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Flugrausch

Flugrausch

Titel: Flugrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Knie, so als japse sie nach Luft. Dann richtete sie sich auf, sah zu Challis und den anderen hinüber und reckte einen Daumen in die Höhe. Ein schwacher Hochruf wehte übers Flugfeld.
    Challis drehte sich um und schaute dem Landrover hinterher. Der Fahrer war nur ein Schatten hinter dunklem Glas; er gab schlitternd Gas in Richtung Ausfahrtstor. Schlammverschmierte Seiten. Schlammbedecktes hinteres Nummernschild.

8
    »Er muss betrunken gewesen sein oder so was.«
    Jetzt, nachdem Kitty ihre Cessna nach dem Unfall zweimal umrundet und die Schäden begutachtet hatte, schien sie auf einmal völlig erledigt, die Pupillen wirkten wässrig, ihr Gesicht war blass, Hände und Stimme zitterten leicht. Sie schob beide Fäuste in die Taschen der alten Wildlederjacke, die sie immer beim Fliegen trug, und schlug mit dem Oberschenkel gegen den Flugzeugrumpf. Dann schreckte sie wieder auf und zog eine Filmkassette aus der in der Schnauze montierten Kamera.
    »Kitty«, sagte Challis mit leicht scharfer Stimme, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Eine Gruppe von Piloten und Mechanikern näherte sich ihnen. »Kitty«, sagte er, »hast du eine Ahnung, wer das war?«
    Kitty versank in ihrer Jacke. »Nicht die geringste.«
    »Konntest du das Fahrzeug oder den Fahrer genau sehen?«
    »Nicht besonders gut.«
    »Kennst du den Wagen von irgendwoher?«
    »Nein.«
    »Kitty, ich finde, das hat nach Absicht ausgesehen. Gibt es irgendjemanden, den du …«
    Doch dann wurden sie von den anderen umringt, die die Köpfe schüttelten, lärmten und ihre Neugier befriedigen wollten. Sie dominierten das Geschehen, drehten die Cessna herum, hängten sie an eine Zugmaschine und zogen sie von der Landebahn, bevor Challis noch daran denken konnte, ihnen zu sagen, dass sie einen Tatort ruinierten. Bei weiterem Nachdenken fand er, dass es egal war. Sie alle hatten gesehen, was passiert war.
    Er schrieb nacheinander ihre Namen auf und fragte: »Wissen Sie, wer das war?«
    Alle verneinten.
    »Wüssten Sie irgendeinen Grund, warum jemand Kitty etwas antun will?«
    Wieder verneinten alle. Und spielten Echo: »Der Kerl muss betrunken gewesen sein.«
    Dann führte Challis Kitty zum Hangar und bedeutete ihr, sie solle sich auf eine Packkiste neben ihre Werkbank setzen.
    »Tee? Kaffee?«
    »Unter der Spüle steht eine Schuhschachtel voller Minibar-Fläschchen, Hal.«
    Challis warf ihr ein kurzes schiefes Grinsen zu und wühlte in der Dunkelheit nach dem Schuhkarton, der aufgeweicht und verzogen war und ihm unter den Händen zerfiel, als er ihn heraushob. »Also, da haben wir Scotch, Brandy, Gin.«
    »Brandy. Trink einen mit mir.«
    »Scotch.«
    Sie tranken aus dünnen Plastikbechern, die aus der Kaffeemaschine stammten. Der Brandy schien durch die angespannten Muskeln zu brennen, die Kittys Gesichtszüge in eine unnachgiebige Maske gepresst hatten, und gab ihr wieder Farbe und Nervenkraft. Ihre Augen, die sich vor Erschöpfung, Trauer oder Furcht ein wenig verdunkelt und geweitet hatten, blitzten wieder. »Ich hätte dabei draufgehen können.«
    »Erzähl mir, was passiert ist«, sagte Challis.
    »Also, ich hab eine Runde mit Rita gedreht« – Rita für Rita Hayworth, denn ihre langen Beine und ihr Name waren von einem amerikanischen Piloten, der 1942 in Darwin stationiert gewesen war, auf die Nase der Kittyhawk gemalt worden – »dann bin ich zurückgekommen, habe die Kameras in der Cessna bestückt und bin wieder losgeflogen«, erzählte Kitty. Sie warf ihm einen Blick zu. »Eine Immobilienfirma in Red Hill hat mich angeheuert, um ein paar Aufnahmen zu machen.«
    Challis nickte. »Weiter.«
    »Den Rest kennst du. Ich hab den Auftrag ausgeführt, wollte landen, und dann kommt dieser …« Sie sah ihn forschend an.
    »Ein Landrover«, sagte er.
    »Kommt dieser Landrover von der leeren Straße hereingerast und hält direkt auf mich zu. Hat das Fahrwerk und einen Teil des Rumpfs gestreift.«
    Sie erstarrte und wirkte in sich versunken. Challis wusste, wann man Geduld haben musste. Sie war immer noch nicht ganz gefasst.
    Kitty war ein ziemlich passender Name für sie, auch wenn Janet ebenfalls gut zu ihr passte. Ihre Bewegungen waren langsam, sparsam, beinah schläfrig – wie bei einer Katze –, verrieten aber eine nur mühsam unterdrückte Energie. Er sah zu, wie sie sich mit beiden Händen durch die Haare fuhr, die Strähnen hinter die Ohren schob und dann blinzelte, um sich wieder auf ihn zu konzentrieren.
    »Tut mir Leid, Hal, aber ich bin völlig

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