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Flugrausch

Flugrausch

Titel: Flugrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Maschine, und nachdem er sich aus der Enge unter der Instrumententafel geschält und den Kopf herausgestreckt hatte, sah er, dass sie mit einem Buch nach ihm winkte. »Das kam mit der Post«, sagte sie.
    Challis streckte sich und kletterte aus dem Cockpit zu ihr hinunter. Das Buch war offenbar im Selbstverlag veröffentlicht worden, alles daran wirkte amateurhaft und zusammengeschustert, auch das Foto auf dem Umschlag.
    »Vor ein paar Wochen habe ich es geschafft, Rex so lange vom Computer wegzulocken, dass ich mal im Internet surfen konnte«, sagte Kitty lachend. »Ich konnte gar nicht glauben, dass es Seiten gibt, die sich nur mit der Kittyhawk beschäftigen. Der Mann, der meine Maschine geflogen hat, ist offenbar vor ein paar Jahren gestorben, aber einer seiner Freunde hat mir das hier geschickt.«
    Auf dem Titelbild war eine Kittyhawk auf einem Landeplatz in der gleißenden Sonne zu sehen, daneben ein junger Mann in Shorts, Stiefeln und mit Hundemarke, der in die Kamera grinste. Challis nahm an, dass es sich dabei um den Autor als jungen Mann handelte, Lieutenant Andy H. Ludecki aus New Jersey.
    »Darwin?«, riet Challis und zeigte auf das Foto.
    »Ja.«
    Kitty konnte ihre Freude kaum verbergen. Ihr Gesicht strahlte nur so. »Er erwähnt sogar meine Maschine und den Mann, der sie geflogen hat.«
    Challis überkam ein unerwarteter Schauder. »Den Titel verstehe ich nicht«, sagte er.
    »Kittyhawk Down? Ach, das ist nur ein Zitat aus einer Funkmeldung von dem Tag, als Darwin bombardiert wurde.«
    »Ein Abschuss?«
    »Ja.«
    »Kitty«, sagte Challis, »pass gut auf dich auf, hörst du?«
    Sie sah ihn einen Augenblick lang seltsam an, berührte ihn am Ärmel und grinste kurz, dann wandte sie sich ab und meinte, sie solle sich lieber wieder an die Arbeit machen.
    Kurz darauf klingelte Challis’ Handy. Es war Tessa, die sich nicht mehr ganz so angestrengt anhörte und sagte, sie habe ein paar Informationen für ihn. Challis, der von einer unbestimmbaren Einsamkeit und Traurigkeit erfasst worden war, schlug vor, sie könnten sich doch auf einen Drink und Knabberzeugs an der Bar im Heritage in Balnarring treffen.
     
    Achtzehn Uhr. Der Abendtau legte sich, und der Mond hing in den kahlen Bäumen. Challis konnte Holzfeuer riechen, als er ausstieg; schön, sie hatten den offenen Kamin im Nebenzimmer angezündet. Tessa Kanes Wagen stand schon in einer Ecke unter einem Baum. Noch keine weiteren Fahrzeuge. Eine Weile würden sie unter sich sein. Ein Glas Rotwein und ein Teller Nachos neben dem offenen Kamin. Mach dir eine schöne Zeit, und vergiss Kitty Casement. Challis entdeckte Tessa auf dem massigen Ledersofa. Sie sprang auf und küsste ihn zärtlich. »Tut mir Leid, dass ich das letzte Mal so wütend geworden bin«, sagte sie. »Ich weiß, du stehst unter Druck und kannst nicht immer alles preisgeben, auch wenn du es möchtest.«
    Challis spürte seine Zuneigung zu ihr ebenso wachsen wie ein Gefühl von Dankbarkeit, durchsetzt von Schuldgefühlen: Sie hatte seine Vernachlässigung nicht verdient. Er fühlte sich viel besser: der flackernde Schein des Kamins, die wunderschöne Frau, das Versprechen.
    »Ich habe eine Flasche Elan bestellt«, sagte sie.
    »Gut.«
    »Nachos, Guacamole und Chilidip.«
    »Klasse.«
    Sie lächelte ihn verschlagen an. »Es wird dich sicherlich erfreuen zu hören, dass den Chilidip diesmal jemand anderer gemacht hat.«
    Challis schnaubte, errötete, rutschte umher, so peinlich war ihm das plötzlich. Kurz vor Ostern hatte er ihnen ein Currygericht zubereitet und gerade scharfe Chilischoten klein geschnitten, als Tessa kam. Sie küssten sich, und ehe sie sichs versahen, zogen sie sich aus und liebten sich. Als sie sich hinterher auf dem Wohnzimmerteppich herumlümmelten, hatte es ihnen im Intimbereich gebrannt.
    Tessa lachte. »Setz dich, Hal.«
    Als sie es sich bequem gemacht hatten, schwang sie ihre schlanken Knie in seine Richtung und fing sofort an zu reden. »Weißt du noch, was ich dir von dem Osterspaziergang erzählt habe und den Männern in dem Allrad, die am Strand nach etwas suchten?«
    Challis erstarrte und entspannte sich wieder. Dies war keine Attacke. Tessa war von Natur aus großzügig und verzieh schnell; es handelte sich einfach um etwas Dienstliches. »Ja.«
    »Ich habe einen von denen wiedergesehen.«
    »Wo?«
    »Bei den Munros.«
    Challis beobachtete sie genau. »Und weißt du, wer es ist?«
    »Lister. Carl Lister.«
    »Bist du sicher?«
    »Ziemlich sicher. An dem Tag am

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