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Flugrausch

Flugrausch

Titel: Flugrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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in Begleitung eines zweiten Mannes erschienen. Er hatte sich nicht vorgestellt, war aus Carl Listers Mercedes gestiegen, glitt durch das wolkengedämpfte Mondlicht zu Skips Wagen und fuhr davon. Skips Vater hatte die Wagentür des Mercedes ganz geschäftsmännisch geschlossen, ihr die Hand geschüttelt, seinen Sohn mild gescholten und sich ganz wie der verantwortungsbewusste Vater aufgeführt. Keine Spur mehr von der Gleichgültigkeit, die Ellen so aufgeregt hatte, als sie ihn anrief.
    Sie hatte einen Blick auf Carl Lister geworfen und sofort eine Antipathie gegen ihn entwickelt. Das war der Grund, warum sie die Lederjacke seines Sohnes an die Haustür brachte, statt darum zu bitten, dass jemand sie holen kam.
    Es lag nicht an Listers Benehmen, an seinem hochglanzpolierten Mercedes oder seiner Adresse in Upper Penzance. Es lag auch nicht daran, dass er verschlagen war oder sie ihn in irgendeiner kriminellen Hinsicht nicht riechen konnte, denn das stimmte nicht. Er war auch nicht wie so manche dieser Südafrikaner, die sie kennen gelernt hatte und die jeden spüren ließen, dass sie die Asiaten am liebsten ausräuchern würden oder bedauerten, dass sie kein farbiges Personal mehr hatten, das sie schikanieren konnten. Nein, es lag an seiner Energie, seinem Selbstbewusstsein und seiner aalglatten Art zu jener unchristlich frühen Morgenstunde. Sie hatte gesehen, wie er von seinem Wagen herüberstolziert kam, seinem Sohn einen Arm streng, aber zugleich aufmunternd um die Schultern legte und die Kontrolle über die Situation übernahm, sodass sie sich überflüssig und allzu beiläufig wahrgenommen vorkam. Auch Skip hatte diesen Arm nicht gemocht. Sie hatte bemerkt, wie er sich unter dem Gewicht und der Kumpelhaftigkeit krümmte.
    Vielleicht schauderte sie – und auch Skip – vor dem Aussehen des Mannes zurück. Lister hatte irgendwann einmal schwere Verbrennungen im Gesicht und an den Händen erlitten. Sie entstellten ihn nicht sonderlich, aber sein Kopf wirkte leicht verdreht, so als könne er seinen Hals nicht mehr richtig bewegen, und eine Hand war zu einer Kralle verkrümmt.
    Bei jedem anderen hätten solche Verbrennungen Mitleid ausgelöst. Bei Carl Lister vermittelten sie eine Spur von Grausamkeit, die durch sein Grinsen noch verstärkt wurde, bei dem er sich fast das Gesicht verrenkte.
    Ellen hielt ihn für einen Mann, der große Anforderungen an seinen Sohn stellte. Von Liebe war da nicht viel zu spüren, fand Ellen, als sie die Five Furlong Road verließ und sich über eine schmale schlaglochübersäte Fahrrinne vorwärts kämpfte, die sich durch Pittosporen, Eukalyptus und Akazien schlängelte. Links und rechts der Fahrspur lagen weitab große Anwesen. Die meisten waren zweigeschossig, architektonische Ergüsse, mit ausgefallenen Betonflächen, rostigem Eisen oder radial gesägten Schindeln hier und da an den rechteckigen Wänden.
    Zumindest lebten die Listers in einem normal aussehenden Haus, auch wenn es eher nach Toorak oder Brighton gehörte als an die Küste. Der Baustil war georgianisch, glaubte sie, gedrungen und viereckig, und man erreichte es über eine Zufahrt, die hinter einer Allee goldener Zypressen einen grasigen Hang hinaufführte. Die Worte »Costa del Sol« standen in Mosaikbuchstaben auf einer Tafel am Eingangstor. »Costa eine Stange Geld«, dachte Ellen.
    Das Eingangstor war versperrt. Keine Antwort, als sie an der Gegensprechanlage klingelte.
    Sie stopfte Skips Jacke in den Briefkasten und ging dann am Zaun entlang, bis sie einen Blick auf die Rückseite des Hauses werfen konnte. Große Rasenflächen, kurz getrimmt, ordentlich geschnittene Sträucher, Gartenhäuser, zwei riesige weiße Regenwassertanks aus Beton, die teilweise in den Hang hineingebaut waren, dazu noch weitere ausgefallene Landschaftsarchitektur, um den Hang zu terrassieren.
    Ellen schnüffelte. Auf dem Land roch es immer wieder mal unangenehm. Unkrautvernichtungsmittel, Schafsdung, Teeröl.
    Zehn Minuten später fuhr Ellen wieder nach Waterloo zurück. Als sie vom Sattel der Five Furlong Road an die Stelle kam, wo die Straße offene Weiden von einer schäbigen neuen Siedlung in der Mitte von Nirgendwo trennte, glaubte sie den Mann zu sehen, der sich zuvor die Schafe angeschaut hatte. Er stand vor einem neuen, unfertig aussehenden Klinkerhaus, trug irgendeine Art von Uniform und drängte ein kleines Kind, ein rattenhaftes Geschöpf an einer Leine zu streicheln.
     
    Challis’ Ostersonntagsmenü hatte aus einem

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