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Flugrausch

Flugrausch

Titel: Flugrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Freundin denkt, beeinträchtigt wird.«
    »Daran hab ich noch gar nicht gedacht«, sagte Pam und dachte, dass es doch eigentlich gar nicht um Challis und seine Beziehung zu Tessa Kane gegangen war. Eigentlich ging es um die Asylbewerber und darum, wie sie aufgenommen und behandelt wurden. Die Menschen waren schon komisch. Komisch und beschränkt.
     
    Als es Mittwochabend wurde und die Sonne als flache rote Scheibe über den Mangroven und Schornsteinen von Westernport stand, kribbelte Brad Pikes Haut vor Sucht und Einsamkeit, er verließ seine Wohnung neben den Gebrauchtwagenplätzen und fuhr durch die Nebenstraßen zum Polizeirevier am Kreisverkehr. Es gab jede Menge freier Parkplätze, also parkte er, stellte den Motor ab, wartete ein paar Sekunden, während der Motor stotternd weiterhustete und endlich klappernd erstarb, dann ging er ins Gebäude, um dort zu melden, dass er verfolgt wurde.
    Der Dienst habende Sergeant – der aussah wie ein frisch entlassener Sträfling – rief Sergeant van Alphen. Scheiße, Scheiße, Scheiße.
    Van Alphen kam herein, schlank, düster wirkend, grimmiges Gesicht. »Sieh da, wenn das nicht der junge Bradley ist. Wie gehts denn so, Brad?«
    »Ganz gut. Und Ihnen?«, erwiderte Pike ganz automatisch und schalt sich dann selbst dafür, höflich zu einem Bullen zu sein.
    »Also, was für eine verrückte Scheiße hast du jetzt wieder angestellt, Bradley?«
    »Kein Grund, so zu sein.«
    »Wie zu sein?«
    »Ich komme hier mit einem ganz legitimen Anliegen«, sagte Pike, wobei ihm die Worte »legitimen Anliegen« ein wenig schwer über die Zunge kamen.
    »Das einzige Anliegen, das du bei uns hast, ist uns zu erzählen, wo du Lisa Tullys Kind verscharrt hast.«
    Pike spürte, wie sein Gesicht zu glühen begann. »Die Anklage ist fallen gelassen worden.«
    »Nun, das heißt noch lange nicht, dass man auch unschuldig ist, oder, Brad?«
    Das war das zweite Mal, dass er das in letzter Zeit zu hören bekam. Van Alphen war eine harte Nuss, dunkel und zäh, wie altes Leder. Man munkelte, dass er im Vorjahr ein wenig die Nerven verloren hatte, doch wenn das stimmte, dann hatte er sich längst wieder erholt. Er war von Anfang an mit Pikes Fall betraut gewesen. In gewisser Hinsicht war er mindestens so ein harter Hund wie John Tankard.
    »Ich bin hier, um eine Beschwerde einzureichen.«
    »Sag nichts, du wirst verfolgt. Das hast du schon letzten Montag gesagt, die Woche davor …«
    »Und warum hört mir niemand zu?«
    »Weil du voller Scheiße bist. Du bist ein schmieriges Stück Dreck und verdienst es nicht zu leben.«
    Der Constable, der wie ein Exknacki aussah, starrte sie mit aufgerissenen Augen und offenem pickligem Mund an.
    »Es stimmt aber wirklich, jemand ist mir gefolgt.«
    »Constable Tankard«, lachte van Alphen.
    Woher wusste van Alphen das? Hatte er Tankard auf ihn angesetzt?
    »Ich weiß nicht wer«, sagte Pike. »Ich krieg so Anrufe mitten in der Nacht und komische Briefe. Ich spür die ganze Zeit, dass jemand hinter mir her is. Ich glaub, Lisas Schwester oder vielleicht Dwayne Venn. Wenn ich rumlauf und so.«
    »Laufen? Du bist doch in deinem ganzen verschissenen Leben noch nicht einen Millimeter zu Fuß gegangen.« Van Alphen beugte sich über den Schreibtisch und verschob dabei einen Stapel Broschüren. »Weißt du, was ich glaube? Das spielt sich nur in deinem Hirn ab, eine Halluzination. Die Welt hasst dich für das, was du Lisa Tullys Kind angetan hast – ach, verdammt, wahrscheinlich verfolgst du Lisa –, und jetzt drehst du den Spieß um und genießt die Freuden des Opferdaseins.«
    Pike wurde langsam puterrot. Aber van Alphen war mit ihm noch nicht fertig.
    »Du bist ein einsames, isoliertes, jämmerliches Stück Mensch. Du weißt es, die ganze Welt weiß es, und du gierst verzweifelt nach Anteilnahme. Am liebsten möchtest du anderen die Schuld für dein eigenes verschissenes Leben geben. Du kannst noch nicht mal die Verantwortung für dein eigenes beschissenes Leben übernehmen.«
    Dann richtete sich van Alphen wieder auf und verschränkte die Arme abweisend. »Du wirst mir also verzeihen, wenn ich daher ein wenig skeptisch bin, Brad.«
    Pike machte ein paarmal den Mund auf und zu und wollte gerade gehen, als Kellock, der Stationschef, hereingestürmt kam und rief: »Ein paar Wagen zum Flugplatz. Schon wieder eine Schießerei.«
    »Munro?«
    »Keine Ahnung. Der Sicherheitsbeamte hat angerufen.«
    Dann bemerkte Kellock Pike, verstummte abweisend, doch Pike dachte nur noch:

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