Flurfunk (German Edition)
unternehmen? Die beiden hatte ich bisher nur im catfight erlebt. Vielleicht musste Katharina Yannick wirklich etwas bieten, viele Freunde hatte sie ja nicht. Aber dass ich mitkommen würde, konnte sich Lena abschminken.
»Lenchen, du glaubst doch nicht, dass ich freiwillig meinen Abend mit Katharina und zwei Pärchen als fünftes Rad am Wagen verbringen werde.«
Sie sah mich bittend an.
»Lotte, tu’s für mich. Ich hasse Katharina ja auch, aber ist es wirklich so schlimm, einen kleinen Abend zu opfern? Du darfst auch eine Migräne vortäuschen und früher gehen.«
Verständnislos sah ich Lena an.
»Lena, wir sprechen schon von der gleichen Katharina, nicht? Katharina, der Obsessiven, die, bevor sie sich mit Yannick verlobte, ihrer Endlosaffäre Ben nachheulte und eine Zeitrechnung einführte, nämlich vsz und nsz, ja?«
»Ja, ich weiß, ich versuche ja nur einen Vorwand zu finden, unter dem ich dich mitlocken kann. Was war denn vsz und nsz?«
»Habe ich dir das gar nicht erzählt? Katharina hatte Ben zum Mittelpunkt ihres tristen Lebens erklärt und eine neue Zeitrechnung eingeführt. vsz gleich ›Vor Seiner Zeit‹ und nsz gleich ›Nach Seiner Zeit‹.«
Lena hielt sich die Hände vor den Mund und prustete los. »Komm, Lotte, bitte! Und wenn’s nur für den Unterhaltungswert ist. Wir machen uns ’nen Spaß draus, ja?«
»Also unter Spaß stelle ich mir was ganz anderes vor!«
»Lotte, jetzt zier dich nicht so!« Lena zog alle Register.
»Was bekomme ich denn dafür?«, foppte ich sie.
»Was immer du willst!«
»Das nenne ich eine vernünftige Verhandlungsbasis!«
Müde schlurfte ich zum Zähneputzen ins Bad.
»Also, kommst du jetzt mit oder nicht?«
Lena stand vor der Tür, wartete, bis ich fertig war, trottete mir in mein Schlafzimmer hinterher, sah zu, wie ich mich ins Bett legte, und versuchte es dann noch mal zuckersüß.
»Liebe Lotti! Lässt du bitte deine beste Freundin nicht im Stich und kommst bitte, bitte mit?«
Während ich überlegte, was ich für einen qualvollen Abend mit Katharina als Gegenleistung verlangen konnte, suchte ich eine Hörspielkassette zum Einschlafen aus.
»Ich hab’s! Ich weiß, was ich will!«
Lenas erwartungsvoller Blick würde sich gleich in blankes Entsetzen wandeln.
»Was denn? Muss ich wieder mit dir shoppen gehen?«
»Ja, aber das ist nicht alles!«
»Shoppen mit dir ist schon kaum auszuhalten!«
»Aber was du mir da abverlangst, ist nicht mit einem Einkaufsbummel gutzumachen. Ab nächster Woche legen wir uns wieder eine Putzfrau zu!«
»Das ist Erpressung!«
»Allerdings, aber danke für dein Verständnis!« Ich konnte das Grinsen nicht unterdrücken.
Nachdem Lena mein Zimmer verlassen hatte, schloss ich die Augen, bereit einzudämmern und wieder an Justus zu denken.
Die drei Fragezeichen und der seltsame Wecker lief, aber ich hörte nicht wirklich zu. Ich stellte mir Justus’ Gesicht, seine karamellfarbene Haut, die wilden grünen Augen, sein Haar mit den von der Sonne aufgehellten honigblonden Strähnen vor. Gerade als ich versuchte, mich an seine Lippen zu erinnern, hörte ich ein surrendes Geräusch und meinte im ersten Moment, das Band habe sich verheddert. Doch die Kassette leierte nicht mal. Da sah ich, dass das Display meines Handys aufleuchtete. Ich hatte eine Kurznachricht bekommen. Sicher von Felix, der mir wieder irgendetwas Lebenswichtiges schicken musste, was nicht bis morgen warten konnte. Felix hörte nie auf zu arbeiten, zumindest nicht mental. Wenn ihm irgendwas zur Show einfiel, musste er das sofort loswerden, egal um welche Zeit. Erst vorgestern hatte er mir gegen 3 Uhr eine sms geschickt mit den Worten: »Hi Lotte, habe überlegt, dass wir dringend was zum Thema ›Pilates und Stars‹ machen sollten. Wichtiges Thema. Recherchiere bitte morgen mal!« Zum Glück war mein Handy aber ausgeschaltet gewesen.
Ich machte Licht und starrte auf das Display. Die Nummer kannte ich nicht. Wehe, wenn das so ein Spamteil war, in dem ich gefragt wurde, ob ich Lust hätte, Singles aus meiner Umgebung zu treffen!
Ich öffnete die Nachricht und las.
Ich träume wieder von der Unbekannten,
Die schon so oft im Traum vor mir gestanden.
Wir lieben uns, sie streicht das wirre Haar
Mir aus der Stirn mit Händen wunderbar.
Und sie versteht mein rätselhaftes Wesen
Und kann in meinem dunklen Herzen lesen.
Justus
Mein Herz raste!
Ich war hellwach. Ich las die Nachricht noch einmal, um jeden Zweifel auszuräumen. Da stand klar und
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