Flugrausch
Scheibenwischer geklemmt und sich über John Tankards Nazitaktiken mokiert.
Er errötete. »Kann ich reinkommen?«
»Nein. Wozu?«
»Pammy, bitte, ich geh vor die Hunde.«
Irgendetwas in seinem Gesicht und an seinem Benehmen musste sie wohl überzeugt haben, denn sie warf ihm einen kurzen verständnisvollen Blick zu, machte einen Schritt zurück und gab ihm den Weg ins Haus frei. Sie trug einen Schlafanzug. Eine Hälfte von ihm dachte: Herrje, ich will ein Stück von dem Kuchen, die andere Hälfte wollte sich einfach nur an sie klammern und sich die Augen ausheulen.
»Höchstens fünf Minuten, okay?«, verlangte Pam.
»Okay«, murmelte Tankard und schaute ihr nach, wie sie im Schlafzimmer verschwand und in einem Morgenmantel wieder zurückkehrte, der einem garantiert jede Lust nahm.
Also redete er von Kumpel zu Kumpel mit ihr über seine Verwirrung, seine Scham, sein verlorenes Durchhaltevermögen und dass das alles auf Ian Munro zurückzuführen war.
Und sie hörte von Kumpel zu Kumpel zu.
Diesmal war Dwayne da, als Brad Pike reinschneite, um Lisa Tully einen Besuch abzustatten.
»Na, wenn das nicht der kleine Bradley ist.«
»Hi.«
»Komm rein, Junge, komm rein.«
Es war erst zwei Uhr nachmittags an einem Dienstag, und schon waren alle im Haus zugedröhnt, die Vorhänge zugezogen, die Luft stickig, Lisa und Donna, beide high bis oben hin, lümmelten auf dem Boden herum.
Brad hatte jede Menge nachzuholen, hatte seit gestern schon nichts mehr gehabt; er beäugte die Schüssel auf dem Beistelltisch. Da gabs Speed, ein paar selbst gedrehte Joints, ja sogar ein Tütchen Koks, wenn er nicht irrte, und Heroin in einem Stückchen Alufolie.
Dazu noch ein paar Flaschen Southern Comfort.
Irgendwie passte alles zusammen. Alles wirkte wie aus einem Guss, zusammen mit den Indianerpostern, der Konföderiertenfahne und Dwaynes Harley-Davidson im Hausflur.
»Haste was zum Entspannen für mich?«, fragte Pike.
»Und ob«, erwiderte Venn, und nach und nach kam Brad Pike im Laufe der nächsten ein, zwei Stunden runter, redete und war gut drauf. Das letzte Mal, dass ihm jemand ungeteilte Aufmerksamkeit hatte zuteil werden lassen, war, als die Bullen ihn wegen Lisas Kind in die Mangel genommen hatten.
Nach dem Mittagessen rief Ellen bei ihrem Mann an und sagte: »Alan, es tut mir Leid, ich hätte das nicht sagen dürfen.«
Er gab keine Antwort, und sie stellte sich vor, wie er mit verkniffenem Gesicht in der Küche hockte und für die Prüfungen zum Sergeant büffelte. Nicht dass sie sich bei ihm hätte entschuldigen müssen. Es war nur hilfreich, sich zu entschuldigen. Ellen fand, wenn sie bis nach der Prüfung zu Hause für gute Stimmung sorgte, dann würde Alan wahrscheinlich besser durchkommen, und für das weitere Zusammenleben wäre allen damit gedient.
Dann hüstelte er und sagte: »Okay.« Kein »Danke«, kein »War alles meine Schuld«, nur »Okay«, also legte sie mehr Fröhlichkeit in ihre Stimme und fragte: »Hat Skip angerufen?«
»Nein.«
Wie es schien, hatte Skip Larrayne den Laufpass gegeben. Er hatte nicht angerufen, war am Wochenende nicht mit ihr ausgegangen, hatte nicht auf die Nachrichten geantwortet, die Larrayne auf dem Anrufbeantworter der Listers hinterlassen hatte. Larrayne war verzweifelt. »Was hab ich falsch gemacht?«, flennte sie. »Hat er eine andere?« Sätze wie aus einem Groschenroman und dennoch von Herzen kommend und voller Verzweiflung.
»Okay, wollte nur mal hören, hoffe, heute läuft alles«, plapperte Ellen, spielte weiter die Schuldbewusste und legte auf, hätte aber am liebsten den Hörer auf die Gabel geknallt.
Und nun war es Nachmittag, und sie musste mal ein Wörtchen mit Aileen Munro reden.
Sie kam gerade noch rechtzeitig auf der Farm an, um zu sehen, wie Carl Lister versuchte, eine Hand voll Journalisten abzuschütteln. Lister saß in seinem Wagen und sah so aus, als würde er sie gleich voller Wut rammen, doch dann erkannte er sie und rief: »Ellen, können Sie nicht was unternehmen?«
Sie stieg aus ihrem Wagen und ging auf die Leute zu. »Na kommt schon, lasst den Mann durch.«
»Aber was macht der hier«, wollten sie wissen. »Ist er ein Freund der Familie? Weiß er, wo Munro ist?«
Gute Fragen, dachte Ellen. Sie bahnte Lister einen Weg und wollte ihn gerade fragen, wie es Skip gehe, ob er weggefahren sei, und ihm sagen, dass sich Larrayne freuen würde, wenn er anriefe, doch Lister raste davon, bevor sie noch den Mund aufmachen konnte. Sie zuckte
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