Flying Moon (German Edition)
kaum bewegen können. Krista wirkte immer noch entspannt. Als wir fertig waren, zogen wir uns um und gingen in unser Zimmer. Krista rümpfte gespielt entsetzt die Nase.
»Tolles Appartement!«
Sie ließ sich auf ihr Bett fallen. »Sind wir nicht die Hauptdarsteller?«
»Ich bin nur Nummer zwei«, sagte ich trocken.
Krista lachte. »Moon, ich sehe, du hast dich schon eingelebt.«
Mittlerweile war es neun Uhr, eigentlich noch früh am Abend, aber ich hätte sofort einschlafen können. Ich legte mich auf mein Bett und schloss die Augen. Was machte ich überhaupt hier? Lions grandioser Plan, meinen Vater zu treffen, war vollkommen utopisch. Und ich war eine Anfängerin und von den Ansprüchen an mich und mein Schauspiel komplett überfordert. Ich konnte das doch eigentlich alles nicht. Und dann traf ich ausgerechnet hier Lasse wieder und er erkannte mich noch nicht einmal wieder.
Krista räumte ihren Koffer aus, dann warf sie sich wieder auf ihr Bett und stützte den Kopf in die Hand.
»Na, und? Jetzt mal ehrlich: Wie findest du es?«
Ich drehte mich müde zu ihr um.
»Was?«
»Na, das Drehen, die Leute?«
»Gut. Bisschen anstrengend.«
»Ja, aber es lohnt sich. Ulis Filme werden echt toll.«
Krista zog ihr Gepäck ans Bett und holte ein kleines piece aus ihrer Tasche. Ich richtete mich erstaunt auf. Sie ging ziemlich offen mit Drogen um.
»Hast du Tabak?«, fragte sie lässig.
»Nein.«
»Okay.«
Sie ging zum Waschbecken und holte ihr Zahnputzglas, dann einen Bierdeckel und eine Nadel, die in der Innentasche ihrer Tasche steckten. Sie stach die Nadel durch den Bierdeckel, spießte einen Krümel Dope auf, zündete ihn an und schob das Glas darüber.
»Sag, mal, du bist Profi, oder?«
»He, das ist praktisch die einzige Droge, die ich nehme. Ich rauche noch nicht mal!« Sie grinste. »Außerdem sind wir doch böse Heimkinder. Mord, Totschlag, Drogen. Was meinst du, was auf den Zimmern los wäre, wenn Uli mit echten Heimkindern gedreht hätte. Ich bringe mich nur in die richtige Stimmung. Und? Was ist mit dir? Hast du kriminelle Energie?«
»Weiß nicht.«
»Für deine Rolle brauchst du die.«
Krista hob das Glas an und sog den Rauch ein. Dann reichte sie es mir herüber. Ich schüttelte den Kopf. Sie zuckte gleichmütig mit den Schultern. Ich fragte mich, ob sie oft Drogen nahm, ob sie glücklich oder einsam war, das alles interessierte mich auf einmal.
»Hast du einen Freund, Krista?«
Krista sah mich mit großen Augen an.
»Klar. Und ich vermisse ihn. Oh, mein Gott, wie ich ihn vermisse!«
»Wie lange machst du das schon?«
»Kiffen?«
»Nein, schauspielern.«
Sie überlegte, stellte das Glas auf den Tisch. Wir sahen zu, wie sich immer mehr Rauch im Glas bildete, aber keiner von uns griff zu.
Krista starrte an die Decke. »Ich habe mit zwei meine erste Babywerbung gemacht. Jetzt kannst du rechnen.«
»Nicht gerade meine Stärke.«
»Und ich bin zu bekifft dafür!« Sie lachte und schloss kurz die Augen. Dann setzte sie sich unvermittelt auf.
»Moon?«
»Ja?«
Sie blinzelte. »Sag mal, ich habe mich gerade mit Lasse unterhalten.«
Ich zuckte zusammen. Allein der Name brannte mir schon ein Loch in den Magen.
»Ja, und?«
Krista runzelte die Stirn. »Er sagt - er kennt dich.«
»Ach ja?«
Ich hielt die Luft an und mein Herz schlug schneller.
»He, Moon, er sagte: Ich kenne Moon . Ich habe ihn nicht weiter ausgequetscht, ich dachte, das kannst du mir erklären.«
»Nein, kann ich nicht.«
Krista ließ sich wieder nach hinten fallen.
»Ist ja auch egal.«
Aber das war es ganz und gar nicht.
Etwas später stand Krista auf, um Schokolade zu holen und kurze Zeit später kam sie mit Sandwichs, Schokoriegeln und Mineralwasser zurück.
»Habe ich alles beim Catering abgestaubt!«
Sie warf die Sachen auf ihr Bett, reichte mir ein Sandwich und reichte mir eine Flasche Wasser.
»Hier, trink mal was!«
Wir aßen erst die Sandwichs, dann die Schokolade und sahen uns einträchtig grinsend an.
»Was drehen wir morgen?«
Krista blätterte durch den Drehplan.
»Morgen sind wir im Heim und im Hof. Und danach Außendreh. Hoffentlich wird es warm.«
Auf dem Flur hörten wir Schritte und Gekicher.
»Die anderen Mädchen«, sagte Krista. »Die haben morgen ihren ersten Tag.« Sie legte den Drehplan bei Seite und gähnte.
»Schlafen?«
»Okay.«
Obwohl Krista das Licht ausgeschaltet hatte, blieb es dämmrig im Zimmer. Sie schlief schnell ein, ich hörte ihre ruhigen Atemzüge, doch ich
Weitere Kostenlose Bücher