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Flugrausch

Flugrausch

Titel: Flugrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Photography Services« auf dem Rumpf entziffern können, was bedeutete, dass Kitty die Kittyhawk abgestellt und in ihrer Cessna davongeflogen war. Sie verdiente ihren Unterhalt mit den Kameras, die an der Unterseite der Cessna festgemacht waren und mit denen sie aus niedriger Höhe die Farmhäuser fotografierte – die Bilder konnten später laminiert und an die Wand gehängt werden –, mit Aufnahmen aus großer Höhe für die Kommunalplaner und die Landvermesser und mit Bildern von der Küste, die auf Postkarten und in Kalendern Verwendung fanden.
    Challis betrat den Hangar und ging in einen abgetrennten Bereich, der für die Restaurierung alter Flugzeuge reserviert war. Seine Dragon Rapide von 1935 stand ganz hinten. Challis musste an einer havarierten Wirraway vorbei, Kittys neuestem Projekt, um zu seiner Maschine zu gelangen. Kitty wurde von allen so genannt, eben wegen der Kittyhawk, dabei hieß sie in Wahrheit Janet Casement; Challis kam zwar gut mit ihr aus, aber sie standen sich nicht sonderlich nahe. Kitty wirkte wie eine Einzelgängerin. Wohl recht unwahrscheinlich, wo sie doch erst vor sechs Monaten geheiratet hatte. Vielleicht projizierte er ja seine eigene Einsamkeit auf sie.
    Er zog einen Overall an, suchte einen Sender in dem verschmierten Transistorradio, das an einem rostigen Haken an der Wand baumelte, und machte sich an die Arbeit. Es störte ihn nicht, allein zu arbeiten. Er war hier der eigentliche Einzelgänger.
    Vor sechs Jahren hatte er die Rapide in Einzelteile zerlegt in einer Scheune nördlich von Toowoomba gefunden, gekauft und sie nach Waterloo verfrachten lassen. Bisher hatte er die zersplitterten, verrotteten und wurmstichigen Teile des Rumpfes ersetzt und einen der Motoren wieder aufgebaut. Er hatte nur wenig Gelegenheit, an der Dragon zu arbeiten, aber Zeit spielte seiner Ansicht nach keine Rolle, wenn man etwas Schönes restaurierte. Challis bewunderte die Dragon, wie sie mit ihren dünnen ausgestreckten oberen und unteren Flügeln und der suchenden runden Schnauze dastand, die prüfend die Luft schnüffelte.
    Heute wollte er im Cockpit arbeiten. Die meisten Instrumente mussten ersetzt oder neu kalibriert werden. Das war besser als Gartenarbeit oder Straßengräben säubern; im Geiste ging er das Chaos seines Lebens durch, brachte wieder so etwas wie Ordnung hinein, und nach einer Weile landete er erneut bei der Ankerleiche.
    Vor allem bei der Rolex, die um zehn Uhr am Zweiten des Monats stehen geblieben war. Morgens oder abends? Challis, den Schraubenzieher in der Hand, hielt plötzlich inne. Warum hatte er ständig mit Fragen nach der Zeit zu tun? Vielleicht sollte er über die Uhr selbst Nachforschungen anstellen. Wie selten war die Rolex? Konnte man sie zurückverfolgen?
    Während Challis noch darüber nachdachte, schraubte er die Rückseite des Luftgeschwindigkeitsanzeigers ab, um ihn zu reparieren und das kaputte Glas zu ersetzen, und während er noch dabei war, nahm er zwei deutlich unterscheidbare Geräusche außerhalb des Hangars wahr: Ein Flugzeug im Landeanflug drosselte die Geschwindigkeit, und ein lärmendes Fahrzeug war auf den Flugplatz gefahren und röhrte an den Hangars vorbei auf die Landebahn zu.
    Dann hörte er einen Schrei, Hupen und Reifenquietschen. Challis stürmte hinaus. Der Landrover, der auf der Straße außerhalb des Zauns gestanden hatte, befand sich nun am hinteren Ende der Landebahn, nahm Fahrt auf und raste direkt auf Kittys Cessna zu, die gerade aufgesetzt hatte. Challis schaute ebenso hilflos zu wie eine Hand voll Wochenendpiloten, Mechaniker und Flugplatzangestellte. Kitty scherte nach links aus. Der Landrover schlitterte ebenfalls herum und schnitt ihr den Weg ab. Kitty scherte nach rechts aus; der Landrover änderte ebenfalls die Richtung, kam gefährlich ins Schlingern und hinterließ Gummikommas auf der Landebahn. Schließlich nahm Kitty den einzigen Weg, der ihr noch offen stand: Sie gab Gas, hob ab und hüpfte über den Landrover, den sie noch mit ihrem Heckrad streifte. Allerdings hatte die Maschine nicht genügend Geschwindigkeit, um aufzusteigen, setzte wieder auf die Landebahn auf, das Heckrad brach weg und ließ die Cessna an einer Reihe von Maschinen des Aero Club vorbeischlittern, die auf einem Asphaltabschnitt zwischen einem Hangar und dem Umgrenzungszaun parkten. Schließlich machte die Cessna kehrt, blieb stehen, legte sich zur Seite, und Kitty stieg zitternd aus. Sie beugte sich einen Augenblick vor und stützte die Hände auf die

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