Flugrausch
Schinkensandwich mit saurer Gurke bestanden, das er mit Pfefferminztee hinuntergespült hatte. Er ließ sich noch ein wenig Zeit und nahm dann einen Eimer, um das Fallobst unter den Birnbäumen einzusammeln, doch an den Früchten labten sich bereits wütende Bienen, und trotz der eintönigen Bewegung seiner Arme konnte er seine Gedanken nicht beruhigen, also ging er zum Vordertor, um nach einer anderen Ablenkung zu suchen: seine ausgewaschene Einfahrt. Challis wohnte an einer unbefestigten Straße. Die oberste Erdschicht war schon seit langem weggewaschen, übrig blieben nur Sand und Schotter, der ebenfalls zur Seite gedrückt wurde, wann immer der Straßenhobel des kommunalen Straßenbauamts bei seiner flüchtigen Arbeit die Oberkanten der Auswaschungen abschabte und dabei nur noch mehr Sand und Schotter produzierte. Zudem stieg die Straße ab Challis’ Vordertor an und war mit nadelwerfenden Fichten und sich immer wieder abschälenden Eukalyptusbäumen gesäumt. Wann immer es stark regnete, vermischten sich Rinde und Nadeln mit Sand und Wasser zu einer dichten, klumpigen Masse, die die offenen Seitengräben füllte und das Abflussrohr aus Beton verstopfte, das unter der Einfahrt lag. Also suchten sich die Wassermassen neue Betten und wuschen schließlich tiefe Gräben in Einfahrt und Straße.
In den Büros der Kommunalverwaltung in Waterloo schien niemand zu wissen, wer für das verstopfte Rohr und die blockierten Gräben verantwortlich war. Ganz bestimmt würde auch niemand die Verantwortung dafür übernehmen. Er würde wohl den verbackenen Sand selbst herausschaufeln müssen. Doch wohin damit? Am liebsten würde er ihn als Tempofalle auf die Straße häufen und dann den zuständigen Kommunalbeamten und den Bürgermeister zu einem Besuch einladen. Langsam, aber sicher kam er sich schon vor wie Tessa Kanes Einmischer.
Die Nachbarn waren da keine Hilfe. »Sie sind doch Polizist«, meinte einer von ihnen. »Dann nutzen Sie das auch. Bringen Sie die Mistkerle dazu zuzuhören.«
Dabei hatte der Nachbar das Wort »Mistkerle« ausgesprochen, als befürchte er, wegen Fluchens verhaftet zu werden.
Challis wusste, dass er sich nicht auf seinen Job berufen konnte, denn die Polizei war auf die Kommunalbeamten angewiesen, wenn sie Amtshilfe bei ihren Nachforschungen auf der Halbinsel benötigte.
Er machte sich an die Arbeit. Erst schaufelte er den Schlick aus dem Graben und verteilte ihn unter den Bäumen, dann füllte er die Auswaschungen mit Sand auf. Ab und an, wenn ein Auto vorbeirollte, hielt er inne und nickte seinen Nachbarn zu. Endlich ließen die rhythmischen Bewegungen der Arbeit seine Verärgerungen verschwinden, und die Gedanken an Frau und Geliebte drängten sich nicht mehr in den Vordergrund.
Im Laufe des Nachmittags wurde er mit den Ausbesserungen fertig. Er hatte Blasen an den Händen. Sein Kopf pochte. Doch die Sonne schien mild und träge, kein Lüftchen rührte sich, und die Schwatzvögel meldeten sich. Challis hörte ein lautes Rasseln wie von einem Häcksler über sich und sah auf. Es handelte sich um eine 1942er Kittyhawk. Challis kannte das Jagdflugzeug, und er kannte die Frau, die die Maschine restauriert hatte. Er schaute zu, wie das Flugzeug wendete und nach Südosten abdrehte, wahrscheinlich in Richtung des kleinen Flugplatzes von Waterloo. Challis beschloss, seine Sonntagnachmittagsbeschäftigung zu beenden und ebenfalls zum Flugplatz zu fahren. Damit geriet er ins Zentrum der Ereignisse in diesem Herbst.
7
Challis duschte, zog sich an und machte sich in seinem klapprigen Triumph auf den Weg. Er kurvte über die Rinnen und Schlaglöcher der Straße, die an seinem Haus entlangführte. Am Old Peninsula Highway bog er in Richtung Waterloo ab, kam durch eine Gegend voller Obst- und Weingärten und Straußenfarmen, die einer Reihe von Gewächshäusern und Reitschulen wichen, welche wiederum den heruntergekommenen Siedlungen, Autohöfen, Möbelmärkten, Pumpenlieferanten und Schnellimbissen Platz machten, die am Ortsrand von Waterloo standen. Kurz vor dem Polizeirevier bog er rechts ab und fuhr noch fünf Kilometer bis zum Flugplatz; als er hineinfuhr, kam er an einem Landrover vorbei, der auf der Straße vor dem Eingangstor stand.
Kittys Mercedes stand hinter dem Haupthangar. Challis stellte seinen Wagen daneben und stieg aus. Als er näher kam, gab eine Cessna auf dem Runway Gas, hob schließlich vom Boden ab und krallte sich himmelwärts. Challis hatte noch die Worte »Peninsula Aerial
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