melbourner Familien, deren Märchenhäuser und gestylte Bunker eines Tages die einfachen Familienhütten wie jene der Destrys vertreiben würden.
    Melbourne lag nur eine Autostunde entfernt, deshalb wimmelte es auch zu Ostern nur so von Fremden. Ellen fuhr langsamer und suchte nach einem Parkplatz. Die Straße war zugeparkt mit den Fahrzeugen der Urlauberfamilien und der Jugendlichen, die auf Larraynes Party waren. Sie fuhr zwei Nebenstraßen ab, bevor sie eine Lücke fand, die für ihren Magna groß genug war, und ging das Stück zurück zu Fuß. Prima: Die Party näherte sich ihrem Ende. Man hörte Abschiedsrufe, die Jugendlichen verließen das Haus und machten sich auf den Heimweg.
    Sie ging hinein und stieß auf einen Ehemann mit starren Gesichtszügen und eine tränenüberströmte Tochter. »Was ist passiert?«
    Alans fieser Blick besagte, sie sei fort gewesen und habe ihren Spaß gehabt, während er zu Hause habe hocken müssen, um bei dreißig Teenagern für Ordnung zu sorgen. Ellen ging nicht darauf ein und nahm Larraynes Gesicht in die Hände. »Schätzchen?«
    Larrayne hatte im Laufe des letzten Jahres an Gewicht verloren. Davor war sie pummelig gewesen und hatte leicht unproportioniert gewirkt, so als seien Rumpf und Arme gewachsen, nicht aber Beine oder Hals. Nun war alles an ihr perfekt: groß, drahtig, und wenn ihr Gesicht nicht mehr so aufgedunsen sein würde und die Flecken auf den Wangen im Laufe des nächsten Jahres oder so verschwanden, dann würde sie wahrscheinlich richtig toll aussehen. Larrayne hob ihr feuchtes, fleckiges Gesicht. »Jemand hat Wodka und Ecstasy mitgebracht, Ma«, sagte sie verwirrt und beleidigt.
    Ellen nahm ihre Tochter in die Arme und warf ihrem Mann einen fragenden Blick zu.
    Der reagierte genervt. »Komm mir ja nicht so. Gib mir nicht die Schuld dafür. Was sollte ich denn machen, ich bin nur einer, keine ganze Horde von Sicherheitsleuten.«
    Ein Schwarm Teenager beäugte sie vorsichtig, verabschiedete sich bedrückt und schob sich im Flur an ihnen vorbei. Dann waren die Destrys allein im Haus, die Haustür schützte sie vor der Nacht, der letzte Wagen fuhr durch die schlummernden Straßen davon.
    »Es tut mir wirklich Leid«, sagte Ellen. »Ich habe versucht, früh nach Hause zu kommen, aber wir waren bei einer Observierung und haben eine Verhaftung vorgenommen, und das Ganze hat eine Weile gedauert.«
    Sie nahm eine Hand von den Schulterblättern ihrer Tochter und griff nach dem Arm ihres Mannes. »Alan, Liebling …«
    Seine Anspannung ließ ein wenig nach. Alan trug

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