Flying Moon (German Edition)
die Heimkinder waren und Heimkinder spielten. Und was war mit Lasse? War er zu allen freundlich, oder war es etwas Besonderes, wenn er mich anlächelte? Und wie sollte ich das in der nächsten Zeit auseinander halten, wenn wir ein Liebespaar spielen würden?
»Moon?« Krista wedelte mit ihrer Hand vor meinen Augen herum.
»Du bist schon die ganze Zeit so seltsam.« Sie grinste. »Unterzucker? Komm essen, wir haben Drehschluss!«
Wir aßen in einem der Aufenthaltsräume. Benno, der Caterer, war klein, rundlich, extrem freundlich und kochte umwerfend. Er achtete immer darauf, dass das Essen ordentlich ablief und tat jedem seine Portion persönlich auf.
»Was möchtest du?«, fragte er freundlich, als ich an der Reihe war.
»Wenig.«
Benno grinste. »Werde bloß nicht so eine magersüchtige Schauspielerin. Davon gibt es schon genug!«
Er gab mir eine großzügige Portion und legte mir eine extra Erdbeere an den Tellerrand.
Krista grinste. »Also für magersüchtig halte ich dich nicht. Schlägt dir der Dreh auf den Magen?«
Ich nickte. Es war allerdings nur die halbe Wahrheit.
Krista und ich setzten uns zu Babsie und Saskia. Babsie redete ohne Pause über Filme, Filmstars und Lasse.
»Er hat mich angelächelt! Stimmt´s Moon?!«
Ich nickte mechanisch.
»Worum geht´s?«, fragte Krista.
»Um den großartigen Lasse!«, sagte Saskia und lachte laut.
»Meint ihr, ich kann ihn nach einem Autogramm fragen? Ist das doof?« Babsie schob kokett die Unterlippe vor. »Hat er echt ein Zimmer für sich allein?«
Kristas Blick wanderte genervt an die Decke.
»Wollen wir schon hoch gehen?«
Auf der Treppe schnaubte sie los. »Puh! Diese Babsie. Solche Mädchen gehen mir ja total auf die Nerven. Wetten in zwei Tagen liegt sie bei Lasse im Bett!«
»Wieso?«
»Kriegst du das gar nicht mit? Die redet doch von nichts anderem.«
»Ja, aber das muss doch nichts bedeuten. Und außerdem ... warum sollte Lasse so drauf sein.«
Krista lachte laut. »Du bist ganz schön naiv, Moon.«
»Du hältst wohl nicht viel von ihm?«
Krista schloss unser Zimmer auf. »Wir haben schon mal zusammen gedreht. Vor anderthalb Jahren.«
Sie warf sich auf ihr Bett. Offenbar war damit alles gesagt.
»Und?«
Sie sah mich scharf an. »Moon?! Du interessierst dich doch nicht etwa für ihn?!«
Den Rest des Abends las ich in meinem Reclam-Heft, während Krista in einer Illustrierten blätterte. Eigentlich eine entspannte Stimmung, aber innerlich zitterte ich vor Anspannung. Wieso sprach Krista so abfällig von Lasse? Mal abgesehen davon, dass ich Babsie auf keinen Fall in seinem Bett sehen wollte, verstand ich nicht, wieso sie ihn einfach so verurteilten konnte.
Im Hof hörte ich ein Auto ankommen. Ich sprang auf und sah aus dem Fenster. Die Jungs kamen aus Leipzig zurück. Denis und Karl stiegen hinten und Lasse vorne aus dem Bus. Denis boxte Karl spielerisch auf die Schulter und die beiden rangelten. Lasse hatte die Hände in die Hosentaschen gesteckt und wartete bis Peer den Wagen verriegelt hatte. Von weitem kam er mir unnahbar und fremd vor und nicht wie jemand, der sich für mich interessieren könnte.
»Sind sie zurück?«, fragte Krista, ohne aufzusehen.
»Ja.«
»Sieben Uhr Drehbeginn!« Krista stöhnte. »Komm, lass uns schlafen, sonst sind wir morgen tot.«
Wir zogen uns um und schalteten das Licht aus. Krista gähnte und rollte sich zusammen, aber ich starrte mit offenen Augen an die Zimmerdecke. Ich dachte an Lasse, versuchte mich abzulenken, stellte mir vor, dass Musik lief, dachte an das Knistern einer Platte, den Moment zwischen den Liedern und dann wieder an Lasse. Ich hatte mir so lange gewünscht, ihn zu treffen, aber nun war es ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Aber wer konnte schon mit fünfzig Komparsen rechnen, die ein Autogramm von ihm haben wollten oder einem Mädchen mit prallen Brüsten, das vorhatte, mit ihm ins Bett zu gehen?
10.
Am Morgen beim Frühstück legte ich mir mechanisch Obst und ein Sandwich auf den Teller. Denis und Saskia kamen zusammen in den Raum. Nach einem Moment der Verwunderung wusste ich, was mir so seltsam vorkam. Es war das erste Mal, dass ich Saskia ohne Babsie sah. Saskia und Denis alberten herum und Saskia lachte mit ihrer angenehmen, dunklen Stimme.
»He, Moon, kennst du den Witz mit New York?«
Sie nahm sich einen Apfel vom Buffet.
Ich nickte. »Was ist weiter weg?«
Sie lachte laut. »Okay, hat sich schon rumgesprochen.«
Wir setzten uns zu Karl, der mir müde
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