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Flugrausch

Flugrausch

Titel: Flugrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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eben nicht Amerika. Und selbst wenn der Briefträger sich überhaupt dafür interessieren würde, wie kommst du dann darauf, dass er die Zeit oder die Energie oder den Wunsch hat, das bescheuerte Fähnchen hochzuklappen?
    Das Fähnchen war heute wieder oben. Pearce klappte es nach unten.
    Er ging weiter, kam an Ian Munros Zaun und zu dem Blechschild mit der Aufschrift: »Brennholzdiebstahl verboten. Zuwiderhandelnde werden strafrechtlich verfolgt.« Die Worte »strafrechtlich verfolgt« waren übersprüht und durch das Wort »erschossen« ersetzt worden.
    Da sah er die Schafe. Not leidende Schafe, ein ganzes Dutzend, die Rippen zeichneten sich ab, vor Erschöpfung hingen die Rücken durch, die Köpfe hingen matt nach unten. Angebackener Lehm unter den Hufen. Kein Wasser im Trog, nur ein grünlicher Schlamm am Grund. Ein Wagen kam auf der Straße an ihm vorbei, eine Frau am Steuer, und er wandte sich ihr zu, wies mit einer Bewegung seiner rechten Hand auf den traurigen Anblick der Schafe und lud sie ein, an seiner Wut teilzuhaben.
    Doch die Fahrerin fuhr unbekümmert weiter in Richtung Upper Penzance, also ging Mostyn Pearce nach Hause und rief sofort anonym bei der RSPCA an, dem Tierschutzverein. Dann sah er auf die Uhr. Hoppla. Halb vier, um vier musste er bei der Arbeit sein. Höchste Zeit. Er programmierte den Videorekorder auf die heutige Sendung von »International Most Wanted«, einer True-Crime-Serie auf einem Pay-TV-Sender, gab seiner Frau und seiner Tochter noch einen Kuss und machte sich auf den Weg.
     
    Als Ellen Destry an dem komischen Kauz vorbeikam, der am Zaun stand und sich ein paar müde Schafe ansah, bremste sie ein wenig, um ihn sich genauer anzuschauen. Verkniffenes, unglückliches Gesicht, Michael-Jackson-Näschen, Schädel unregelmäßig kahlrasiert. Aber harmlos; also fuhr sie weiter über die Five Furlong Road nach Upper Penzance. Sie war todmüde nach letzter Nacht, nach der Geschichte mit Skip Lister und seinem Vater, nach dem morgendlichen Reinemachen. Aber sie war noch nicht fertig. Auf dem Sitz neben ihr lag eine Lederjacke. Sie gehörte Skip Lister; sie hatte sie kurz vor dem Mittagessen hinter einem Sofakissen gefunden. Sie hatte den ganzen Vormittag gebraucht, bis das Haus wieder halbwegs bewohnbar war. Der Zigarettenqualm hing in den Vorhängen und Polstern. An den unmöglichsten Stellen war sie auf Erbrochenes gestoßen. Der Teppich war von verschüttetem Bier und Schnaps ganz feucht – Gott sei Dank kein Rotwein. Brandspuren von Zigaretten auf dem Kaminsims. Ein Schlüpfer – nicht sonderlich sauber – unter einem Liegestuhl auf der Seitenveranda. Ein paar Kondome unter den Kajeputbäumen hinter dem Haus.
    Alan arbeitete von acht bis sechzehn Uhr, sonst wäre sie wohl ausgeflippt und hätte ihn angebrüllt: »Hast du letzte Nacht eigentlich überhaupt ein Auge auf sie gehabt?«
    Ellen warf einen Blick auf die Uhr. Vier Uhr nachmittags. Alan war wohl auf dem Heimweg. Sie seufzte: Sie war einfach zu müde und abgekämpft, um weiter darüber nachzudenken, sich später mit ihm zu streiten. Außerdem war er in gewisser Weise ja sowieso nicht da, sondern hatte sich im Esszimmer eingeschlossen, um erneut für die Sergeant-Prüfung zu büffeln. Sex gab es nur noch unregelmäßig, und er verlief kompliziert. Manchmal stießen ihre Lebenswege wütend aufeinander, doch meist lebten sie allein vor sich hin.
    Ellen fuhr weiter. Sie hätte auch genauso gut bei den Listers anrufen und Skip sagen können, er solle seine Jacke holen kommen, doch sie wollte sehen, wo er wohnte.
    Upper Penzance. Man konnte die Gegend von ihrem Hintergarten in Penzance Beach aus sehen, wie sie über der Five Furlong Road schwebte, die über den Hügelkamm oberhalb des Farmlandes lief, das Upper Penzance von Penzance Beach trennte. Upper Penzance, das hieß nach den Vorstellungen der meisten Bewohner der Halbinsel Geld und eine Art starrsinniger, aber dummer Exklusivität. Es hatte vor Jahren im Progress den Leserbrief einer Bewohnerin gegeben, die damit angab, ihr Gatte und sie hätten »eine Menge Geld« ausgegeben, um ihren Besitz anzulegen, und wollten ihn »nicht durch Asphaltstraßen, Bulldozer, die Abwasserleitungen verbuddeln, und das Abholzen weiterer prächtiger Kiefernalleen auf der Halbinsel« verschandelt sehen.
    Hier also lebte Skip Lister, in einem Haus für eine halbe Million mit einer fantastischen Aussicht auf Phillip Island, und dorthin hatte ihn sein Vater letzte Nacht gebracht.
    Skips Vater war

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