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Flugrausch

Flugrausch

Titel: Flugrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Nichts wie weg hier, und schob sich durch die Glastüren auf den Gehweg hinaus.
    Scobie Sutton stand mit den Händen in den Hosentaschen neben Pikes Auto. »Brad«, sagte er sanft, »es mag deiner Aufmerksamkeit entgangen sein, aber hier dürfen nur Dienstfahrzeuge parken. Und wie ich sehe, ist die Zulassung schon lange abgelaufen.«
    »Dann verklagt mich doch«, sagte Pike schluchzend, stieg ein und ließ den Anlasser ein paar lange Sekunden jaulen, bis der Motor endlich ansprang.

37
    »Kitty hat häufig bis spät hier gearbeitet«, sagte der Wachmann.
    Challis nickte. Das wusste er. Er fühlte sich elend und knirschte mit den Zähnen, um die Tränen zu unterdrücken.
    »Ich konnte Licht im Hangar sehen. Wenn kein Licht brennt, kontrollier ich nur, ob die Türen geschlossen sind, und dreh weiter meine Runde. Wenn Licht brennt, geh ich rein und unterhalt mich ein paar Minuten, wissen Sie, übers Wetter und so.«
    Na, da wird sie sich ja gefreut haben, dachte Challis und bedauerte diesen Gedanken sofort wieder. Vielleicht mochte sie es, wenn der Typ hereinkam und ihr einen guten Abend wünschte.
    »Und Sie haben nichts gesehen oder gehört?«
    »Nichts.«
    »War noch jemand da? Piloten, Mechaniker …«
    Der Wachmann schüttelte den Kopf. »Nach sechs finden Sie hier normalerweise niemanden mehr. Außer Mrs. Casement.«
    »Und um welche Zeit haben Sie sie gefunden?«
    Der Mann schaute auf seine Uhr. Sein Atem ging schwer, und es dauerte eine Weile, bis er antwortete.
    »Vor einer Dreiviertelstunde. Gegen halb acht.«
    »War das am Anfang oder am Ende Ihrer Runde?«
    »Am Anfang.«
    »Was haben Sie gemacht, nachdem Sie den Vorfall gemeldet haben?«
    Der Wachmann schaute peinlich berührt. »Ich hab eine strikte Zeitvorgabe. Ich dachte, wenn die Polizei sowieso eine Weile braucht, bis sie hier ist, kann ich ja mal meine Runde zu Ende machen.«
    »Und, haben Sie?«
    »Ja«, sagte er trotzig. »Außerdem dachte ich, vielleicht seh ich ja, wers war.«
    Challis sagte: »Das ist doch völlig in Ordnung. Besser, man tut was, als rumzustehen, bis einem die Leiche unter die Haut geht.«
    Der Wachmann schauderte. »Keine besonders glückliche Wortwahl, Mann.«
    Da hatte er Recht. Challis hatte die Leiche gesehen. Massive Schrotverletzungen in Brust und Kopf, was darauf hinwies, dass der Täter zweimal geschossen hatte. Wenn es Munro mit seiner doppelläufigen Schrotflinte gewesen war, dann hatte er beide Läufe leergeschossen. Oder er hatte die Einläufige dabeigehabt und nach dem ersten Schuss nachgeladen.
    Oder er hatte eine Automatik.
    Aber das war nun auch egal, Kitty Casement war tot.
    Challis arbeitete weiter und versuchte, wie ein Polizist zu denken; dabei hätte er am liebsten alles hingeschmissen. Kitty war eine Frau, die er nur aus Versehen berührt und ganz sicher nie geküsst hatte; dennoch hatte sie sich einen Platz in seinen Gedanken erobert, und nun war sie eines grausamen Todes gestorben. Challis schluckte. Wieder tauchte ungebeten das Bild vor seinem geistigen Auge auf: eine Ecke des Hangars; grobe Schatten, die das unbarmherzige Neonlicht warf, das an den Stahlträgern über Kopf festgemacht war; ein Wirrwarr aus leeren Benzinfässern und schmierigen Lumpen; der kalte, schartige und ölverschmierte Beton, der dort, wo sich ihr Blut gesammelt hatte, schwarz und klebrig war; ihre Leiche, die dort lag wie achtlos weggeworfen.
    Der Geruch. Flugbenzin, Schmiere und Blut, das sich über den Boden verteilt hatte.
    Der Wachmann sprach mit ihm. »Entschuldigung, wie bitte?«
    »Kann ich jetzt gehen?«, wiederholte der Wachmann. »Ich hab noch meine Runde zu machen. Schulen, das Antiquitätengeschäft, ’n paar Supermärkte …«
    Challis rieb sich müde das Gesicht. »Aber Sie kommen bitte morgen aufs Revier und machen eine Aussage, okay?«
    »Na klar, kein Problem.«
    Challis schaute zu, wie der Wachmann in einem kleinen weißen Van vom Flugplatz rollte, und wandte sich dann zögernd wieder zum Hangar um. In der Ecke, in der die Leiche lag, arbeiteten die Kriminaltechniker. Ellen Destry schaute von der Seite aus zu und blickte auf, als sie ihn näher kommen spürte. Sie ging zu ihm hinüber, so als wolle sie sich ihm in den Weg stellen.
    »Üble Sache, Hal.« Ellen verstummte und neigte den Kopf besorgt zur Seite. »Alles in Ordnung?«
    Challis nickte. »Ich möchte, dass die Häuser an der Hauptstraße abgeklappert werden. Sie liegen zwar ein Stück weiter weg, und die Anwohner sind es gewohnt, dass andauernd Leute

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