Flurfunk (German Edition)
Coke oder Bitter Lemon dazugab. Nach dem Motto: Ein Schluck, und du merkst nicht, wenn du geschwängert wirst. Mir fielen bei
diesem Gedanken die Halligallipartys von Rosa ein, bei der es
nie Gläser, sondern nur Flaschen gab, die Wände Macken und Fußabdrücke der letzten Partys aufwiesen und das berüchtigte Matratzenzimmer zur freien Verfügung stand, wo man nur erahnen konnte, wie viele Körper umschlungen es sich gemütlich machten.
Zum Dank für ihre legendären Feste hatten ihr ein paar Jungs ein T-Shirt bedrucken lassen mit der Aufschrift »Große Möpse, super Feste – unsere Rosa ist die Beste!«, welches Rosa voller Stolz über erwähnter Pracht trug.
»Lotte, noch mal danke für die Bänder!«
Katharina und Yannick standen aufgebrezelt hinter mir und strahlten wie am Platz an der Sonne.
»Da müsst ihr euch bei Tim bedanken, er hat die Karten für euch besorgt!«
Tim stand peinlich berührt neben mir, als Katharina ihm theatralisch um den Hals fiel. Eindeutig Marlenes Gene!
Yannick, deutlich schüchterner, umarmte ihn.
»Danke, Mann! War bestimmt nicht einfach!«
Das war es tatsächlich nicht gewesen. Aber Tim hatte seine Mittel und Wege, was nicht bedeutete, dass wir den ganzen Abend mit Katharina zubringen mussten. Am Ende wollte sie noch ihre Hochzeitspläne durchsprechen!
Mimi war bereits auf der Tanzfläche. Ich ging zu ihr, und es dauerte nicht lange, da war auch Katharina neben uns und tanzte ausgelassen. Tim kümmerte sich um Yannick. Er war wirklich eine Seele von Mensch!
Mir war alles recht. Ich hatte wieder einen meiner Weltfriedentage und hätte mich mit jedem verbrüdern können.
Nach einigen Songs wurde eine ruhige Nummer gespielt, und plötzlich bildeten sich die unglaublichsten Paarungen zum Engtanzen.
Keine Ahnung, wo Felix plötzlich herkam, aber er witterte seine Chance und schnappte sich Mimi, die lachend mitmachte.
Philip, ein Spielfilmredakteur, ging mit der Digitalkamera herum und sprach alle, die zufällig nebeneinander standen, an: »Könnt ihr mal kurz für die Kamera knutschen, bitte! Mit Zunge!« Erstaunlich, wie viele mitmachten. Ja, feiern konnten sie bei TV -plus , und prüde war bestimmt auch niemand.
An der Bar stieß ich auf Imka, die mir gut gelaunt und sichtlich betrunken ihren Orthopädenfreund vorstellte.
Er machte einen bodenständigen und sympathischen Eindruck.
Gegen Morgengrauen kam ich völlig überdreht zu Hause an, weckte Lena und lüftete Justus’ Geheimnis.
Sofort war sie wach!
»Sieh an! Na, das ist mal ’ne plausible Erklärung. Das lass ich gelten!«
Die Tatsache, dass Justus einen neuen Manager hatte, fand sie auch ein gutes Zeichen.
»Siehst du, er hat tatsächlich was dazugelernt. Und Samstag trefft ihr euch? Was willst du sagen?«
Gute Frage. Auf alle Fälle musste sich einiges ändern, falls es noch mal klappen sollte.
»Das überlege ich mir noch. Jetzt muss ich erst mal schlafen.«
zweiunddreißig »Lotte, du sollst zum Chef.«
Felix sah mich ernst an, und ich fragte mich, was bloß mit mir los war. Ich hatte gerade mal drei Stunden geschlafen, war schon wieder im Büro und hatte trotzdem blendende Laune. Hatte ich gestern etwas falsch gemacht?
»Warum denn?«
»Darf ich nicht sagen. Geh besser gleich hin. Kannst du es dir nicht denken?«
Definitiv nicht.
Nervös ging ich zu Ralph Reigells Assistentin. Sie war ein Sonnenschein, stets gut gelaunt und hatte immer einen Scherz auf den Lippen.
»Ach Charlotte, da bist du ja. Kannst gleich reingehen.«
Zum ersten Mal betrat ich Ralphs Büro. Es war gar nicht so groß, wie es von außen aussah.
Ralph schrieb an seinem Laptop und bedeutete mir, mich zu setzen.
»Muss nur die Mail schicken. So! Fertig!«
Er setzte sich gerade hin und schaute mich aufmerksam an.
»Charlotte. Ich wollte dich sprechen, weil ich heute Morgen einen Anruf von Ulli Becker bekam, die sich über dich beschwert hat.«
Jetzt war ich definitiv wach.
»Sie meinte, du hättest insbesondere sie und Annabelle Leiniger geradezu unverschämt behandelt, erklärte dich zur Persona ingrata und dass sie nie wieder mit dir arbeitstechnisch zu tun haben möchte. Und jetzt würde ich gerne deine Sicht der Dinge hören.«
Natürlich! Ohne Nachtreten ging es nicht bei Ulli Becker.
»Ralph. Das ist eine längere Geschichte und peinlich dazu.«
Und so erzählte ich wahrheitsgetreu, wie ich immer wieder an Ulli Becker und Annabelle geraten war, sogar Imka mich beim Interview vertreten ließ, um nicht das
Weitere Kostenlose Bücher