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Flugrausch

Flugrausch

Titel: Flugrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Hause waren.
    Er schloss sein Haus ab und fuhr durch sein Tor hinaus in Richtung Highway. Es war gut, wieder in Bewegung zu sein, aber trotzdem ging ihm Kitty Casement nicht aus dem Kopf. Am Nachmittag war der vorläufige Obduktionsbericht eingetroffen und fiel aus wie erwartet: Kitty war vor den Schüssen nicht vergiftet oder niedergeschlagen worden. Sie hatte keine tödlichen Krankheiten gehabt. Ihr Mageninhalt verriet, dass sie ein paar Stunden zuvor ein Sandwich gegessen hatte, nichts weiter. Todesursache war also ein Schuss aus einem Schrotgewehr in den Hinterkopf, höchstwahrscheinlich aufgesetzt, wie die massiven, lokal begrenzten Schäden an Knochen und Haut vermuten ließen.
    Zum Glück wusste man, wer sie war, denn der Schaden an den Gesichtsknochen, an Haut und Zähnen hätte es nahezu unmöglich gemacht, ihr Gesicht zu rekonstruieren oder ihr Gebiss mit zahnärztlichen Unterlagen abzugleichen.
    Blutgruppe 0, wie die Hälfte der Bevölkerung.
    Challis seufzte, schlug sich Kitty aus dem Sinn und entschied, dem Abend noch etwas Positives abzugewinnen.
    Gegen zwanzig Uhr vierzig war er auf der Beaconsfield Parade, dort ließ er sich von den Lichtern auf dem Wasser leiten, vom Strom der Autos und der leicht fadenscheinigen Fröhlichkeit der Gästehäuser und Wohnungen, die auf die Bucht hinausgingen. Er fand die Duke Street, und er fand eine junge Frau, die unter Hubbles alter Adresse wohnte.
    Sie hieß Sienna. Weiter nichts. Sie war Künstlerin.
    »Ach, der ist zurück nach England gegangen«, sagte sie und führte Challis in ein Wohnzimmer. Er sah sich um: glänzende Hartholzdielen, dicke Wollteppiche, schwarzes Ledersofa, hohe Bücherregale. Ein Hauch von Leinöl hing in der Luft, und er nahm an, dass sich ihr Atelier in einem der Nebenräume befand.
    »Wissen Sie wo in England?«
    »Er kommt aus London, glaub ich. Er hatte Heimweh. Ist vor ein paar Jahren mit seiner Freundin wieder dorthin gezogen.«
    »Und Sie haben das Haus von ihm gekauft?«
    Sienna verschränkte ihre dünnen Arme und schüttelte kräftig verneinend den Kopf. »Das gehörte mir schon – mit meinem Mann zusammen. Trevor Hubble hat es von uns gemietet.«
    »Und Sie sind danach eingezogen?«
    »Nicht gleich. Sein Freund hat den Mietvertrag übernommen.«
    »Sein Freund. Hat der auch einen Namen?«
    »Soundso Billings.«
    »Kann ich eine Kopie des Mietvertrages sehen?«
    Sienna schaute ihn peinlich getroffen an. »Das Ganze war ziemlich locker. Wir haben für diesen Billings keinen neuen Mietvertrag geschrieben – ich meine, er war Trevors Freund und sehr sympathisch und so. Er zahlte stets pünktlich die Miete, in bar, hat nicht rumgesaut, schien ein netter Kerl zu sein. Das war wohl dumm von mir, aber ich habe ihm vertraut.«
    »Und wo ist Billings jetzt?«
    »Keine Ahnung. Er ist ganz plötzlich verschwunden, und ich habe auch keine Nachsendeadresse.«
    »Und wann sind Sie eingezogen?«
    Während sie Challis beobachtete, wackelte Sienna mit einem Fuß und spielte mit einem Ohrring. »Letztes Jahr Ende Oktober.«
    Etwa um die Zeit, als Trevor Hubble nach Australien zurückgekehrt und die Ankerleiche gefunden worden war, dachte er. »Und Sie hatten kein Interesse an einem neuen Mieter für das Haus?«
    »Mein Mann und ich hatten uns gerade getrennt, und als Billings meinte, er würde ausziehen, bin ich eben eingezogen.«
    »Was ist mit seiner Post?«
    »Er hat nie welche gekriegt. Ich kriege ab und zu noch was für Trevor, aber von dem habe ich auch keine neue Adresse.«
    »Und Sie haben Trevor Hubble nie wiedergesehen?«
    »Soweit ich weiß, ist er immer noch in England.«
    Challis schüttelte den Kopf. »Tatsächlich ist er kurz vor Ihrem Einzug wieder zurückgekommen.«
    Sienna wusste nicht, was sie mit dieser Information anfangen sollte, und sah ihn an, als beschuldige er sie auf subtile Weise irgendeiner Missetat. »Ja und …«
    »Und es gibt Beweise dafür«, sagte Challis, »dass er in der Zeit, in der er angeblich in London gewesen sein soll, hier lebte.«
    Sienna schaute verwirrt. »Woher wissen Sie das?«
    »Wir haben Kreditkartenabrechnungen nachverfolgen können, Telefon- und Stromrechnungen …«
    »Die Rechnungen hat Billings wohl einfach in Trevors Namen bezahlt«, grübelte Sienna, »aber er würde doch nicht einfach Trevors Kreditkarte benutzen?«
    Challis schaute sie nur an.
    »Hören Sie, ich weiß nur, dass Trevor sich 1999 verabschiedet hat und nach England abgereist ist. Billings ist eingezogen, und ich habe nichts

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