Flut
nicht?
Ich kann nicht.
Natürlich kannst du, sagt sie und tritt auf ihn zu. Sieh mich an.
Er sieht sie an.
Du kannst, okay?
Sie schubst ihn sanft auf das gelbe Sofa und macht Anstalten, sich auf ihn zu setzen, aber er hält sie an der Hüfte fest.
Du wirst es bereuen.
Bestimmt nicht.
Ich aber.
Du noch weniger.
Hinter den geschlossenen Fensterläden laufen Leute vorbei und unterhalten sich. Er legt den Finger auf die Lippen.
Jemand, den du kennst?
Ich weiß nicht. Aber hier bekommt jeder alles mit.
Jetzt werd nicht paranoid.
Sie beugt sich vor und flüstert.
Nur das eine Mal. Ich hab das noch nie getan.
Er bleibt sitzen, sie steht weiter vor ihm. Die wie Stracciatella-Eis gesprenkelten Schenkel bewegen sich auf ihn zu. Seine Hand fährt von der Hüfte abwärts ihr Bein hinunter, und sie hebt es an und stellt den Fuß aufs Sofa. Ihr Geruch erfüllt den dunklen, klammen Raum. Der Pulsschlag ihrer Körper schwingt in der Luft wie ein leichtes Beben.
Besser nicht.
Und was machst du mit diesem Riesenständer da?
Er lehnt den Kopf gegen den Bund ihrer Shorts und seufzt.
Genau, sagt sie.
Sein Handy klingelt.
Geh nicht ran.
Beim vierten Klingeln schiebt er sie vorsichtig weg und greift nach dem Telefon. Es ist Gonçalo.
Wie geht’s denn so, Meister? Was macht das Leben am Strand?
Alles bestens, Gonçalo. Und selbst?
Derselbe Quatsch wie immer. Tut mir leid, dass ich mich so spät melde, aber hier war tierisch was los, und ich konnte mich erst in den letzten Tagen um deine Geschichte kümmern. Ich hab mit Leuten bei der Kriminalpolizei und am Gericht von Santa Catarina gesprochen. Keine Chance, die Akte zu finden, wenn es denn eine gibt. Vergiss es.
Mist.
Er geht zum Fenster und entriegelt den Laden.
Allerdings …
Gonçalo macht eine bedeutungsvolle Pause. Er schiebt den Fensterladen ein Stück auf und sieht die Sonne auf den Strand scheinen.
… habe ich die alten Dienstpläne studiert und herausgefunden, wer der Kommissar war, der damals wahrscheinlich nach Garopaba gefahren ist, um in dem Fall zu ermitteln. Ich hab den Namen recherchiert und bin auf zwei Dinge gestoßen.
Er blickt sich um. Sara sitzt im Schneidersitz auf dem Sofa, als würde sie meditieren, und starrt mit ausdrucksloser Miene auf die sandfarbenen Fliesen. Wie ein ausgeschalteter Roboter.
Und zwar?
Erstens lebt der Typ noch. Zweitens weiß ich, wo er wohnt. In Pato Branco.
Ist das in Santa Catarina?
Paraná. Im Südwesten an der Grenze zu Santa Catarina. Sein Name ist Zenão Bonato. Er ist Mitbesitzer eines privaten Sicherheitsdienstes namens Commando. Ich hoffe, das ist eine Anspielung auf den Schwarzenegger-Film. Schöne Grüße von mir, falls dem so sein sollte.
Und wie finde ich den Mann?
Ich kann dir die Adresse und die Telefonnummer der Firma geben.
Warte kurz. Ich hol einen Stift.
Er wühlt in dem kleinen Korb auf dem Küchentresen nach einem Stift und einem Stück Papier. Sein Schwanz ist immer noch hart, und Sara folgt ihm mit demselben ausdruckslosen Blick.
Okay, sag an.
Er notiert Name, Adresse und Telefonnummer des Kommissars auf dem Flyer eines Whale-Watching-Veranstalters.
Danke, Gonçalo. Ab hier übernehme ich.
Gern geschehen. Stets zu Diensten. Bist du grad beschäftigt?
Nein, warum?
Keine Ahnung. Geht’s dir gut?
Mir geht’s wunderbar.
Super. Na gut. Ich muss noch was schreiben. Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen. Erzähl mal, was dabei rausgekommen ist.
Auf jeden Fall. Mach’s gut und auf bald.
Kaum hat er aufgelegt, ist Sara wieder bei der Sache und sieht ihn aus ihren Mandelaugen an. Wie eine Patientin, die man stundenlang im Wartezimmer hat sitzen lassen.
Das war ein Freund von mir aus Porto Alegre.
Sie sagt nichts.
Möchtest du ein Wasser?
Nein.
Sie steht auf und kommt auf ihn zu. Ihr Gesicht ist ganz nahe an seinem. Sie berührt mit der Nasenspitze seine Wange.
Ich gehe jetzt duschen.
Er rückt sie ein Stück nach hinten und dann zur Seite, absichtlich mechanisch, als würde er eine Schaufensterpuppe umstellen.
Dann beeil dich, sagt sie, damit wir endlich das scheiß Kotelett oder Blutwurst oder was auch immer kaufen können.
Flank Steak.
Er macht einen Schritt in Richtung Bad, bleibt dann stehen, geht zurück und schließt den Fensterladen. Als er sich wieder umdreht, startet Sara einen neuen Versuch, diesmal klebt sie förmlich an seinem Körper. Scheiß drauf. Er hat sich in die Falle locken lassen und muss jetzt die Konsequenzen tragen. Sara legt die Arme um
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