Flying Moon (German Edition)
nachfragen? Er ist vorhin vom Set gekommen. Er hat Zimmer 203, auf dem Gang neben dir. Ich weiß, dass er einen Laptop dabei hat. Ich kann im Moment hier nicht weg, weil ich auf Peer warten muss.«
»Okay.«
Lasses Zimmer lag genau neben meinem. Ich klopfte vorsichtig an und mein Herz pochte so stark, als wollte es selber gegen die Tür hämmern. Nichts geschah. Ich klopfte stärker und auf einmal wurde die Tür so heftig aufgerissen, dass ich mit erhobener Hand erschrocken zurückwich.
»Hi!«
Lasse blickte mich erstaunt an. Er sah müde und erschöpft aus und hatte vielleicht gerade geschlafen.
»Moon?« Er lächelte überrascht.
»Hi! David fragt, ob du ein Laptop hast. Seins ist abgestürzt.«
Lasse nickte, drehte sich um und ging zurück ins Zimmer. Ich sah sein Bett, das aufgewühlte Bettzeug, herum liegende Bücher und Zeitschriften. Er griff in das Chaos und sammelte Laptop und Netzstecker ein und drückte mir beides in die Hand.
»Hier.«
»Danke.«
Wir standen uns unentschlossen gegenüber und nach einer Weile mussten wir beide verlegen lächeln.
David strahlte über das ganze Gesicht, als er mich mit dem Laptop kommen sah. Ich übereichte es ihm, irgendwie stolz, dass ich hatte helfen können.
»Sonst noch was?«
»Äh, Moon, also, nur wenn es dir nichts ausmacht ... Peer ist noch nicht gekommen und ich muss ihm das hier geben.« Er reichte mir eine Kiste mit Filmmaterial. »Die sollen ins Kopierwerk. Kannst du hier den Moment warten, damit ich schnell die Mailsache auf meinem Zimmer klären kann?«
Ich nickte und David sprintete die Treppen nach oben.
»Du hast was gut bei mir!«, rief er von der Treppe aus und hielt einen Daumen hoch.
Ich ließ mich in die Sitzgruppe im Foyer fallen und entspannte mich. Im angrenzenden Restaurant wurde Yesterday gespielt. Ich stellte mal wieder fest, wie gut der Song war. Immer noch. Warum blieben manche Songs zeitlos und andere alterten und zerfielen? Und wenn man ein solches Stück komponierte, wusste man dann schon, dass es für die Ewigkeit war? Und war es mit Gefühlen genauso? Konnte man sich sicher sein, wie lange sie hielten?
»Hey, Moon!«
Krista und Karl kamen mit Peer vom Set. Ich stand auf und reichte Peer die Filmrollen.
»Hier von David. Die sollen ins Kopierwerk.«
Peer nahm die Kiste und zog gleich wieder los.
Krista und Karl lachten und alberten herum. Sie hatten Sandwichs vom Dreh mitgebracht.
»Picknick und Kino bei mir!«, rief Krista und warf Karl ihren Zimmerschlüssel zu.
»Ich hole nur noch was zu trinken! Moon, hilfst du mir tragen?«
Sie verschwand im Hotelrestaurant und ich folgte ihr. Karl ging nach oben. Mir war nicht ganz klar, wie das Verhältnis zwischen Krista und Karl war und ob ich vielleicht sogar störte, also fragte ich vorsichtig.
»Ist das eine Gruppenveranstaltung?«
»Natürlich!«
»Und Karl?«
»Alles okay! Wir haben über alles gesprochen. Ich bin kein schreckliches Monster mehr für ihn«, sagte Krista locker.
»Ich dachte eigentlich, es war eher das andere Problem.«
Sie grinste. »Ach, Moon!«
Doch ich war immer noch misstrauisch oder vielleicht eher beunruhigt.
»Wie war denn die Szene?«
»Die Szene? Du meinst den Kuss? Es ging überhaupt nicht, also habe ich Uli gesagt, ich will mit Karl reden.«
»Reden? Über was kann man denn da reden?«
»Nun, ich habe Karl erklärt, dass er sich in der Szene wohl fühlen muss und so weiter und dass er mich nicht richtig küssen muss und dass ich verstehe, wenn wir das unter Umständen nur andeuten und so.«
»Hätte Uli das denn akzeptiert?«
Sie wischte meine Bemerkung einfach mit einer ausladenden Handbewegung weg.
»Jedenfalls hat dann alles gut geklappt.«
Kristas Zimmer war identisch mit meinem. Ein Schlafraum, ein Badezimmer, ein großes Doppelbett, zwei Nachtische, eine Sitzgruppe mit zwei Sesseln und einem Couchtisch, ein Schreibtisch mit Fernseher. Karl hatte die Sandwichs schon auf den Tisch gelegt und sah MTV als wir kamen.
»Lasse kommt auch!«, rief er gut gelaunt.
»Ach, ja?«, sagte Krista und stellte eine Flasche Wein und Mineralwasser auf den Tisch.
»Ja, ich habe ihn auf dem Gang getroffen.«
Es klopfte. Krista riss die Tür auf und hielt Lasse die geöffnete Hand hin. »Kinotag! Nur fünf Euro.«
Lasse grinste. »Ich habe eine Freikarte.«
»Oh, eine Freikarte, wie konnte ich das vergessen.«
Sie boxte Lasse leicht und zog ihn dann herein.
»Was läuft denn im Kino?«
»Tja, wir diskutieren noch.«
Lasse schob die
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