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Flugrausch

Flugrausch

Titel: Flugrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Strand war er Beifahrer, nicht der Fahrer. Damals dachte ich, ich hätte ihn nicht richtig gesehen, aber unterbewusst wohl schon. Ich erinnere mich an die Narbe an seinem Hals.«
    »Und woher kennst du seinen Namen?«
    »Ich hatte gehofft, ein Interview mit Aileen Munro machen zu können – du weißt schon, Lokalblatt, verständnisvolle Zuhörerin, nicht irgend so ein Schmierfink vom Age oder der Herald Sun –, als dieser Lister wegfuhr. Hätte beinahe ein paar Reporter überfahren. Jedenfalls habe ich ihn als den Beifahrer in dem Toyota wiedererkannt.«
    Challis runzelte die Stirn. Toyota. Ian Munro hatte einen Toyota.
    »Und woher kennst du nun seinen Namen?«
    Sie berührte ihn am Handgelenk. »Immer langsam mit den jungen Pferden. Trink deinen Wein. Iss deine Nachos.«
    Challis atmete schwer aus, grinste und trank einen Schluck.
    »Schon besser. Der Grund, warum ich seinen Namen kenne, ist der, dass Ellen Destry in diesem Augenblick eintraf und Lister half, aus dem Gedränge herauszukommen. Sie hat mir seinen Namen genannt.«
    Carl Lister, dachte Challis bei sich. »Aber der Fahrer damals am Strand. Könnte das vielleicht …«
    »Ian Munro gewesen sein? Gut möglich, auch wenn er eine Mütze aufhatte und eine Sonnenbrille und sein Gesicht ganz verzerrt war von der ganzen Schreierei.«
    Challis starrte in die Flammen und verlor sich darin. Lister und Drogen, Munro und der Drogenanbau …
    »Hal?«
    Er wandte sich zu Tessa.
    »Was denkst du gerade?«
    Sie fragte ihn nicht als Geliebte – jedenfalls nur zum Teil –, sondern als Journalistin. Sie hatte diesen forschenden, konzentrierten Blick. Aber sie hielt auch seine Hand, wie er bemerkte, also antwortete er ihr, er denke nicht an die Vergangenheit, sondern an das Hier und Jetzt.

36
    Am Mittwochmorgen war Larrayne gedrückter Stimmung, den Tränen nah. Sie wollte nicht aufstehen; in den zwei Tagen davor war sie die ganze Zeit mit ihrem Handy in der Hand herumgelaufen.
    »Warum ruft er denn nicht an?«
    »Vielleicht ist er weggefahren, Liebes. Büffelt für die Prüfungen. Ist bei Freunden.«
    »Und warum hat er mir nichts davon gesagt? Ich bin es leid, andauernd Nachrichten zu hinterlassen.«
    Ellen kannte den Schmerz noch aus ihrer eigenen Jugend. Es gibt nichts Schlimmeres, als auf Anrufe zu warten, die niemals kommen.
    »Ich liebe ihn, Ma«, sagte Larrayne offen und inbrünstig, so als habe Ellen daran gezweifelt oder als habe noch nie jemand vor Larrayne jemals geliebt.
    »Das weiß ich. Das wird sich schon alles klären, du wirst sehen.«
    »Er geht mir aus dem Weg, ich spüre es.«
    Ellen riet Larrayne schließlich, sie solle sich anziehen und in die Schule gehen, damit sie mal an was anderes dachte als an Skip.
    Daran war natürlich nicht zu denken, aber versuchen konnte man es ja mal.
    Ellen setzte Larrayne am Schultor ab und fuhr aufs Revier. Kaum war sie beim CIB, rief Challis sie zu sich. »Carl Lister ist dabei gesehen worden, wie er Aileen Munro einen Besuch abstattete.«
    Im selben Augenblick konnte Ellen die Einzelheiten in Verbindung bringen: Lister, sein Sohn, Munro, Marihuana, und sie erkannte die guten Gründe, die Skip plötzlich hatte, Larrayne nicht mehr zu besuchen.
     
    Gegen fünfzehn Uhr dreißig, kurz vor Beginn der Spätschicht, saßen Pam, John Tankard und Sergeant van Alphen rings um einen Tisch in der Kantine. Sie hatten Kaffee getrunken und den Rest eines Geburtstagskuchens weggeputzt, der irgendwie übrig geblieben war, und hatten keine Lust zu arbeiten.
    »Hört mal«, sagte Tank hinter dem gestrigen Progress hervor. »Hier steht: ›Mit Etiketten wie Illegale und Schmarotzer dämonisieren wir nur die Asylbewerber.‹ Ich werd ihr Etiketten geben.«
    Er streckte seinen Kopf neben der Zeitung vor und sah, dass Pam ihm zuhörte. »Challis’ Freundin«, erläuterte er überflüssigerweise.
    Pam sagte zuckersüß: »Und was wären das für Etiketten, Tank?«
    Tank, der auf dem falschen Fuß erwischt worden war, schaute verwirrt, fasste sich aber schnell wieder: »Angeberin, Weltverbesserin, unaustralische Spinnerin. Reicht das? Oder soll ich weitermachen?«
    Pam dachte, dass ausgerechnet John Tankard, der als Nazi verunglimpft worden war, mit so etwas kommen musste. »Was meinen Sie, Sergeant?«
    Van Alphen meinte: »Solange das nicht seine Arbeit beeinträchtigt.«
    Pam hatte nicht die leiseste Ahnung, wovon er redete. Tankards Arbeit? »Bitte?«
    »Challis«, sagte van Alphen. »Solange seine Arbeit nicht durch das, was seine

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