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Flying Moon (German Edition)

Flying Moon (German Edition)

Titel: Flying Moon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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lagen. Aus den Augenwinkeln sah ich Lasse, der einen Kaffee trank.
    »Du machst das gut!«, sagte Silvia. Ich nickte, ohne ihr richtig zuzuhören. Ich hätte mich gerne zurückgezogen und nachgedacht. Oder zumindest einen Plan gefasst, wie ich mit der Situation umgehen sollte, doch es ging schon weiter.
    Wir drehten, wiederholten die Szene ein paar Mal, dann wurde die Einstellung geändert. Ich ging jedes Mal mit dem Blick auf Lasse bis zur Heimleiterin, stritt mit ihr, ging zurück auf meine Ausgangsposition. Nie kam ich bis zu Lasse und ich wusste nicht, ob mir das lieber war oder ob ich mir wünschte, ihm gegenüber zu stehen. Als die Szene endlich abgedreht war, war es schon Mittag.
    Silvia sah mich besorgt an. »Geht es dir besser? Du bist immer noch so blass.«
    Ich nickte.
    Die Jungs, die am Tisch gesessen hatten, liefen zurück in ihre Wohnräumet. Denis und Karl kamen zu mir herüber. Denis goss sich Cola in einen Plastikbecher. Er zog eine Grimasse.
    »Dit schlimmste iss, keen Text, oder Moon?«
    »Sie hat doch Text!«, sagte Karl.
    Denis lachte. »Ick meen ja och mir!«
    Ich musste grinsen. »Ihr seid fertig für heute, oder?«
    Denis nickte. »Erst essen, denn pennen.«
    »Aber bitte ohne Schnarchen«, bemerkte Karl trocken.
    Denis ging zu einem der Tische und nahm sich zwei belegte Brötchen.
    »Teilt ihr euch ein Zimmer?«, fragte ich, als er außer Hörweite war.
    Karl verdrehte die Augen. »Ja. Und der Typ macht mich fertig.«
    »Er ist doch witzig.«
    »Das ist das Problem.« Karl seufzte. »Der ist immer witzig.«

8.
    Wir liefen zusammen über den Hof bis zu dem Gebäude, in dem es Mittagessen gab. Ich traf Krista und wir umarmten uns.
    »Wie war deine Familienfeier?«
    »Nett, mein Paps ist fünfzig geworden.«
    Sie hakte sich bei mir unter und wir liefen zusammen weiter.
    Im Speiseraum hatte sich vor den Wärmebehältern mit dem Essen eine Schlange gebildete. Wir stellten uns hinten an. Mir wurde klar, dass Lasse vermutlich gleich gegangen war. Er hatte heute keine Szene mehr. Ich begann, mich zu entspannen. Warum konnte ich nicht locker sein?
    »Mann, Moon, das lief ja super!«, sagte Karl.
    »Ja?«
    »Moon? Träumst du?«, fragte Krista und schnipste vor meinen Augen.
    Karl lachte. »Ja, so ist sie immer.«
    Ich nahm mir unkonzentriert etwas Salat. Silvia sah mich erstaunt an. »Hattest du nicht Hunger?«
    Auf meinem Teller lagen zwei Stück Tomate und ein Salatblatt. Ich hatte gar nicht bemerkt, was ich mir genommen hatte. Krista griff in den Salat und schaufelte mir eine große Portion auf, dann legte sie ein Stück Baguette daneben.
    »Pass auf, für die nächste Szene brauchst du Kraft!«
    Sie senkte die Stimme. »Ey, die bewachen hier alles.«
    »Mir doch egal!«, gab ich mechanisch zurück.
    »Euer Text?«, fragte Karl und Krista nickte.
    Und dann kam Lasse. Genau in dem Moment, in dem ich nicht mehr damit gerechnet hatte. Er war umgezogen, trug eine zerfetzte Jeans und ein ausgewaschenes T-Shirt. Er sah gut aus. Jedes Mädchen hätte das so gesehen. Er setzte sich zu Uli, mit dem Rücken zu mir, fuhr sich durch die Haare, während Uli aufgeregt auf ihn einredete.
    Ich ging an den Tisch, an dem Karl und Krista saßen und klemmte mich zwischen die beiden, als könnten sie mich beschützen.
    »Oh, Mann, was ist das denn für eine komische Soße am Fisch?« Karl schob den Teller weg.
    »Minze«, sagte Krista. »Ganz was Feines!«
    »Aber nicht für mich.«
    Er sah mich an. »Wie ist der Salat?«
    »Gut. Magst du probieren?«
    Er nahm seine Gabel und kostete.
    »Der ist Klasse. Hol ich mir auch.«
    Er stand auf.
    »Seid ihr zusammen?«, fragte Krista direkt.
    »Nein. Wir kennen uns aus der Schule.«
    »Ach, so ...«
    Sie war schnell fertig mit dem Essen, stand auf, holte sich noch einen Kaffee und setzte sich dann zu Uli und Lasse. Wie konnte Krista so entspannt und locker sein? Ich beneidete sie um ihre Souveränität, ihre Eleganz und darum, dass sie jetzt neben Lasse saß. Einfach um alles.
    Etwas später hatten Krista und ich unsere Szene. Der Vorteil war, dass ich sie schon in mehreren Castings gespielt hatte und den Text gut kannte. Jetzt kam noch die richtige Umgebung dazu: ein Schlafraum, zwei Betten. Krista spielte großartig. Sie sah mich vom Bett aus ruhig an und war komplett verwandelt, viel träger und grober, mit nachlässigen Gesten. Ich versuchte mitzuhalten und war am Ende total erschöpft. Sogar körperlich, obwohl wir uns in dem Raum mit all den Kameras und Lampen hatten

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