Flying Moon (German Edition)
Gero!«
Gero verzog keine Miene. »Hauptsache ihr seid morgen pünktlich am Set!«
Wir fanden einen kleinen Gasthof, zogen uns in eine ruhige Ecke zurück und bestellten uns Nudeln, Salat und Mineralwasser.
»Morgen drehen wir in der Boutique, wo wir uns die Sachen klauen. Dann ist endlich Schluss mit den Heimklamotten!«, schwärmte Krista. Sie schilderte mir die ganze Liste der Kostüme, die sie schon an Filmsets getragen hatte. Es waren viele.
»Und irgendwann will ich in einem Historienfilm mitspielen. Nur wegen der Kleider!«
Unser Essen wurde gebracht und Krista fiel gierig über ihre Nudeln her, aber selbst das machte sie elegant.
»Sind die anderen schon angekommen?«, fragte ich möglichst neutral.
Krista lächelte smart. »Lasse zum Beispiel?«
Ich entschloss mich zu einem Überraschungsangriff.
»Du warst mal mit ihm zusammen, oder?«
Krista lächelte schief. »Ich dachte schon, du findest es nie heraus.«
»Und die Freundin?«
Sie fuhr mit einer wegwerfenden Geste durch die Luft.
»Ich hätte es dir gleich sagen sollen. Es war nur ...«
Sie wurde ernst, schob den halbvollen Teller mit Nudeln zur Seite und zog sich den Salat heran.
»Ich wusste selber nicht, ob ich es gut in den Griff kriege. Lasse hat bei diesem Dreh erst in letzter Minute zugesagt. Vorher war dauernd von einem anderen Schauspieler die Rede.«
»Man hat dir überhaupt nichts angemerkt!«, sagte ich beeindruckt.
»Die Sache ist ja auch schon eine Weile her. Ich bin seit einem halben Jahr mit Marco zusammen.«
Krista stocherte in ihrem Salat herum, ohne etwas zu essen. Sie sah seufzend auf.
»Du willst sicher alles wissen, oder?«
Ich nickte. »Natürlich. Jedes Detail. Aber, wenn du nicht darüber reden willst.«
Krista legte ihre Hand auf meinen Arm und sah mich mit ihren grünen Katzenaugen scharf an.
»Doch, ich erzähle dir alles. Als Warnung. Bevor du komplett den Kopf verlierst!«
Sie lachte. »Falls es nicht schon zu spät dafür ist.«
Krista war nicht nur eine gute Schauspielerin, sie hatte auch ein Talent, Geschichten zu erzählen. Von ihrer ersten Begegnung mit Lasse am Set von Ghostparty , wo sie ein Liebespaar spielten, ihre Annäherung und die Filmküsse, die irgendwann keine Filmküsse mehr waren.
»Und er war so zärtlich, Moon!«, seufzte sie. »Aber das weißt du ja sicher.«
Ja, das wusste ich.
»Wir waren beide nicht sehr gut drauf«, fuhr sie fort. »Ich hatte gerade eine schwierige Beziehung beendet und Lasse kiffte ununterbrochen. Es gab Ärger am Set, weil er oft zu spät kam und den Text vergaß und als wir dann zusammen waren, wurde es noch schlimmer.«
Krista fuhr sich mit einer nervösen Bewegung durchs Haar. Mittlerweile kannte ich sie gut genug, um zu wissen, dass es ein Zeichen von Unsicherheit war.
»Und dann?«, fragte ich vorsichtig.
»Und dann? Dann war der Dreh zu Ende und jeder fuhr wieder nach Hause. Es war eine deutsch-englische Koproduktion und wir drehten in England. Es war mein erster großer Kinofilm, aber für Lasse, nun, er kannte das. Er fuhr weiter zu einem Dreh nach Frankreich und ich zurück nach München.« Sie grinste schief und schnippte mit den Fingern. »Und das war´s.«
»Wie, habt ihr euch nicht ...?«
Sie schüttelte langsam den Kopf. »Nein! Ich habe ein paar SMS geschrieben, aber es kam nie eine Antwort.«
»Du hast ihn nicht zwischen durch mal gesehen? Und in Leipzig, war das ...?«
»Genau. Das erste Mal nach über einem Jahr. Aber es ging, ich war selber erstaunt. Ich bin einfach zu ihm hingegangen und er war nett. Nun, du weißt ja, Lasse ist immer nett.«
Sie schob den Teller mit den zerhackten Salatresten in die Tischmitte.
»Und, Moon? Über was haben wir wohl geredet?«
»Keine Ahnung.«
»Über dich. Er sagte: Ich kenne Moon!« Sie blinzelte. »Sie ist sein neues Opfer, habe ich gedacht.«
»Bin ich das?«
Krista nahm einen Schluck von ihrem Mineralwasser.
»Tja, Lasse hat sich angeblich verändert. Er kifft nicht mehr, er trinkt nicht mehr, er isst sogar kein Fleisch mehr. Aber was das andere angeht – das musst du schon selber herausfinden.«
Wir liefen zurück ins Hotel, holten unsere Schlüssel und fuhren in unser Stockwerk. Vor meiner Tür umarmten wir uns, dann schlenderte Krista drei Türen weiter in ihr Zimmer.
Im Zimmer ging ich als Erstes quer durch den Raum, öffnete die Balkontür und stellte mich auf den kleinen Austritt, der auf die Fußgängerzone hinausging. Die Straße war fast leer, nur ein paar Betrunkene,
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