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Flying Moon (German Edition)

Flying Moon (German Edition)

Titel: Flying Moon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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größer und stärker geworden. Und ich war definitiv kein kleines Mädchen mehr.
    Als den Schlüssel im Schloss knirschen hörten, sahen wir uns fast panisch an. Warum saßen wir hier? Warum hatten wir uns nicht irgendwo versteckt?
    »Moon, Lion?«, hörte ich die tiefe Stimme meines Vaters mit dem leichten amerikanischen Akzent. Auch er klang aufgeregt und nervös. Ich sah Lion an, der sich so stark auf die Unterlippe biss, dass sie blutete.
    »Sicher in ihren Zimmern«, sagte meine Mutter und riss die Tür zur Küche auf. Sie starrte uns überrascht an, während mein Vater vorsichtig an eine der Zimmertüren in der Wohnung klopfte.
    »Paul?«, rief Mom.
    Ich griff unter dem Tisch nach Lions Hand.
    »Sie sind hier.«
    Obwohl ich sicher war, dass ich einen Herzinfarkt bekommen würde, wenn ich ihn sah, war die Begegnung so selbstverständlich, als wäre meine Vater einfach nur für ein paar Wochen verreist gewesen und nun wieder da. Leicht unrasiert, aber in einem T-Shirt und einer Jacke, die ich noch kannte und mit dem üblichen Grinsen, mit dem er sich auch sonst für eine längere Abwesenheit entschuldigt hatte.
    »Hey, Kidos!«, sagte er und kam auf den Tisch zu, wo Lion und ich wie zwei ausgesetzte Kinder saßen und uns nicht rührten.
    »Hi, Dad!«, sagte Lion und ich sah, wie Pa Tränen in die Augen schossen.
    »Hi«, fügte ich mit einer piepsigen Stimme hinzu, die mir vollkommen unbekannt war. Und endlich rührte sich Lion, sprang auf und umarmte Pa. Mom setzte sich sehr leise an den Tisch. Ich stand auf.
    »Moon!«, sagte Pa und breitete seine Arme aus.
    Der nächste Tag war ein Sonntag, doch ich wurde früh wach. Meine Mutter saß in der Küche und baute an einem Modell, die anderen schliefen noch, mein Vater hatte sich in Moms Arbeitszimmer einquartiert.
    Nach einem ruhigen Frühstück mit meiner Mutter rief ich Sophia an. Als sie kam, umarmten wir uns stürmisch.
    »Oh, Mann, habe ich dich vermisst!«, seufzte sie.
    Ich zog sie schnell in mein Zimmer. Sie setzte sich mit gradem Rücken auf meinen Schreibtischstuhl und sah mich erwartungsvoll an.
    »Wie war es?!«
    Ich konnte es nicht länger für mich behalten.
    »Sophia, vielleicht habe ich mich verliebt.«
    Sophia starrte mich verblüfft an. »In Karl?«
    »Nein.«
    Ich erzählte von der Wiederbegegnung mit Lasse, von den Gesprächen auf dem Balkon und unserer letzten Nacht in seinem Zimmer. Sophia hörte mir aufmerksam zu.
    »Und was macht er genau am Filmset?«
    »Er spielt den Jack.«
    »Den Jack? Du meinst ... Lasse Paulsen?«
    Ich strahlte, aber Sophia hatte ihren Therapeutenblick.
    »Okay, Moon. Lasse Paulsen ist ein ziemlich bekannter Schauspieler. Ich meine, er war sogar in Hollywood!«
    »Was meinst du?«
    Sie grinste schief. »Ich meine: LASSE PAULSEN!«
    »Na, und?«
    Sophia lächelte nachsichtig. »Moon, bist du dir sicher, dass ... ich meine, ihr solltet ein Liebespaar spielen, er soll sich im Film in dich verlieben.«
    Ich verstand, was sie sagen wollte: Zwischen Lasse und mir lag mindestens das rote Meer und ich war nicht diejenige, die es teilen konnte. Und seine Gefühle mir gegenüber waren nur gespielt. Verletzt ließ ich mich auf mein Bett fallen.
    »Na ja«, sagte Sophia und zuckte entschuldigend mit den Achseln. Sie stand auf. »Lass uns doch mal im Internet nachsehen, was da über ihn steht.«
    Wir gingen leise in Lions Zimmer. Er schlief immer fest. Als der Computer hochgefahren war, gab ich Lasses Namen in die Suchleiste ein und wählte Bilder aus. Lions Computer war nicht sehr schnell, aber nach und nach wurde ein Bild nach dem anderen geladen. Lasse als sieben-Jähriger, als vierzehn-Jähriger, mit achtzehn. Bei jedem Bild, das sich aufbaute, bekam mein Herz einen kleinen Stich. Agenturbilder, Shots aus Filmen und Schnappschüsse von Filmveranstaltungen und schließlich Premieren und Partybilder. Auf ihnen war Lasse nie allein, genauer gesagt: immer mit irgendwelchen Mädchen zusammen. Sophia stand hinter mir und räusperte sich leise.
    »Ich glaube, seine Freundin ist zurzeit Agnes Loose.«
    Sie tippte auf ein Bild. Ich kannte es. Ich scrollte den Bildschirm weiter herunter. Und dann sah ich noch ein Bild. Bisher war alles, was ich gesehen hatte, nicht sonderlich interessant gewesen. Selbst wenn Lasse vor dem Dreh mit Agnes Loose zusammen gewesen war, das hieß doch nichts. Na und? Genauso wenig wie die anderen Bilder. Es mussten noch nicht einmal Freundinnen von ihm gewesen sein. Aber dieses Foto war etwas anderes. Eine

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